der lange Marsch

Und da stand er dann, freudestrahlend darüber, dass er nun entlassen werde, nachdem er sich seit vier Jahren darum bemüht hatte, weil er nicht selbst kündigen wollte, da er sonst das erste halbe Jahr vom Arbeitsamt gesperrt werde. Vier Jahre Stillstand, vier Jahre Streit, bloss wegen diesem halben Jahr, weil eine neue Stelle zu suchen zu anstrengend war, die handvoll halbherziger Bewerbungen gescheitert, der Mut in die Hose gesackt und dann die Aussicht auf eine lange Zeit mit den geliebten Hobbies zu verbringen, schon aus weiter Ferne winkte, da sammelt man offenbar noch die Kraft zusammen, sich vier elendig lange Jahre in das ungeliebte Büro zu schleppen in dem die langen und verhassten Gesichter sitzen, um dort dann abzuwarten, und nochmal zu warten, um als alleinstehender Mitvierziger erstmal gar Nichts zu tun und das Leben auf Hartzvier Budget herunterzufahren, und achja irgendwann mal, jaja, wiedermal was anzufangen. Dann wenn ihn niemand mehr will.

Original Becherovka

Die fünf norddeutschen Damen die sich über das Sylvesterfondue hergemacht hatten, waren schwer aufzuhalten, nachdem Eine über Halsschmerzen geklagt hatte und ich ihr den von der Lu ihr M. geschenkten originalen Becherovka eingoss. Erst wollte jede daran nippen, mit einem vorsichtigen Schluck bei dem vorher schon kräftig das Gesicht verzogen wurde, damit der erste Schluck nicht allzusehr brennen würde, aber dann nach dem ersten „Mmmmh wie lecker“, gleich ein zweites „Mmmh wie lecker“ und dann „Mir auch, mir auch“, ein regelrechter Sturm auf die Flasche losbrach.
Die Tschechen sind Charmeure.

Original Becherovka, danke M.

vorsatzliste

Weil ich gerne so tue als würde ich dieses Weblog als privaten Notizzettel verwenden will ich hier ein paar Vorsätze niederschreiben die ich mir zu Sylvester 2006 vor die Nase halten kann und sagen „Mek, Sie sind ein richtiger Held“.

Vier Dinge der Kategorie wichtig muss ich dieses Jahr vollbringen:

  • 1) aufhören zu Rauchen. Ich rauche jetzt seit 18 Jahren. Obwohl ich eine äusserst gesunde Lunge habe und ich ein wirklich glücklicher Raucher bin, wird es an der Zeit dieses Laster aufzugeben. Ich habe zu viele andere Laster, die ich jedoch wegen der geringeren Gesundheitsschäden nicht aufgeben will, darum erkläre ich das Rauchen zum Schlachtopfer. Aber es ist natürlich auch einfach nicht gesund, überdies ist Nikotin derartig tief in meinem biologischen Funktionieren verankert, dass es wie das Öl beim Auto, eine wichtige Position zum fehlerfreien Betrieb meines Leibes übernommen hat.
  • 2) Abnehmen. Eigentlich sind das zwei Punkte. Abnehmen und Abnehmen. Punkt zwei und drei. Damit meine Liste der Vorsätze jedoch nicht zu lange wird, habe ich die beiden zusammengefügt.
  • 3) Führerschein machen. Ich schiebe dies seit etwa sechs Jahren vor mir her. Ich kann zwar Auto fahren, allerdings nur betrunken, weil ich sonst Angst habe mit diesem schweren, unhandlichem und viereckigen Gefährt unter meinem Hintern, jemanden (inklusive michselbst) totzufahren. Und in solchem Zustand will man nicht ohne Führerschein von Polizisten an den Rand gewinkt werden.
  • 4) Eine Playstation 2 kaufen. Weil ich auch einmal bei schlechtem Wetter vor dem Fernseher zocken will. Überhaupt: zocken.

    Drei Dinge der Kategorie wichtig aber nicht so ganz

  • 1) Zu Weihnachten mal wieder zu meiner Familie in die Berge fahren.
  • 2) Endlich mal einen Tangokurs beginnen. Weil ich Tango so schön finde, die Musik und das erotische Knistern dieses Tanzes, weil er nicht diese aufgeblasene Spiessigkeit eines Walzers hat und auch nicht diese offensichtliche Sexualität eines Samba oder Salsa, sondern diese angedeutete Erotik, diese etwas düstere Melancholie, Sex der nur Sex ist, weil er nicht da ist, weil sich die beiden Begehrenden respektieren.
    Ich ging früher manchmal alleine auf Tangoabende, verzog mich in eine dunkle Ecke mit einigen Vodkas oder Whiskeys und sinnierte, Tanzpaare bewundernd, den ganzen langen Abend vor mich hin. Seit vielen Jahren schieben ich den Tangokurs schon vor mich hin. Weil ich bestimmt ein schlechter Tänzer bin. Und wahrscheinlich auch, weil ich mich beim Tanzen nicht so schön auf die Musik konzerntrieren kann, sondern an die verdammten Schritte denken muss. Ich weiss nicht ob das Spass macht.

  • 3) Wieder nach Lithauen fahren. Und dann auch gleich nach Lettland, Estland und St. Petersburg.

