[Do, 7.3.2024 – Lieferando oder Linkedin, True Detective, Winwinwinwin]

Wenn ich in meinem Browser „Li“ eingebe, kommt nicht Linkedin, sondern Lieferando. Ich finde das gut. Es gibt immer wieder Zeiten, in denen sich das dreht. Das waren meist keine guten Zeiten.

Heute gaben wir den Mitarbeiterinnen in der Firma die Trennung bekannt. Ich werde die Firma verlassen. Auf gegenseitigem Wunsch. Nachdem zuerst der CPO gehen musste, danach der CEO, ist jetzt der CTO dran. Also ich. In meinem Browser wird das „Li“ bald wieder Linkedin aufrufen.

Ich werde vorerst weiterarbeiten. Wir tauschen uns noch über die Bedingungen aus, ausserdem werde ich meinen Nachfolger einarbeiten. Aber es geht jetzt dem Ende entgegen.

Das war auch der Grund, warum es hier zwei Tage lang still war. Es ist aber keine Niedergeschlagenheit. Ich konnte nur noch nicht davon berichten. Und andere Dinge sind nicht passiert.
Obwohl. Das stimmt gar nicht. Ich habe viele Feierabendbierchens mit meiner Frau getrunken. Und wir sind wieder in diese Popup Pizzeria in die Eckertstrasse gegangen.

Ausserdem haben wir die vierte Staffel von True Detective geschaut. Sie hat mich nicht so mitgenommen wie erwartet. Meine Erwartungen waren aber auch ziemlich hoch. Zum einen, weil die erste Staffel so episch war und weil die vierte Staffel versprach, an die Qualität der ersten Staffel heranzukommen. Aber mit einer weiblichen Besetzung im arktischen Alaska. Meine Erwartung an der Serie war, dass sie meine Lieblingsserie dieser Dekade werden könnte. Das trat aber nicht ein.

Ich kann gar nicht genau sagen was mir daran nicht gefiel. Zwar mochte ich die Figuren, vor allem die Profiboxerin Kali Reis, die in der Serie den State Trooper Navarro spielt. Und ich mochte diese von Frauen getragene Geschichte und auch die erwartbaren Konflikte mit Männern in diesem arktischen Alaska. Aber die Backgroundstories interessierten mich nicht genug. Ich fand sie zu belanglos und auch unglaubwürdig. Und ich konnte den Antrieb der Handlungen nie ganz nachvollziehen. Kann sein, dass mir durch die Geschehnisse auf der Arbeit vielleicht etwas die Hingabe an der Geschichte fehlte, aber ich fand sie nicht besser als beispielsweise „Fortitude“. Dafür war Fortitude stringenter und sie hatte den entscheidenden Vorteil, dass sie in Longyearbyen spielt. Spielen soll.
Aber ich kenne einige Menschen, die von der vierten True Detective schwärmen. Also was solls.

Heute Mittag nutzten der verbliebene CEO und ich die To Good to Go-App. Für 4,70€ konnten wir damit am Buffet im Scandic Hotel am Potsdamer Platz bedienen. An der App gewinnen alle: 1) Scandic kriegt noch etwas Geld für die Buffetreste anstatt sie wegwerfen zu müssen, 2) ich kriege für wenig Geld eine grosse Portion guten Essens, 3) kein Essen muss weggeworfen werden 4) und die App-Betreiber verdienen zudem an der Provision. Winwinwinwin.

Heute ging in Longyearbyen übrigens wieder die Sonne auf. Zum ersten Mal seit 4 Monaten.

Und morgen fahren wir nach Minden. Wir werden alte Berliner Freunde besuchen. Ich weiss nicht, ob ich von da aus berichten kann. Eventuell ist es hier wieder zwei Tage ruhig.

