[Mo, 8.7.2024 – Phantomschmerzen, Hängetag 2, Seitan]

Es ist so ungewohnt, die Hündin nicht bei mir zu haben. Wenn ich meinen Bürostuhl bewege, fürchte ich immer, über ihre Pfoten zu fahren, wenn ich nachts aufs Klo gehe, achte ich darauf, nicht auf sie zu treten, den Kühlschrank öffne ich leise, damit sie nicht glaubt, es gäbe etwas für sie, wenn ich nachts Reels auf Insta öffne und das Audio Krach macht, dann erschrecke ich mich mehr für sie, als dass ich selber erschrecke.

Jetzt ist sie weg. Meine Reaktionen bleiben aber. Dann fällt mir immer ein: Achso. Sie ist ja gar nicht da. Abstellen kann ich es nicht. Dafür müsste sicherlich etwas Zeit vergehen. Ich merke jetzt erst, wie doof das mit dem Stuhl ist. Ich sitze immer verkrampft, so kann man die Rollen gar nicht richtig nutzen. Vielleicht nehme ich die Rollen besser ab.

Heute hing ich einen zweiten Hängetag hintendran. Keine Verabredung, keine Aufgaben, keinen Plan. Ich habe ein sehr starkes Bedürfnis runterzukommen. Niemanden sehen, mich langweilen, hängen. Die letzten Wochen waren anstrengend. Bei Plants vs. Zombies schlage ich momentan alle meine Rekorde. Abends ging ich zu Edeka. Weil meine Augen so brannten, war der Einkauf unangenehm, ich schaute fast ständig nach unten. Es muss an der hellen Sonne gelegen haben, weil in der Wohnung geht es meinen Augen mittlerweile besser. Auch schaffte ich es relativ unkompliziert, meinen Augen die Salbe zu verabreichen. Ich hoffe, das Brennen ebbt ab. Morgen habe ich ein Bewerbungsgespräch, es wäre ganz nett, wenn ich nicht mit zwei roten Ampelleuchten im Gesicht auftauche.
Überhaupt: mich körperlich wohlfühlen. Das ist die Voraussetzung für ein gutes Auftreten. Ich testete die Hemden. Ich kleide mich in den letzten drei oder vier Jahren eher sportlich, Hemden gehören dummerweise seitdem nicht mehr zu meinem täglichen Outfit. Was ich sehr schade finde, andererseits will ich das gerade auch nicht ändern, mein Bauch sieht in engen Tshirts besser aus als in engen Hemden, wo die Knöpfe zahlreiche 8-er formen. Für ein Bewerbungsgespräch ziehe ich aber besser ein Hemd an. Und lange Hosen. Lange Hosen. Morgen wird es 32 Grad messen. Lange Hosen und lange Hemdärmel bei 32 Grad. Nach dem Gespräch werde ich Spiegeleier auf meinem Bauchvorsprung zubereiten können.

Blöde Metapher. Dass Spiegeleier immer herhalten müssen, wenn etwas auf einem Provisorium gebraten werden soll. Motorhauben, Steinplatten und jetzt auch Bäuche. Ich könnte genau so gut Seitanwürstchen auf meinem Bauch zubereiten.

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