Am Samstagabend feierte ich mit einer Freundin aus dem Fanclub ihren Geburtstag. Heute schlief ich deswegen lange und ich fand mich nicht in der Stimmung, darüber zu schreiben. Es war ein kurzweiliger Abend im „Biergarten am kleinen Tiergarten“ in Moabit. Der Name dieses Biergartens schreit förmlich nach einem Wortspiel, das Wortspielregister bringt allerdings keine brauchbare Wortschöpfung hervor.
Heute früh um 5 wurde ich von der Morgensonne geweckt. Ich zog das Verdunkelungsrollo herunter, das ich sonst wirklich nie verwende. Ich konnte dadurch wesentlich länger schlafen. Vielleicht sollte ich das öfter mal probieren.
Ich bin gespannt, wie das nächste Woche mit der Mitternachtssonne sein wird. Bisher war ich nur im Winter in den arktischen Gegenden oder eben letzten Spätherbst in Longyearbyen. Die nördlichste Junisonne kenne ich sonst nur von unserem schwedischen Sommerhäuschen, aber das ist aus Sicht der Arktis ja fast Südeuropa. Es wird dort zwar nicht mehr richtig dunkel, am Horizont sieht man die ganze Nacht noch einen hellen Streifen, aber es fühlt sich trotzdem noch nach einer Art Nacht an. Nächste Woche ab Mittwoch, werde ich verschiedenen Stufen der Breitengrade und der Junisonne erleben. Das mit den Breitengraden geht so: 0 Grad ist der Äquator, 90 Grad Nord ist der Nordpol, 90 Grad Süd ist der Südpol. Meine Welt sieht so aus:
00 = Äquator
46 = Südtirol
52 = Berlin
57 = Göteborg
66 = Polarkreis
70 = Nordkap
78 = Longyearbyen/Spitzbergen
90 = Nordpol
Ab Breitengrad 56 fangen die weissen Nächte an. Dort beginnt etwa die nautische Abenddämmerung. So kenne ich das auch von unserem Haus in Schweden (Breitengrad 57), ab 60 beginnt die bürgerliche Dämmerung, das bedeutet, dass man im Freien kein künstliches Licht mehr braucht. Der Name kommt wahrscheinlich daher, dass bei diesen Lichtverhältnissen noch die Bürger unterwegs sind und man mit dem Kiffen also besser aufpasst.
Neu wird für mich der Bereich zwischen 57 und 66 sein, also der Bereich zwischen der nicht ganz dunklen Nacht in Västra Götland (57), und dem Polarkreis (66), wo die Sonne gerade überm Horizont bleibt. Ab Stockholm, also Breitengrad 59, kann man nachts auch draussen lesen. In Göteborg habe ich das einmal versucht, ich konnte die Buchstaben in der Zeitung erkennen, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich hätte lesen können, zum einen hatte ich meine Lesebrille nicht dabei und andererseits war möglicherweise auch das Schriftbild zu klein und wenn man nachts schlaftrunken auf einen Text schaut, sind die Augen auch schlichtweg noch zu schwach, vor allem in meinem Alter, ich kann es also nicht mit Sicherheit sagen.
Am Mittwoch werden wir in Gävle sein. Breitengrad 60. Ich werde nachts aufstehen, mir die Lesebrille aufsetzen und ein Buch in die Hand nehmen. Die Nacht darauf schlafen wir in Umea, das ist auf 63 Grad. Ich bin auf den Unterschied gespannt. Eine Nacht später sind wir bereits in Jokkmokk am Polarkreis, dort schauen wir dann der Sonne zu, wie sie den Horizont streift. Und die darauffolgenden Tage werden wir im Tageslicht verbringen.
Hier auch eine schöne Grafik, die die Dämmerungen zur Sommersonnenwende zeigt. Aus Wikipedia.
Und so sieht die Reise nächste Woche ungefähr aus: