[Fr, 8.8.2025 – Alkoholkonsum, Blogpensum]

Wenn ich den gestern verlinkten Text über Venedig lese, dann verwundert mich der damalige Alkoholkonsum schon ein bisschen. Das ist mir bisher gar nicht so stark aufgefallen. Es kam mir normal vor, auch die Obsession, mit der ich mich damals betrank. Sogar noch 2005, als ich den Text verfasste, das war 12 Jahre später, fand ich es offensichtlich vertretbar und auch ein bisschen romantisch. Ein bisschen romantisch finde ich es auch heute noch, aber nicht mehr vertretbar. Aber ich denke auch noch nicht so lange über Alkohol nach. Zwar wusste ich immer, dass ich aufpassen muss, dass ich mich bei dem Thema irgendwie mäßigen muss. Mit Anfang zwanzig führte ich ein, dass ich zuhause keinen Alkohol trinke, bzw. nur, wenn ich Besuch habe. Weil ich das immer strikt handhabte, bewahrte es mich wahrscheinlich vor Schlimmerem. Wenn ich aber solche alten Geschichten lese, merke ich die destruktive Maßlosigkeit, mit der ich mich dem Suff hingeben könnte, wenn ich es zuließe.

Neuerdings denke ich oft darüber nach, ganz mit dem Alkohol aufzuhören. Mir kommt vor, dass es mir nicht gut tut. Ich liebe immer die ersten drei Drinks. Die Cremigkeit, die sich mit den ersten drei Drinks über den Tag legt. Danach trinke ich entweder weiter und werde dumpf oder ich höre auf und werde müde. In beiden Fällen schlafe ich dann schlecht, ich heize mich auf. Und am nächsten Tag habe ich immer einen Kater. Auch wenn ich nur zwei Biere trinke, ich merke es immer, wenn ich etwas getrunken habe. Und in meinem Alter dreht sich ja alles nur noch um den Schlaf. Ich will gut schlafen, ich will gut schlafen, ich will gut schlafen. Ich wäre abends gerne cremig und geistreich und würde danach gerne gut schlafen. Und am nächsten Tag fit wie ein Eichhörnchen sein.

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Jetzt, wo ich das Blog in Buchform drucken werde, merke ich erst, wie viel Text sich im Laufe der Jahre angesammelt hat. Ursprünglich dachte ich, einfach via Epubli ein Buch aus dem Blog zu drucken, aber der Umfang ist zu groß. Jetzt werde ich für jedes Jahr einen Band produzieren lassen. Zwar gab es Jahre, in denen ich sehr wenig bloggte, vor allem Ende der Zehnerjahre, das ergibt dann unterschiedlich dicke Bücher: Manche haben nur 36 Seiten und einige über 700, aber das finde ich auch wieder witzig.

Buchseiten pro Jahr:

2003-2005: 140
2006: 211
2007: 166
2008: 113
2009: 300
2010: 187
2011: 148
2012: 92
2013: 80
2014: 89
2015: 53
2016: 57
2017: 36
2018: 83
2019: 36
2020: 60
2021: 725
2022: 728
2023: 633
2024: 683

Es fallen vor allem die letzten vier Tagebuchjahre auf. Seit 2021 produziere ich jährlich einen 700-Seiten-Schinken. Ohne Bilder. Das war mir gar nicht bewusst. Die ersten drei Jahre habe ich zusammengefasst, weil ich fast alles daraus gelöscht habe. Das meiste war sehr schlecht.

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Ein Kommentar

  1. Ha: Stelle mit vor so eine Arie über das Trinken, zur Melodie von „Spiel ich die Unschuld vom Lande“… Man muss mal bisschen nachsichtig sein mit dem jüngeren selbst, da probiert man ja alles mögliche, um dem Leben Substanz zu verleihen, unter anderem auch Substanzen. Damit sich nicht irgendwann Mal herausstellt, dass man gar nicht gelebt hat. Das ist aber nur meine Theorie. Habe keine wilde Drogenvergangenheit, insofern ich mich immer als relativ substanzvoll empfunden habe, ist natürlich ein anderes Problem. Sobald die Substanz da ist, ist das mit den Substanzen hoffentlich weniger wichtig. Trinke gerade gar nix wegen Medikation, und irgendwie ist das gar nicht so schwer. Nur beim Wein ist es schade.

    Also auch: in der Renaissance kam ja so die Theorie, dass das dionysische zum ausgewogenen Menschsein dazugehört, weil das ja schon merkwürdig schien dass da dieselben Menschen voll noble Theorien raushauen und sich aber auch betrinken. Beim Gastmahl zb wird auch getrunken. Das stört aber niemanden. Auch wenn man sich Mal scenes de la vie de la Boheme ansieht, dann scheint der Regisseur ja der Meinung zu sein, dass auf der anderen Seite der betrunkenheit eine große Ernsthaftigkeit und Groesse der Gefühle zu Hause ist. Die aktuelle Zeit ist ja eher auf der Seite der völligen Selbstkontrolle und messbarkeit und Pilleneinnahme damit man 110 wird und smartwatch und und und. Denke wenn man denkt, dass man das alles immer unter Kontrolle haben muss, dann ist das schon sehr verkrampft. Der Karneval in Venedig war ja auch so eine Art geplanter Exzess vor der Fastenzeit, und wenn man sich da nicht betrinkt, wann dann? Also nicht dass ich alcoholismus schon reden will, aber dann und wann die Kontrolle verlieren zu wollen ist vielleicht sogar gesund. Ich sage Mal: wenn du nicht betrunken gewesen wärst, hätte sich die kennenlerngeschichte denn genau so abgespielt oder doch anders oder gar nicht? Wäre es denn im voll nüchternen Zustand auch möglich sich so unmittelbar vor ein leuchtendes Wesen zu stellen? Das sind schon so fragen. Der Problem ist natürlich Mal wieder die Kultur und so.

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