[Di, 9.7.2024 – rote Augen, Umplanung]

Die Bewerbung war nix. Manchmal kommt keine Chemie auf. Der Geschäftsführer war ein ausgesprochener Overperformer Anfang vierzig, der in allen Themen involviert ist, ich ahne, wie es dort um die Firmenkultur bestellt ist. Auch wenn die Personalerin nicht müde wurde, mir zu erzählen, dass die Firma eigentlich wie eine Familie sei. Es ist ihr erster Job. Sie ist die Stelle letzten Dezember angetreten. Sie ist sehr überzeugt.

Auch glaube ich, keine gute Performance hingelegt zu haben. Zum einen sass ich etwas müde und mit roten Augen am Tisch und ich kam auch so gut wie nicht zu Wort. Ob es an mir lag oder ob der Geschäftsführer auch ein schlechtes Gefühl hatte und einfach nur ein Programm abspulte, ist schwer zu sagen. Nachdem ich den Wortschwall 20 Minuten über mich ergehen hatte lassen, sagte ich aber auch, dass sie eigentlich keinen CTO brauchen, sondern einen guten Scrum Master. Das fand er einen guten Einwurf von mir, ist aber für jemanden, der sich auf die CTO Stelle bewirbt, keine sehr kluge Aussage. Aber es ist mir egal, ich will nicht für etwas eingestellt werden, das nicht passend ist. Im nächsten Monolog erklärte er mir allerdings, wie er sich die CTO Rolle vorstelle und warum er doch lieber einen CTO sucht und nicht eine juniorigere Person. Seine Erklärung klang schlüssig. Nach zwei Stunden war ich wieder draussen. Mein Headhunter hatte mich gebeten, ihn gleich anzurufen. Ich teilte ihm mit, dass das wahrscheinlich nix wird. Weder von meiner Seite noch von deren Seite. Zwar seien wir mit offenem Ausgang auseinandergegangen, ich würde mir Gedanken machen und er betonte, ich hätte auch die Möglichkeit mit weiteren Mitarbeitern zu reden, aber das war eher Formsache.

Im Laufe des Tages wurde mir aber klar, dass ich diesen Job nicht will.

Am Abend würde ich mit Benny ausgehen, daher bereitete ich meine Reise vor. Ich packte und räumte das Auto um. Auch tauschte ich einen meiner Scheibenwischer aus. Und ich checkte das Öl. Ich fühlte mich sehr erwachsen, während ich das tat.

Danach sagte Benny ab. Er ist krank. Da ich mit meinen brennenden Augen auch nicht das beste Gefühl hatte, kam mir das eigentlich ganz gut gelegen. Da ich mit Benny vermutlich Alkohol trinken werde, hatte ich meine Abfahrt nach Schweden extra auf den Donnerstag verlegt. Mittwoch würde ich besser ruhen. Jetzt machte es aber keinen Sinn, einen weiteren Tag in Berlin zu bleiben, also beschloss ich, schon am Mittwoch aufzubrechen. Ich brachte also die Wohnung auf Hochglanz, buchte die Fähre und machte mich reisefertig.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert