[Tagebuchbloggen. Montag, 15.3.2021]

Muskelkater, ich habe vom Samstag ganz grässlichen Muskelkater. In meinen Oberschenkeln befinden sich vier Stränge aus gewickelter Stahlwolle. Die Stahlwolle ist grob, mit scharfen Kanten und schürft alles auf.
Ich kann schlecht gehen. Treppensteigen ist schlimm, noch schlimmer ist es, sie hinabzusteigen.
Aber sobald ich auf dem Fahrrad sitze: alles vorbei.

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Morgen habe ich einen Tätowiertermin. Ich bin mit der Tätowiererin seit einiger Zeit im Austausch. Wir unterhielten uns über das Motiv. Ich will natürlich, dass sie mir ihren Entwurf vorher zeigt, vielleicht gefällt es mir nicht oder ich möchte Änderungen haben. Sie schreibt aber: Trust me.

Es sind keine guten Voraussetzungen, einer fremden Frau zu vertrauen, die Tinte in meine Haut stechen wird, mit der ich den Rest meines Leben herumlaufen werde.
Ich schreibe: nono. Das funktioniert bei mir nicht so.
Sie antwortet, das sei eben ihre Art, aber Änderungen seien immer noch spontan möglich, sie will ja auch, dass es mir gefällt. Ich frage also, was dann los ist, wenn es mir nicht gefällt? Sie sagt, sie wird mich nicht dazu zwingen können.

Trust me. Ich mag diesen Satz schon nicht, wenn er in Filmen ausgesprochen wird. Im Hintergrund bricht dann immer ein Vulkan aus, oder so.

Ich überlegte, mehrere Tage lang. Sah mir ihre Sachen auf Insta immer wieder an und dachte: nun, ich habe sie ja aus dem Grund ausgewählt, dass mir ihre Sachen so gut gefallen. Sie hat wirklich einen tollen Zeichenstil.

Ich sagte zu. Notfalls gehe ich halt unverrichteterer Dinge.

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Abends auf dem Nachhauseweg gerate ich in einen starken Regen. Ich bin schon spät dran und beschließe, nirgendwo unterzustehen sondern fahre einfach weiter. Zuhause durchnässt ankommen und die nassen Kleider von der Haut streifen. Das liebte ich schon als Kind.

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Wie versprochen, würde ich ja noch die Tagebucheinträge vom Sonntag nachreichen, da ich den Eintrag so abrupt abgebrochen habe.

Zuerst war ich auf einer Nachbarschaftssitzung, in der wir die neue Anordnung der Fahrradständer im Hof besprechen wollten.

Danach war ich sehr produktiv. Ich wusch spontan Wäsche, hing sie auf (Wäsche ist normalerweise der Part meiner Frau), backte Brot, experimentierte mit Joghurtansatz ohne Maschine, Putzte die Küchenoberfläche spiegelglatt, reparierte und reinigte den Saugroboter nach Anleitung eines Youtubevideos, brachte Dinge in den Keller und wechselte Lampen.

Das geschah alles innerhalb etwa zwei Stunden. Meine Frau war anderweitig beschäftigt. Danach sagte sie: du warst aber fleissig.
Fleissig. Ich kam mir vor wie ein kleiner Schuljunge.