3 Kommentare

  1. Bin eigentlich auch ein Fan von TGTG, am schönsten ist es dass es das auch in anderen Städten gibt, habe also auch meine Favoriten in sagen wir mal Paris und Wien im Blick. In Wien hab ich übrigens für 10 EUR mal eine gemischte Knödelbox mit ca. 20 Knödeln bekommen, nur war es gemischt süß und deftig, es wurde dann aber bei uns ein äußerst beliebtes Knödelroulette. Ich erwarte aber, daß es sich durch die Mechanismen des freien Marktes, der ja auch schon Airbnb in einen Alptraum der Mietlandschaft verwandelt hat, über kurz oder lang in etwas ganz Schlimmes konvertiert. Die Tafeln zB berichten schon, daß sie weniger Essen von den Supermärkte bekommen, weil die jetzt „nachhaltiger“ wirtschaften und weniger weg muss. Was mit „nachhaltiger“ gemeint ist, ist, denke ich dann, eben TGTG (Edeka etc), oder die Rettertüte im Lidl, nur kann sich das halt dann jeder greifen, so ne Tüte für 3 EUR, nicht nur die Sozialschwachen. Genauso holen sich die TGTG Kunden bei den Bäckereien die Sachen ab, die sonst eben ein Freiwilliger zur Tafel gebracht hätte. Denke auch, daß viele Restaurants dann auch anfangen werden, bewusst für den after Sale zu produzieren, habe schon in einigen Fällen Entwicklungen zum geschäftsmäßigeren gesehen, das ist für mich dann leider kein WIN/WIN mehr sondern eher fühle ich mich leicht dumm, wenn ich extra den Weg mache, um was abzuholen, was sonst auch nicht viel teurer gewesen wäre. Natürlich freue ich mich auch, wenn ich was leckeres billig bekomme, gleichzeitig würde ich aber den Vorteil niemandem wegnehmen wollen, der ihn dringend braucht. Das finde ich halt insbesondere bei den Supermärkten mies. So ein kleiner Betrieb, und mit den gestiegenen Energiekosten, da würde ich es den Bäckern nicht übelnehmen, aber die Supermärkte könnten sich da echt ein bisschen mehr soziales Mitdenken leisten. Obwohl, natürlich die merken auch die aktuelle Kostenkrise, aber bei LIDL heißt das: „Nur“ 1,64 Mrd. EUR Gewinn im letzten Jahr.
    https://www.businessinsider.de/wirtschaft/handel/nettorendite-von-zwei-prozent-der-gewinn-von-lidl-ist-eingebrochen-laut-einem-bericht

  2. Es gab mal einen Artikel, der beschreibt, warum jede Platform irgendwann shitty wird. Was du beschreibst und voraussiehst, ist genau diese Entwicklung im Schnelldurchlauf. Irgendwann wird es Teil des Aftersales.

    Das mit den Tafeln ist allerdings schlecht. Den Effekt hatte ich nicht erwartet.

  3. Hier so ein Artikel dazu:
    https://www.rbb24.de/wirtschaft/beitrag/2023/10/tafeln-lebensmittel-knappheit-supermarkt.html
    Ich finde es halt auch schade, daß die Supermärkte da offensichtlich was gutes getan hatten, aber nur im Sinn von „bevor’s verkommt, schenken wir’s her“, und dann, wenn es darum geht, die Ausgaben zu verschlanken, sofort an dem Punkt ansetzen. Ich habe mir mal kurz die Wikipedia Seite zu Lidl angeschaut, bin aber noch nicht ganz durchgestiegen. Denn einerseits laufen die Gewinne von Lidl wohl in eine Stiftung, aber wie viel spendet die? Bekomme auch leichte Abstoßungsreflexe, weil unten im Schema eine Immobilienverwaltung hängt. Ich schaue mir das nochmal genauer an. Verstehe halt nicht, daß man da genau an den Tafeln zu sparen anfängt, aber dann einen Lehrstuhl für Wirtschaftsethik finanziert. 🙁
    https://de.wikipedia.org/wiki/Dieter_Schwarz_Stiftung

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