In Hamburg sind die Autos ein bisschen größer. Die Straßen und die Bürgersteige allerdings schmaler. Die Menschen sind auch besser gekleidet. Meistens jedenfalls. Ich traf Isa, ihren Mann und Maximilian. Maximilian trug einen weißen Cordanzug, allerdings ohne Cord. Ich weiß nicht, wie man den Stoff nennt. Darunter ein schwarzes Hemd. Das fand ich sehr stilvoll. Wir redeten auch über Kleidung. Maximilian fand es auffällig, wie schlecht gekleidet die Menschen in Berlin herumlaufen. Ich trug in Berlin jahrelang schwarze Anzüge und schwarze Hemden und schwarze Krawatten. Es war mir ein Anliegen, das ästhetische Niveau statistisch etwas anzuheben. Gebracht hat es jedoch wenig. Mittlerweile sehe ich selber aus wie ein arabisches Clanmitglied.
Ich bin im Motel One am Steindamm einquartiert. Diese Ecke Hamburgs kenne ich ja gar nicht. Offenbar hielt ich mich damals vier Jahre lang westlich der Innenstadt auf. St.Pauli, Altona, Eimsbüttel, Ottensen, die Stimmung hier am Steindamm ist schon anders, aber ich gehe immerhin optisch als arabisches Clamitglied gut in der Menge auf.
Wir trafen uns in einem schönen Lokal in St. Georg. Isa sehe ich ja regelmäßig, aber ihren Mann und Maximilian habe ich bereits seit fast 20 Jahren nicht mehr gesehen. Es war total schön, sie alle zu sehen, und wir fanden, dass wir alle vier gut gealtert sind. Eine gute Erkenntnis. Auch redeten wir über Weggefährten von damals. Viele sind tatsächlich gestorben. Manche haben sich verliebt und sind abgetaucht. Andere nicht. Einige sind komisch geworden. Vor allem durch Corona. Einige sind Stars geworden. Ein bisschen zumindest.
Ich aß einen Salat mit Hummus und Falafel. Das war ganz vortrefflich.
Gleich werde ich das letzte Mal duschen, bevor ich mich von der Zivilisation verabschiede und in der schwedischen Wildnis verschwinde.
