Ach, und gestern kamen die Haarpomaden von Reuzel aus Rotterdam an. Die klassische mittelfeste grüne und eine neue, wasserbasierte, offenbar sehr feste Pomade. Bei Pomaden auf Wasserbasis bin ich ja immer sehr misstrauisch, weil sie sich nach einer Stunde auf dem Kopf eher wie Gel anfühlen, also hart und wenig geschmeidig, während man mit richtigen Pomaden eine ganze Nacht lang Kohle in den Schiffsbauch schaufeln kann, wobei das Haar geschmeidig und formbar bleibt.
Eigentlich wollte ich mir meine eigene Pomade mischen, dafür kaufte ich neulich Bienenwachs und Shea-Butter. Es empfiehlt sich zudem, für die Festigkeit etwas Vaseline dazuzugeben. Um dem Gebräu einen guten Duft zu verpassen, kaufte ich zudem ein Fläschchen ätherisches Patchouli-Öl. Allerdings fehlt mir für die Komposition von Düften jegliche Erfahrung. Patchouli war meine erste Wahl, weil ich das aus meiner Jugend kenne. Am liebsten hätte ich jedoch Öle gefunden, mit denen ich diese Arctic-Pine Handseife nachempfinden kann, die wir in Lappland kauften. Das ist ein wirklich magischer Geruch, der es schafft, frisch und gleichzeitig mysteriös zu sein. Wenn ich mir damit die Hände wasche, sehe ich immer Schnee und Tannenwälder und zwischen den Baumstämmen hindurch leuchtet der Mond. So ist das. Ich habe mir noch nie so oft Hände gewaschen.
Um hinter dem Geheimnis dieses Geruches zu kommen, verbrachte ich viele Stunden im DM und bei Müller. Ich gehe davon aus, dass man lediglich die richtigen ätherischen Öle zusammenmischen muss. Die Frage ist nur, welche das sind. Weil ich nach den vielen Stunden in Drogerien jedes Mal eine taube Nase bekam, verliess ich den Laden schliesslich mit Patchouli. Patchouli ist weit weg von „Arctic Pine“, aber das kannte ich immerhin, weil ich es mir früher immer in die Schuhe kippte, wenn sie zu viel stanken. Ich war zwischen meinem 17. und 20. Lebensjahr sehr viel auf Reisen, vor allem in Nord- und MIttelitalien oder in Ostdeutschland. Dabei trug ein paar schwere Schweizer Armeeschuhe. Ich verreiste mit Schlafsack und hatte eigentlich nie Reservekleidung dabei. Nachts zog ich meistens auch nicht die Schuhe aus. Nach einer Woche sammelten sich darin durchaus anstrengende Gerüche. Manchmal bekam man auf Reisen ein Zimmer und ein Bett angeboten, da war es besser, wenn man die Gerüche aus den Schuhen übertünchte. Ein paar Tropfen Patchouli halfen. Glaube ich zumindest. Es kann auch sein, dass es nur die Geruchswolke intensiver, grösser und diffuser machte. Sex hatte ich damals eher wenig.