Wir gingen heute auch ins Kino. Zu „The Zone of interest“. Ich hatte ein wenig Angst vor dem Film, ich wollte ihn aber unbedingt im Kino sehen, weil er offenbar mit einer beeindruckenden Audiospur unterlegt ist. Wenn wir ins Kino gehen, dann will ich eigentlich nur noch ins UCI Luxe am Uber Platz an der Oberbaumbrücke. Oder in kleine Programmkinos. Aber lieber ins UCI Luxe, wegen der ultrabequemen und elektrisch verstellbaren Sitze. Wenn die Sitze voll ausgefahren sind, kann man darin faktisch liegen.
Nun. Der Film. Ich fand ihn ganz okay. Aber in seiner Gesamtheit war er doch eher enttäuschend. Ich finde die Tätersicht ja ungemein interessant. Vor allem im Hinblick auf die gegenwärtige Weltlage. Wie viele Menschen unbewusst wieder Täterrollen einnehmen und etwas Gutes darin sehen. In Russland, die Trumpisten, AfD-Wählerinnen, auf Social Media. Aber auch in den kleinen, alltäglichen Rassismen. Der Film lieferte für mich keine neue Erkenntnis. Dass das Böse unbewusst passiert und niemand sich als Böse betrachtet, sondern die meisten Menschen einfach nur ihre Rolle unter den vorgegebenen Bedingungen spielen, wusste ich vorher auch schon.
Auch taugt der Film nicht im aufklärerischen Sinne. Dafür ist er nicht mainstreamig genug. Er ist zu künstlerisch. Zu wenig unterhaltsam. Damit wirst du bestimmte Wählermilieus nicht erreichen. Damit ist es halt wieder ein Film für die ohnehin aufgeklärten Schichten.
Auch wenn ich den künstlerischen Aspekt des Filmes durchaus mochte. Diese zwingenden langen Szenen, in denen das Ehepaar Höss als Herrenrasse so etwas wie Glück aufrechtzuerhalten versucht. Und drumherum immer dieses leise entfernte Hundebellen, das Schreien. Ab und zu Schüsse. Auf den künstlerischen Aspekt will ich gar nicht eingehen. Aus dieser Perspektive ist es durchaus ein gelungener Film. Mehr aber auch nicht.
Man müsste einmal eine Geschichte verfilmen, die von einer charismatischen, sympathischen und auch gütigen Hauptfigur getragen wird, mit der sich das Publikum identifizieren kann. Eine Figur, die dann Stück für Stück immer bösere Dinge tut, dabei aber grundsympathisch bleibt und die Taten auch dermassen rechtfertigen kann, dass man sie selber auch tolertiert oder sogar unterstützen würde. Ohne moralischen Unterton. Eine Figur, die dich einlädt, alle ihre Taten bis zum Schluss gut zu finden. Wo man erst nach dem Film versteht, was da gerade passiert ist.