    -Zwei Dinge der Kategorie nicht so wichtig

  • 1) abnehmen
  • 1) aufhören zu Rauchen

    Gemeine Kategorie ist das.

    Jetzt mal warten. Und sehen was das Jahr so mit mir macht.

  • Neujahrslesung

    etwas lustiges? / etwas trauriges? / etwas lustiges? / etwas trauriges?
    Wüchsen in dieser Jahreszeit bloss Margeriten, die wüssten es für mich.
    Jedenfalls freue ich mich schon auf Berlin und auf alle Menschen die ich sonst nur vom Lesen her kenne, und vor allem auf jene mit denen ich schonmal angestossen habe.
    Kommt ihr anderen auch? Ich lasse mich auch gerne fahren, ich bin ein vortrefflicher Co-Pilot, das weiss ich aus verlässlicher Quelle.
    Und mal sehen ob das mit einem Livestream klappt.

    spiegeleien

    Meine Lieblingskollegin schrieb mir neulich davon, dass der Zustand der Wohnung den Zustand der eigenen Seele wiederspiegele. Ich fragte mich danach tagelang welche Farbe meine Wohnung in einen grossherzigen, starken, kreativen, freundlichen und liebevollen Zustand versetzen könnte. Weinrot? Oder ein fahles Blau vielleicht?

    (Als ich heutefrüh meine Wohnung verliess beschäftigte mich jedoch der Gedanke, wie es sich wohl mit einer ausgebombten Seele leben liesse)

    ach du fröhliche

    Und dann frage ich mich warum man mir heute immer eine fröhliche Weihnacht wünscht, mit dem besonderen Nachdruck auf diese Fröhlichkeit und mit dem begleitenden bemitleidenenden Blick, als würde ich heute ganz besonders verdattert dreinschauen, dabei liebe ich es doch nur wie die Stadt sich gerade herunterfährt, wie langsam der Lärm aus den Strassen weniger wird und die Läden schliessen und die Menschen aus den Lichtern verschwinden.
    Und morgen erst, wenn die Stadt die Lichter ausmacht, was wird man dann machen, wird man mich dann schon begraben? Dabei liebe ich es doch nur.

    (Nächstes Jahr sollte ich wiedermal in die Berge fahren zu Weihnachten, in den Schnee, zu meiner Familie, aber laut meinem Weblog sage ich das schon seit zwei Jahren, und in Zeiten von mequito1.0 -die unvorstellbare PreBloggiare Epoche- sage ich das bestimmt schon einige Jahre länger. Aber nächster Jahr bestimmt. Oh, auch das habe ich schonmal geschrieben)

    Euch, lieben, letzten Verbliebenen, die noch nicht in die Weihnacht verschwunden sind, oder es auch gar nicht mehr machen werden, auch vieles Fröhliche. Und Gesegnete.

    der gefundene Satz, 37

    Trunksucht. Selbstbefleckung. Völlerei. Faulheit.
    In manche Häuser zog der Wahnsinn als Mieter ein.
    An einem nassen schaurigen Abend geschah es, dass Rebecca Swift, Sardus‘ junge aber zerstreute Frau, in ihrem Kopf ein Klopfen hörte -zu laut diesmal, um es unbeachtet zu lassen-, und mit bebendem Herzen und winzigen zitternden Händen zog sie den grossen schwarzen Riegel ein kleines Stück zurück und liess den Mieter ein.

    (Nick Cave. Und die Eselin sah den Engel. 1989)

    Als kleines Dankeschön an Kids gefundene Sätze und weil er mich ganz besonders an diesen erschlagenden Satz erinnert.
    Und weil mir damals beim Lesen dieser Passage über Rebecca Swift derartige Last auf die Brust drückte, dass ich vorhin, acht Jahre später, wegen meiner bodenlosen Vergesslichkeit nicht schlecht staunte, dass ich immer noch wusste, diese Stelle auf Seite 63 zurückzufinden, wobei ich jene Seite seit ebensovielen Jahren nicht mehr aufgeschlagen habe.

    es stinkt

    Die GEZ stinkt. Seit zwei Wochen klingelt es jeden Abend an der Haustür und ich lasse sie nicht rein. Auch nicht wenn ich offensichtlich zuhause bin, weil das Licht durch den milchigen Türspion nach draussen leuchtet und ich in der Küche laut Pavarotti imitierend koche. Die Klingel klingelt weiter. Ich mache niemals die Tür auf wenn jemand im Treppenhaus klingelt und wenn jemand unten auf die Glocke drückt dann frage ich immer nach Vor- und Nachnamen durch die Fernsprechanlage. Wenn ich besonders gut gelaunt bin, frage ich zusätzlich nach dem Beruf des Vaters und der Mutter. Man will ja gerne wissen welche soziale Klassen sich nachts auf St.Pauli so herumtreiben.

    Ich finde das Spielchen ja witzig, meinetwegen, kommt er morgen halt wieder und ich singe ein bisschen schöner, auf das hohe D von vorhin bin ich schliesslich nicht besonders stolz.
    Aber die sollen endlich aufhören. Fernsehen fühlt sich nach deren Besuch immer ein wenig Scheisse an. Das nervt.