[Mi, 2.10.2024 – Männermode, Alexa, Selma Lagerlof, Home]

Mein Bestand an funktionstüchtigen U-Hosen hat sich drastisch reduziert, weswegen ich heute zum Alexa fuhr, um Nachschub anzuschaffen. Dort traf ich mich auch mit einer Fussballfreundin auf einen Kaffee. Ich habe eine Vorliebe dafür entwickelt, mich in Einkaufszentren aufzuhalten, in diesen Tempeln der Zivilisation, wo das gesamte Spektrum der Gesellschaft, den Verlockungen und Verheissungen ausgesetzt ist. Es sind nahezu religiöse Orte. Allen voran das Alexa mit seiner fantastisch vulgär-poppigen Aussenhülle und den konsequent gestapelten Stilmix aus Zwanzigerjahre-Elementen in Achtzigerjahre-Ästhetik.

Das Alexa hat ja viele Feinde, vor allem in meinen schöngeistigen und etwas elitären Kreisen. Es gehört zum guten Ton, das Alexa scheisse zu finden. Die haben aber alle keine Ahnung. Die wissen nicht, warum sie es schlecht finden. Sie plappern nur irgendwas nach und haben sich nie eingehend mit damit beschäftigt. Weder mit dem Gebäude, noch mit der Architektur, noch mit der Funktion.

Nachher ging ich mit der Freundin zu Thalia, wo wir sicherlich eine Stunde oder länger verbrachten. Thalia empfand ich früher als den grossen Feind der Buchliebhaber. Durch die Übermacht von Amazon scheint mir Thalia mittlerweile eher ein unterstützenswertes Relikt einer früheren Zeit. Das stimmt so natürlich nicht. Aber dennoch sind Besuche bei Thalia schlichtweg wegen der Menge an Büchern ein richtiges Erlebnis geworden. Nachdem ich den Kauf dutzender Bücher in Erwägung zog, entschied ich mich für das unwahrscheinlichste aller Bücher, ein dünnes, 120-seitiges Taschenbuch in Miniformat von Selma Lagerlöf, in dem ihre Gruselgeschichten versammelt sind. Eine Nobelpreisträgerin schreibt Horror. Ich wusste gar nicht, dass so etwas geht. Weil ich so neugierig bin, musste ich natürlich sofort zuschlagen.

Neben U-Hosen fand ich bei Zara auch eine schöne Jacke. Sie ahmt eine Strickjacke nach, ist aber dennoch eine vollwertige Jacke für den kühlen Herbst. Ein erstaunlicher Effekt. Ich finde bei Zara ja immer etwas. Anders als bei Wormland, die immer so tun, als würden sie Männermode verstehen. Bei Wormland finde ich auf allen drei Etagen nie etwas, das nicht zu poppig, zu vulgär, zu konservativ oder schlicht zu langweilig ist. Sie haben wenig Gespür für eine gute Balance. Die Spanierinnen bei Zara hingegen hauen für Männer ein stilsicheres Teil nach dem anderen raus.

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Es geht mir immer noch nicht besser. Dennoch tat es mir gut, aus dem Haus zu gehen und zu shoppen.

Am Abend sass ich zuhause und schaute die Verfilmung von Simon Becketts “Chemistry of Death”, das in einem verregneten Schottland in der Gegend um Stornoway auf den äusseren Hebriden spielt. Ich sass auf dem Sofa, neben mir lag die Hündin. Auf dem Handy spielte ich “Melon Maker”, währenddessen plätscherte im Fernseher unentwegt der Regen.

Das ist Home.

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