werbung, das isses irgendwie nicht

Werbung in Blogs? Kann man machen, muss man aber nicht.
Bei allem Respekt oder gar Bewunderung gegenüber einigen werbenden Blogs, aber das Bedürfnis, mit einem Blog Geld zu verdienen habe ich noch nie nachvollziehen können. Aber meinetwegen, man kann es machen. Ich will darüber kein Urteil fällen.

Ich bin zugegebenermaßen kein großer Freund von Werbung, Werbung ist nichts, Werbung ist Weitergabe von Produktnamen ohne diese zu empfehlen, Werbung ist Weiterverkauf von Weiterverkauf, es basiert auf nichts, es wird nichts gemacht im Sinne von Tun, von Herstellen, von Hervorbringen, Werbung wirbt und nichts weiter. Zudem sind mir die meisten Firmen hinter den umworbenen Produkten höchst zuwider.

Jetzt kann man Adical als Die Guten ansehen, das kleinere Übel sozusagen, wenn schon Werbung dann lieber in der eigenen Hand, dann hat man ein Wörtchen mitzureden. Versteht mich nicht falsch, mag jeder seine Werbung schalten, mag jeder Geld mit dem Blog verdienen wollen, wenn es mir zu bunt oder zu aufdringlich wird oder mir der Inhalt nicht mehr passt, dann bleibe ich von selber weg.

Aber, liebe Jungs und Mädls: Werbung als finanzielle Basis? Nö das isses irgendwie nicht. Von Digitaler Bohemme hätte ich etwas kreativeres erwartet.

(Nachtrag: Kid beim Rebellmarkt über Blogs und Geldverdienen. Via Anke, die auch darüber schreibt)

13 Kommentare

  1. Darüber kann man denken, wie man will. Ich hatte am Donnerstag kurz die Gelegenheit, mit Johnny Haeusler ein paar Worte zu wechseln. Spreeblick ist sehr zeitaufwendig und für die beteiligten Personen mittlerweile ein Full-Time-Job. Und entweder kommt da nun irgendwie Kohle rein oder die können das nicht weitermachen. So einfach ist die Sache.

    Was wäre denn eine kreative Alternative? Wenn bei Spreeblick innerhalb eines halben Jahres über einen Spendenbutton 250,– Euro zusammen kommen, dann scheint die Bereitschaft der Leser, direkt etwas für ein Blog, dessen Inhalte man konsumiert zu bezahlen, nicht allzu ausgeprägt zu sein. Seien wir realistisch: die Alternative zu Werbung sind Blogs, auf denen Hobbyschreiber alle zwei Tage mal einen Eintrag hinterlassen.

  2. Dass Spreeblick zeitaufwändig ist, will ich gar nicht bezweifeln, angesichts der vielen Posts, müsste es das allerdings schon vor Verlagsgründung gewesen sein. Ich finde das was Johnny und seine family machen klasse, nur – bevor ich mich darauf eingelassen hätte, meine Existenz auf Werbung aufzubauen, hätte ich mir eine Anstellung gesucht.

    Besseres Rezept habe ich keines. Nur nennichdasnichtarbeit-punkt-de.

  3. Bei Spreeblick war es nun wohl am Anfang tatsächlich so, dass es zuerst nebenbei gelaufen ist und dann immer mehr zum Tätigkeitsmittelpunkt wurde.

    Wie funktionieren denn die klassischen Medien? Wenn Du Dir einen Spiegel oder eine Süddeutsche Zeitung ansiehst, dann leben doch die Verlage auch schwerpunktmäßig von Erlösen aus Anzeigeverkäufen und doch wohl weniger von Einzelverkäufen. Somit beruht doch die Existenz eines angstellten Redakteuers letztendlich auch darauf, dass Werbekunden in den jeweiligen Blättern Anzeigen schalten. So funktioniert wirtschaftliches Handeln. Jeder, der einer Tätigkeit professionell (= damit Geld verdient) nachgeht, ist darauf angewiesen, irgendetwas herzustellen (oder von mir aus auch eine Dienstleistung zu erbringen), das er dann verkaufen kann.

