[so, 31.3.2024 – Osterfrühstück, Grabstätten, Chirurg, THC]

Morgen Osterfrühstück bei meiner grösseren Schwester. Meine Mutter ist da, die drei Kinder und mein Schwager. Ich sitze an jener Seite des Tisches, an der es den Käse und den Schinken gibt. Man macht sich über mich lustig, dass ich morgens herzhaft speise und nicht süss. Ich nehme es hin. Wenn es Käse gibt, bin ich unempfindlich. Meine Schwester macht neuerdings in Ahnenforschung. Sie zeigt mir den Stammbaum und verschiedene Dokumente. z. B. eine fotografierte Kopie des gefälschten Testaments meines Urgrossvaters.
Neue Erkenntnisse gibt es nicht, meine Vorfahren sind weiterhin Bauern. Keine berühmte oder feingeistige Menschen. Aber ich werde den verlinkten Blogtext um einige Personen erweitern müssen.

Wir reden über Grabstätten. Meine Schwester möchte in Südtirol begraben werden. Ihre Präferenz ist sehr deutlich. Sie könne sich vorstellen, im Dorf meiner Mutter unter der Erde zu liegen. Meine Mutter hat hingegen tausende Gedanken zu ihrer letzten Ruhestätte. Ein paar Teile hier und ein paar Teile da im Laufe des Gespräches spitzt es sich aber darauf zu, dass sie neben ihrer Mutter aufbewahrt werden möchte. Da sie aber eine Einäscherung vorzieht, darf sie nicht im Familiengrab untergebracht werden, sondern in jenem neumodischen Teil des Friedhofes, in dem die Urnen aufbewahrt werden. Ausserdem sind ihr auf dem Friedhof des Dorfes die Grabsteine zu klobig, sie möchte etwas Bescheideneres, der Stein sollte halb so gross sein, wie die Regeln es vorgeben. Es wird schwierig. Danach hat sie wieder andere Ideeen. Meine Schwester und ich bitten sie, einen verbindlichen Wunsch niederzuschreiben, damit wir genau wissen, wie wir nach ihrem Tod vorzugehen haben. Wenn sie das nicht tut, begraben wir sie nämlich neben ihrer verhassten Schwester. Sie erschrickt von dieser Drohung, danach kann sie aber darüber lachen.

Im Krankenhaus wird meine Mutter nicht müde, von einem Chirurgen zu erzählen. Meine Mutter ist schon seit zwei Jahren auffallend vergesslich. Die Vergesslichkeit war anfangs noch lustig, mittlerweile aber nicht mehr. Vor allem im Hinblick, dass sie alleine wohnt und körperlich noch fit ist wie eine Gämse.
Der Chirurg heisst Urban und stammt aus dem Dorf meines Vaters. Ich kenne ihn nicht gut. Als wir ins Dorf meines Vaters zogen, war ich bereits 15 Jahre alt und ich hasste dieses Dorf vom ersten Tag an bis heute, ich hatte mich nie um ein Sozialleben in jenem Dorf bemüht. Ein paar Freunde machte ich dennoch.

Der Vater des Chirurgen Urban arbeitete damals in irgendeinem Labor. Nun geschah es, dass ich einmal von den Carabinieri in Auer mit 1,2g Haschisch erwischt wurde. Das war sehr schlechtes, gestrecktes Haschisch. Das Haschisch wurde in das Labor des Vaters geschickt. Monate später erhielt ich ein Schriftstück per Post, in dem der THC-Gehalt der Rauchware aufgelistet wurde. Das Dokument enthielt die Unterschrift dieses Mannes. Seitdem schauten mich der zukünftige Chirurg, sein Bruder und sein Vater immer mit argwöhnischen Blicken an.

Das ist die einzige Assoziation, die ich zu ihm habe. Meine Mutter wiederholt mehrmals am Tag, dass „übrigens“ der Urban hier arbeiten würde. Ich bin froh, dass ich ihn in diesen Tagen nicht begegnete.

Abends ging ich mit meinem Vater und dem Freund meiner kleinen Schwester ins Försterbräu an der Freiheitsstrasse. Ich ass ein Carbonara Risotto und trank Forstbier. Es war ein netter Abend unter Männern. Natürlich redeten wir über meine kleine Schwester.