Wieder Hörbuchdilemma. Im Büro lud ich mir eine andere Joseph-Conrad-Version von „Herz der Finsternis“ herunter. Dieser Sprecher liest tatsächlich angenehmer und lebendiger. Aber trotzdem fängt mich der Text nicht ein. Ich weiß nicht, was da mit Joseph Conrad und mir los ist. Schon beim Buch verlor ich ständig nach einigen Sätzen die Aufmerksamkeit. Dann versuchte ich es mit dem Hörbuch Anfang der Woche, da gab ich dem Vorleser die Schuld, jetzt will es aber auch mit einem guten Sprecher nicht funktionieren. Tatsächlich verliere ich immer schon nach wenigen Sätzen die Konzentration. Zuerst schob ich es auf mich und wechselte testweise zu einem Hörbuch von Martin Suter. Dem konnte ich problemlos zuhören. Zurück zu Joseph Conrad, und schon drifteten meine Gedanken ab.
Dabei interessierte mich, was es mit der Finsternis auf sich hat, mit den menschlichen Abgründen, irgendeine emotionale Erkenntnis. Immerhin hat der Text viele Menschen bewegt und erschüttert.
Außerdem will ich „Apocalypse Now“ sehen. Damit fing das eigentlich an.
Frau Fragmente empfahl mir „Project Ave Maria“. Anspruchsvolle Science-Fiction. Das ist genau das Richtige für lange Autofahrten in der Dunkelheit. In meiner App „BookBeat“ war das leider nicht in meinem Standard-Abo enthalten, ich hätte also extra dafür zahlen müssen. Dafür fand ich Murakamis „1Q84“, das ich zwar als Buch besitze, aber weil es so schwer ist, nie gelesen habe. Das Hörbuch dauert über 30 Stunden! [man denke sich hier irgendeinen Ausruf zwischen Entsetzen und staunen]. Bei einer Fahrt, die 3 Stunden dauert und zwei Mal die Woche stattfindet, wovon ich aber nur 2 bis 2,5 Stunden Hörbuch höre, bin ich nach etwa fünfzehn Fahrten damit durch. Dann sind wir schon in 2026.
Auf der Fahrt zurück regnete es. Wir Autofahrerinnen werden alle zu Komplizen. Achten mehr auf die Lichter vor uns, niemand drängelt, wir fahren fast alle nur 120, alle hinterm Steuer in ihren Kokons verpuppt. Mit Podcasts, Musik oder Hörbüchern. Erst kurz vor Berlin wurde es wieder trocken. Wie immer.
Eines der Highlights der Woche ist für mich wirklich die Fahrt zurück nach Berlin. Die Fahrt durch die Dunkelheit, wie in einem Raumschiff. Ich sehe nichts von der Landschaft, ich sehe nur die Lichter, die roten und die weißen, etwas weiter weg mal ein angeleuchteter Staub, vom Nebel vielleicht, dahinter liegt Orion mit Beteigeuze und Sirius, Andromeda und die weiter entfernten Galaxien. Dort, ganz am Ende, warteten schließlich meine Frau und meine Hündin auf mich. Sie werden sich auf mich freuen. Es wird ein kaltes Bier geben und Oliven, wir werden uns in den mit Lichterketten erleuchteten Erkner setzen und uns von den Dingen erzählen.