    Als Tischler kannst Du Dich halt IKEA anstellen lassen und Tische bauen (oder für Axel Springer Artikel schreiben als Schreiber) oder Du machst halt ’ne eigene Tischlerei auf (oder ’n Spreeblick-Blog). Die Selbständigkeit ist mit mehr Freiheiten, aber auch mit mehr Risiken behaftet. Der Angestellte muss sich halt beim Tischebauen ständig vom Chef kontrollieren lassen, bekommt aber dafür ein regelmäßiges Einkommen und 30 Tage Urlaub im Jahr. Beides hat seine Vor- und Nachteile, jeder muss selbst entscheiden, was für ihn am besten ist. Aber beide müssen letztendlich ihre Tische verkaufen.

  4. Nur weil die klassische Medien das machen, finde ich es noch keinen erstrebenswerten Ansatz einer Finanzierung. Zudem hinkt der Vergleich mit dem Tischler. Ein guter Tischler wird seine Tische schließlich immer los. Er muss ja nicht gleich den Anspruch erheben nach Übersee zu exportieren.

    Ich will damit nur sagen, dass ich den Weg falsch finde. Wenn ich mir bei Basicthinking, eines der mit Abstand meistgelesenen Blogs, ansehe wie niedrig die Werbeeinnahmen sind, so niedrig, dass man nicht wirklich davon leben will, dann finde ich dieses Konzept eben nicht erstrebenswert. Und wenn Leute, die sich mit neuen Arbeits- oder Lebensentwürfen jenseits der Lohnarbeit beschäftigen, es jetzt damit versuchen die Werbung für Blogs besser zu kanalisieren und wenn möglich (so vermute ich) die Werbeeinnahmen zu erhöhen, dann tut es mir leid, aber das ist dann nicht mehr mein Weg.

  5. Der Tischler verkauft seinen Tisch – und nicht Werbung für, sagen wir mal, eine Spielkonsole. Ich finde es prima, wenn Blogger von ihrem Blog leben könn(t)en – so wie ein Sänger von seinem Gesang, ein Maler von seinen Bildern oder eben der Tischler von seinem Tisch. Aber bislang zahlt eben keiner dafür, sich von Blogs unterhalten zu lassen. Werbung ist da ja nur eine Ersatzlösung. Leider gräbt sie an genau den Punkten, die allgemein als positives Merkmal von Blogs gelten: Unabhängigkeit und Authentizität.

    Denn wenn der Lebensunterhalt erst einmal auf diese Einnnahmeformen abgestellt ist – wie will man sich aus dieser Umklammerung wirklich „unabhängig“ lösen können? Genau dieses Dilemma spüren viele Journalisten doch nur zu gut.

    Immerhin finde ich aber Spreeblicks Ansatz vernünftiger als das bezahlte PR-Bloggen, bei dem man nie genau weiß, wann es anfängt und wann es wieder aufhört.

    Und nein, eine Lösung habe ich auch nicht. Ich kann nur sagen, dann investiert halt weniger Zeit in diese Projekte. Andere Leute können von ihren Hobbys auch nicht leben.

  6. Das ist genau der Punkt. Ich lese den Spiegel, aber ich überblättere die Werbung und beachte sie nicht.

    Wie ich von einem Insider hörte, widerstehen die Journalisten dort bisher im Gegensatz zu anderen Publikationen noch Kaufabsichten bzw. offensichtlichen Produktplacements von Werbeagenturen und Firmen. Während der Opel-Aktion habe ich mich bei Herrn Winkel ausgeklinkt und werde es jetzt wieder tun.

    Gottseidank gibt es noch genügend völlig werbungsfreie Blogs. Poodle, mein Lieblingsblog, bringt wöchentlich einen Beitrag – reicht mir völlig, ich lese ja noch anderswo.

  7. Ich finde es im übrigen einen großen Unterschied ob der MCWinkel so etwas tut oder die Avantagarde des Geldverdienens (Spreeblick meine ich dabei am allerwenigsten, auch wenn der Name hier öfter fiel).

    Es ist wie mit fernsehen, wenn ich auf Privatfernsehen schalte, dann weiß ich was mich erwartet. Ich finde es nicht gut, doch schalte ich auf Privatfernsehen, weil es dort einige Sachen gibt die mir gefallen. Der Winkel amüsiert mich manchmal sehr und diese ganze Sache passt irgendwo zu seinem Blog, zu diesem (womöglich unbeabsichtigten) Konzept.
    Natürlich nervt es mich trotzdem, jedoch erhebt er nicht den Anspruch etwas anderes sein zu wollen.

