[So, 20.4.2025 – aber aber aber]

Gerade etwas nachlässig, was das Bloggen betrifft. Gestern kamen Freunde aus Minden und heute kamen die Schwiegereltern, so verbrachten meine Frau und ich zwei Tage zwischen Gästen und Putzarbeit. Ich machte mir in diesen zwei Tagen keine nennenswerten Notizen und ohne Notizen ist es mir in stressigen Situationen fast unmöglich, über den vergangenen Tag zu schreiben. Auch wenn ich über mehr schreibe als nur das, was ich mir notiere, die Notizen weisen mir aber einen Einstieg in dieses Ritual des schriftlichen Reflektierens, danach erst fliesst der Text von selbst. Deswegen schrieb ich in den kurzen Putzpausen nur an den anderen Texten weiter.

Tatsächlich überlege ich schon seit einigen Wochen, die Frequenz der Einträge hier im Blog etwas herunterzufahren, da ich schauen wollte, ob das dem Pensum meiner Romanarbeit entgegenkommt. Ich sitze meist doch recht lange an den Blogtexten, 1 bis 3 Stunden pro Tag, ich weiss, das merkt man den Einträgen nicht immer an, aber Textarbeit ist immer recht aufwendig. Nun ist es für mich zu einem Ritual geworden, am Abend den Tag zu verarbeiten und den daraus entstandenen Text am nächsten Morgen zu überarbeiten. Seit ich nicht mehr arbeite, verlege ich diese Arbeit meist auf den Vormittag. Da befinde ich mich in einer wohligen, etwas weltfremden Blase. Besonders, wenn die Frau aus dem Haus ist und die Hündin zwischen meinen Beinen schläft.

Dummerweise schreibe ich immer noch an zwei Romanen parallel, da ich mich immer noch nicht entscheiden konnte, welchem Text ich meine volle Aufmerksamkeit widmen will. Zum einen ist das der Text, den ich ursprünglich als pornografischen Versuch unter einem Psyeudonym als Ebook publizieren wollte. Weil ich gehört hatte, dass sich Erotik gut verkauft und ich das witzig fand. Jener Text ist aber eine Liebesgeschichte geworden bzw. eine seltsam gute Geschichte über Missbrauch und Abhängigkeit, von der ich nicht erwartet hatte, dass sie sich als solche entwickelt. In dem Text stimmt alles. Tonfall, Figuren, der Beat, die Tiefe. Andererseits kann ich den Text nur schreiben, wenn ich kein Publikum im Kopf habe. Wenn ich denke, dass Bekannte oder Menschen aus meinem familiären Umfeld den Text lesen werden, dann erstarre ich zu einer Säule aus Salz. Wenn ich das ausblende und mir vorstelle, dass ich den Roman unter Pseudonym als Ebook publiziere, dann fliesst der Text unter meinen Fingern hervor. Weil ich es aber aufregend fand, ein Buch aus Papier mit meinem Namen vorne drauf zu veröffentlichen, habe ich jetzt keine Lust auf ein Pseudonym. Ich muss den Text also zuerst mit einer inneren anonymen Haltung verfassen. Später kann ich ihn immer noch anpassen. Auch wenn ich ihn nicht im Nachhinein ändern möchte, der Gedanke steht mir aber im Weg, während ich den Text verfasse.

Und auf der anderen Seite ist da der Superheldenroman. Diese Geschichte habe ich schon seit 2017 im Kopf und ich verfasste im Laufe der Jahre einen groben Plot-Entwurf und mehrere Fragmente. Aufgrund meines sehr anstrengenden Jobs und eine damals wachsende Aversion gegen einen von mir als elitär empfundenen Kulturbetrieb verlor ich immer wieder das Interesse. Jedoch glaube ich, dass das eine richtig gute Geschichte werden könnte. Aber einerseits habe ich gerade eine eher einfach gestrickte Geschichte über ein besetztes Haus in den Niederlanden veröffentlicht, bei der ich manchmal etwas entschuldigend hinzufüge, dass ich schon bessere Texte im Ärmel habe. Mit einem Superheldentext läuft man sicherlich ins Risiko, dass es auch eine einfach gestrickte Erzählung wird. Und in der Tat: Der Text entwickelt sich leider nicht so komplex, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ich möchte jetzt nach der Novelle schon einen wahnsinnig guten Text nachreichen. Irgendwas stimmt mit der Erzählstimme dieses Superheldentextes aber nicht bzw. der Hauptfigur fehlt etwas und die Erzählperspektive passt nicht. Ausserdem geht der Text nicht in die Tiefe. Und ich weiss nicht genau, woran es liegt. Ich habe lediglich ein paar Vermutungen, ich bin mir aber nicht sicher, ob das wirklich einen Unterschied machen würde und dies zu ändern würde noch einmal viel Überarbeitung der bestehenden Seiten bedeuten.

So schreibe ich vorläufig an beiden Romanen weiter und protokolliere in einer Exceltabelle das Pensum, das ich pro Tag für beide Texte aufbringe. Vielleicht hilft mir die Tabelle bei der Entscheidung.

Und da kommt auch die Überlegung her, die Frequenz der Blogeinträge temporär etwas herunterzufahren. Um zu sehen, ob das der Arbeit an den beiden Prosatexten zugutekommt. Rein aus statistischen Gründen. Aber aber aber. Ich brauche auch das Ritual auf den Tag zurückzublicken.

(Arbeitszeit: ~1h 45m)

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