[Di, 17.12.2024 – Auftrag, Whatsapp Profilbild]

Es sitzt eine neue Frau auf dem Boden vor Edeka. Da ich nie Bargeld habe, frage ich die Leute, die dort auf dem Boden sitzen, manchmal, ob ich etwas aus dem Supermarkt mitbringen soll. Die neue Frau ist schon etwas älter. Sie freute sich über mein Angebot und sagte, sie hätte gerne ein Schinken-Käse Croissant und einen Cappuccino mit Hafermilch. Ausserdem ein kleines Fläschchen Gorbatschov Vodka. Ich fand diese Bitte dermassen lustig exzentrisch, dass ich ihr den kompletten Wunsch erfüllen wollte.
Allerdings scheiterte ich bereits beim Croissant. Sie führen nämlich keine Schinken-Käse Variante im Sortiment. Daher entnahm ich ein normales Croissant und fügte zusätzlich ein undefiniertes Schinken-Käse Gebäck hinzu. Auch wurde aus dem Cappuccino mit Hafermilch nichts, da der Automat nur Bargeld nimmt, das ich bekanntlich nicht bei mir hatte. Und schliesslich gab es auch keine kleinen Gorbatschov Vodkaflaschen. Es gab überhaupt keine kleinen Vodkaflaschen.

Als ich zu ihr zurückkam, freute sie sich dennoch über die beiden Backwaren.

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Ausserdem bin ich gerade in Kontakt mit einem Unternehmensgründer, mit dem ich heute wegen einer Position in seiner Firma reden sollte. Wir waren eigentlich gestern verabredet, aber wegen privater Umstände musste er das Gespräch auf heute verschieben. Aber auch heute musste er wieder kurzfristig absagen und so schrieb er mich über Whatsapp an.

Mein Profilbild auf Whatsapp ist nur mittelmässig seriös. Auf dem Bild ist mein Gesicht in eine Schleife für Geschenke gewickelt und wie ich die Krawatte trage, erinnert sie eher an einen Galgen. Es ist das Foto von der „ÜBER„-Seite.

Ich will mich eigentlich nicht verstellen. Es ist mir wichtig, immer authentisch zu sein. Damit bin ich immer gut durch das Leben gekommen. Dazu gehört es auch, ein bisschen unseriös zu sein. Natürlich will ich mich beruflich nicht unseriös geben, aber ich will im Berufsalltag auch authentisch sein, das heisst, auch mal blödeln können. Alle Menschen haben schliesslich ihre privaten Seiten und ich will diese Seiten nicht künstlich abschirmen, das kostet mich nämlich sehr viel unnötige Energie, ich funktioniere am besten, wenn ich ich selbst bin.

Natürlich muss ich davon ausgehen, dass ich gegoogelt werde und die Leute auf dieses Blog stossen. Wenn das ein Grund zur Ablehnung ist, dann ist das auch für mich ein Grund, nicht für jene Leute zu arbeiten. Das mit dem WhatsApp Profilbild nervte mich heute dennoch sehr. Wenn ich mit ihm chatte, habe ich das Gefühl, eine Schleife im Gesicht zu tragen. Ich ändere es jetzt aber nicht mehr. Allerdings hat er auch aufgehört, mir zu antworten.

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