[Sa, 1.3.2025 – nackte Dosen]

Mit dem Video von Selenskyj im Weissen Haus aufgestanden. Eigentlich hatte ich mir nach der Trump-Wahl vorgenommen, vor dem ersten Kaffee und nach 22 Uhr keine Nachrichten zu lesen. Manchmal lese ich sie trotzdem. Vorsichtshalber mit nur einem Auge, das ich zur Sicherheit noch ein bisschen kneife.

Das Dreiergespräch sollte ganz offensichtlich zur Provokation führen. Im Video, das oft durch die Medien geht, kommt das nicht deutlich hervor, es beginnt meistens mit dem aufsässigen Selenskyj und man denkt sich: warum ist der so frech und fällt den beiden ständig ins Wort? Das Video sieht absichtlich so geschnitten aus.

Vielleicht hat dieses neue, disruptive Amerika für uns ja auch etwas Gutes. Vielleicht machen wir Europa jetzt zu einem besseren Ort. Wir werden geradezu gezwungen zusammenzuhalten und uns in unseren gemütlichen, eingeschlafenen Demokratien aufzuraffen. Diese Eingeschlafenheit, diese Trägheit ist schliesslich auch mit ein Grund, warum die Faschisten wieder stärker werden. Das ist der einzige positive Ausblick, der mir derzeit bleibt.

Am Nachmittag kam mein Schwager. Er brachte mir zwei Dosen Bier aus Kopenhagen mit. Er hatte in einer Bierbar namens ÅBEN gesessen. Sie brauen dort ihr eigenes Bier. Mein Schwager fand das Bier so gut, dass er zwei Dosen für mich kaufte. Sie hatten allerdings keine verkaufsfertigen Dosen vorrätig, sondern nur ein paar unbedruckte Exemplare. Das fand er unwichtig und er wusste wohl, dass ich das auch nicht wichtig finde. Im Gegenteil. Jetzt habe ich zwei nackte Bierdosen im Kühlschrank liegen. Wie sie da so neckisch nackt im Kühlschrank liegen. Das finde ich so schön, dass ich sie gar nicht austrinken will.

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