[Mo, 10.6.2024 – Wahlen, Volt, Matratzen]

Das Ergebnis der Europawahl war dann wenigstens nicht überraschend. Aber Macrons Auflösung des französischen Parlaments zog mich einigermassen runter. Damit ist nun der Weg für Marine Le Pen freigeräumt. Andererseits sind die Rechten in Skandinavien erfreulicherweise wieder auf dem Rückmarsch.

Abends hatte ich den Kennenlern-Call mit der Volt-Partei. Der Aufnahmeprozess für Neumitglieder verläuft in mehreren Stufen. Heute waren wir in einer Runde mit zehn Leuten. Alle erzählen sie ihre kurze politische Geschichte. Meine geht so: linksradikaler Background, später eher mit grün sympathisiert, aber nie restlos überzeugt gewesen. Da ich nicht wählte, musste ich mich nie wirklich irgendwo im Parteienspektrum zuordnen. Und dann lobende Worte über Volt über die progressiven und pragmatischen Visionen.

Die anderen im Call kommen aus dem Rest der Republik. Es sind es alles ehemalige Grün- oder SPD-Wählerinnen. Das hatte ich nicht erwartet. Ich hatte gehofft, dass sich auch Abtrünnige aus anderen Parteien bei Volt wiederfinden, gerade wenn es um Wirtschafts- Finanz- oder Verteidigungsthemen geht, ist die rot-grüne Blase ja eher immer ein Kindergartenfeld. Man wird sehen, wohin sich die Partei entwickelt, vielleicht wird man sie in 30 Jahren lediglich mit den Anfängen des Bündnis90/Grüne vergleichen. Die historische Einordnung kennt man immer erst später.
Für die ehemaligen SPD-Mitglieder war Olaf Scholz‘ Ernennung als Kanzler der Grund des Austritts. Die Cum-Ex Geschäfte haben viele nicht akzeptiert. Ehemalige Grünwählerinnen hingegen empfinden ihre vormalige Partei als ideologisch, festgefahren und die Ampel tut ihr übriges. Überhaupt Ampel. Bei allen ein Thema.

Der Call dauerte anderthalb Stunden. In den nächsten Tagen wird sich jemand mit mir für ein Einzelgespräch in Verbindung setzen und dann schauen wir weiter. Dieser Einsatz der Leute. Das mag ich. Es ist sicherlich einfach, wenn eine Partei gerade im Wachstum ist und alle noch sehr euphorisch sind. Es gibt dieses Licht.

Ich werde mich künftig also parteipolitisch beschäftigen. Politische Themen kommen in meinen Tagebucheinträgen kaum vor. Ich wurde schon mehrmals gefragt, warum das so ist. Die Tagespolitik spielt schliesslich eine nicht unwesentliche Rolle in meinem Leben. Die Frage kann ich aber nie gut beantworten. Zum einen geht es hier vornehmlich um die Bewältigung des Alltags. Und über politische Themen zu schreiben liegt mir nicht. Das tat ich früher oft, aber ich komme mir beim Lesen meiner politischen Schriften immer etwas fremd vor. Vor allem sind Entscheidungen im politischen Tagesbetrieb immer sehr volatil, einen Tag später darüber zu schreiben ist oft zu spät, die Dinge sind schon verflossen. In meinem täglichen Leben versuche ich vor allem ein besserer Mensch zu sein. Ja wirklich. Richtige Dinge tun, vorangehen und richtige Dinge tun. Auch eine Gelassenheit zutage bringen. Menschen mögen.

Das gelingt mir zum Glück nicht immer.

Was ist sonst noch passiert. Ich fuhr mit der Matratze zum Recyclinghof. Spannend. Bleiben noch zwei Matratzen zum Entsorgen übrig. Die eine ist morgen dran, die andere übermorgen. Wobei ich die Letzte als Gästematratze einsetzen möchte. Sie ist zwar nur 70cm breit, aber einwandfrei, ich nutzte sie auch bisher als Gästematratze und hatte mit dem alten Bett einen geeigneten Ort, sie aufzubewahren. Mit dem neuen Bett habe ich keinen Platz mehr dafür. Ich brauche kurzfristig eine geniale Stauidee dafür. Sonst kommt sie weg.

Und während ich das schreibe, merke ich, dass ich zusehen sollte, die Matratzen zu spenden. Auch die andere ist noch halbwegs intakt. Sie hat nur leichte Flecken, aber sie ist nicht durchgelegen. Wenn ich oben schon schreibe, dass ich ein guter Mensch sein will, dann kann ich mich schon etwas mehr anstrengen. Auch dafür ist das Tagebuch gut. Mich zu ertappen.

Edit: Matratzen werden nirgendwo angenommen. Ich kanns ein bisschen verstehen. Andererseits: In Hotelbetten schlafen wir ja auch.