[Mi, 29.5.2024 – Dialog, Einbürgerung, Elternbeziehungen]

Wie immer, wenn man mit einer läufigen Hündin unterwegs ist und sich ein Kontakt nicht vermeiden lässt, frage ich die Frage:

Ich: Ist er unkastriert?
Er: Ja.
(Wir beobachten die Hunde, es passiert aber nicht viel)
Ich: Er scheint sich aber nicht für sie zu interessieren.
Er: Ja. Sein Ding sind eher unkastrierte Rüden.
Ich: Unkastrierte?
Er: Ja.
Ich: Lustig.
Er: Ja finde ich auch.
(wir lachen)
Ich: So ist das halt manchmal.
Er: Genau.
Ich: Schwulsein kommt in der Natur ja viel vor.
Er: Hunde waren schon schwul, bevor es modern wurde.
Ich: Ja stimmt.
Er: Ja total.
Ich: Dass er auf Unkastrierte steht, ist aber noch mal ein sehr spezieller Kink.
Er: Ja total.
(Wir schauen belustigt)
Ich: OK, wir gehen frühstücken.
Er: Ja, wir auch. Tschüss.

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Ich habe jetzt einen Termin für den Einbürgerungstest. Er findet Ende September statt. In Angermünde. Das sind 1 Stunde und 14 Minuten Autofahrt. Es hätte einen weiteren Termin ein paar Tage früher gegeben, für jenen Test hätte ich aber nach Senftenberg fahren müssen. Das sind ganze zwei Autostunden. Dann lieber Angermünde.
Dieses Land will mich nicht.

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Später treffe ich das Frauchen von Wallace. Wallace ist ein unkastrierter Rüde, der sehr seinen Hormonen erlegen ist. Das ist bei ihm dermassen stark ausgeprägt, dass das Frauchen ihn zu gewissen Jahreszeiten konsequent an der Leine hält, weil er wie verzaubert irgendwelchen Weibchengerüchen hinterherläuft. So auch heute.
Als wir uns nähern, gebe ich ihr zu verstehen, dass meine Hündin läufig ist, ich schlage ihr aber vor, die beiden zu testen. Vor allem, damit ich weiss, wie sehr sich unkastrierte Rüden noch für sie interessieren. Wallace ist natürlich sofort interessiert und steckt seine Schnauze in ihre Vulva. Meine Hündin knurrt ihn aber weg und er hält sich fortan auf Abstand.
Die Halterin ist erstaunt und auch ein bisschen stolz. Sie sagt, sie würden das gut üben. Wir quatschen ein bisschen hin und her und dann beschliessen wir, ein Stück gemeinsam zu laufen. Sie möchte nämlich mit ihm üben, dass er entspannt und folgsam neben einem läufigen Weibchen laufen kann. Der Spaziergang funktioniert einwandfrei.

Ich erzähle von meiner geplanten Reise mit meinem Vater. Dass wir Mitte/Ende Juni mit dem Auto zum Polarkreis und zum Nordkap fahren. Ich erzähle ein bisschen über meinem Vater und meine wenig existierende Beziehung zu ihm. Sie ist unerwartet begeistert von diesem Plan, sie sagt, das soll ich unbedingt tun. Sie fragt mich auch, ob ich Tagebuch führe, ich sage “ja ich schreibe Tagebuch”. Das findet sie super und wichtig für diese Reise, damit ich das später auch alles reflektieren kann. Ich erwähne nicht, dass das dieses Tagebuch im Internet stattfindet.

Daraufhin erzählt sie mir von ihrem Vater und ihrer Mutter. Zu denen sie vor 5 Jahren den Kontakt abgebrochen hat. Wie sie eigentlich immer beschimpft oder beleidigt wurde. Ihre Mutter eröffnete ihr, dass sie gar nicht mehr schwanger hatte werden wollen, als sie in ihrem Bauch war. Ihr älterer Bruder wurde geliebt und sie wurde beschimpft. Verstanden hat sie das nie. Beschimpft und beleidigt zu werden empfand sie als normal. Seit sie den Kontakt abgebrochen hat, geht es ihr besser.
Ihr Vater rief sie vor zwei Jahren einmal an und beleidigte sie nach zwei Sätzen. Sie fragte ihn, ob er besoffen sei. Dann legte sie auf.

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