  8. Auf der Reeperbahn überlegen sie übrigens schon, wie man das Hausboot, diese „Verschandelung von St. Pauli“ versenken könnte. Bei ebay haben sie schon einen Bohrer ausgespäht … 😉

  9. Oppala. Der Trackback wäre berechtigt gewesen, wenn ich den gelöschten Text gebloggt hätte. Da kam ein Link hier her drin vor. Das nur mal als kleine Erklärung.

    Der Spreeblick nimmt viel Zeit in Anspruch? Hmm ja nun. Wenn man nebenbei für jeden Hansel auch noch den Berater macht, eine Radiosendung anleiert und sich um einen Sack voll Autoren kümmert, dann mag das stimmen. Merkwürdig finde ich da doch, dass Herr Haeusler trotz einem Autorenteam so viel Zeit in sein Blog investiert.
    Robert Basic macht alles alleine, lebt nicht von seinem Blog und hat eine um den Faktor 2-3 höhere Postingfrequenz.

    Jammern gehört zum Bloghandwerk, wah!?

    Werbung in Blogs wird spätestens dann unerträglich, wenn Beiträge aus Rücksicht auf Sponsoren und Auftraggeber zurück gezogen werden oder erst gar nicht erscheinen. Und eben genau dies scheint mir beim Spreeblick der Fall zu sein. Man achtet verstärkt darauf das man niemanden zu dolle auf die Füße tritt. Und wenn, dann denjenigen denen alle anderen auch schon auf die Füße gelatscht sind.
    Das ist Kuschel-Rock bei einem Major-Label. 2008 kommt dann „The Greatest Hits of Spreeblick 2001-2007“ heraus. Zum Sammeln und ins Regal stellen. Jonny Haeusler entwickelt sich mehr und mehr zum Mick Jagger der Blogsphäre. Er tourt bis zum Erbrechen durch die Welt und lebt von alten Hits die einst mal etwas bewegt haben.
    Der Rest der Blogsphäre kommt mir grade vor wie eine DSDS-Kombo die von Dieter Bohlen durch Dorfdiscos und Möbelhäuser geprügelt wird. Die T*ki*-H*tels und N* Angels der Blogsphäre. Billig und austauschbar.

  10. > Von Digitaler Bohemme hätte ich etwas
    > kreativeres erwartet.

    Genau, das ist es eben. Wie kann man es hinkriegen – vorausgesetzt es ist wirklich notwendig – dass Blog-Kreativität auch vergütet wird.
    Warum soll es nicht hauptberufliche Blogger geben. Es ist nicht jeder in der Luxusposition (wie ich zum Beispiel) es als Hobby machen zu können.

    Werbung ist, da geb ich Herrn Kid recht, einfach eine Ersatzlösung. Ich persönlich sehe mir zum Beispiel prinzipiell keine Filme im Privatfernsehen an, weil ich einen Film geniessen will und richtig sauer werde, wenn dieser durch Werbeeinblendungen zerstört wird. Insofern zahle ich auch gerne einen monatlichen Betrag für ARD und ZDF.

    Noch etwas: ich kann einfach nicht glauben, dass in Medien, die primär auf Werbung aufbauen, tatsächlich Innovation gemacht wird. Soetwas ist für werbende Unternehmen einfach zu riskant. Ich als Unternehmen würde sehr wohl aufpassen, dass derjenige, bei dem ich werbe, keine unberechenbaren Dinge anstellt.

    Aber ich habe auch keine Lösung. Meiner Meinung nach kann es Werbung aber irgendwie nicht sein. Die Revolution der neuen Boheme, aufgebaut auf PR-Tricks.

    Übrigens, ich habe dennoch nichts dagegen, wenn es einer macht. Da bin ich garnicht „religiös“. Ich versuche es einfach für mich selbst zu hinterfragen.

    Insofern
    > „Aber meinetwegen, man kann es machen. > Ich will darüber kein Urteil fällen.“
    Eben.

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