Meine Frau und ihr Bruder fuhren heute nach Schweden. Meine Schwiegereltern nehmen am Sonntag das Flugzeug. Die Hündin fuhr heute mit meiner Frau mit. Es ist für mich total ungewohnt, das Tier nicht bei mir zu haben. Sie entfernt sich selten mehr als 5 Meter von mir. Manchmal habe ich das Gefühl, von einem zweiten Schatten verfolgt zu werden. Jetzt, wo sie weg ist, erlebe ich Phantomzustände. Wenn ich aufstehe – sei es vom Stuhl oder vom Bett –, schaue ich, ob ich nicht auf sie trete. Ich sitze zudem immer noch etwas verkrampft am Schreibtisch, weil ich es so gewohnt bin, dass sie zwischen meinen Füßen liegt, und immer ist da jemand, die auf mein Verhalten achtet. Gehe ich in die Küche? Gehe ich nur aufs Klo? Gehen wir raus? Gehen wir spielen? Wenn ich vom Schreibtisch aufstehe, steht sie sofort mit mir auf. Weil jetzt irgendwas passieren wird.
Aber jetzt stehe ich auf und sie ist nicht da. Ein bisschen bin ich dann auch erleichtert, ich muss mich nur um mich selbst kümmern, niemand da, der reagiert. Es bin nur noch ich. Ich verstehe mittlerweile, was Eltern meinen, wenn sie sagen, sie hätten kinderfrei.
Ich habe ihr Halsband auch mit zwei Ringen und einer Plakette ausgestattet. Unwissentlich verursacht ihr Halsband deswegen bei jeder Bewegung Geräusche von klirrendem Metall. Das ließ ich so, weil es ungemein praktisch ist, wenn wir uns in der Stadt bewegen. Ich kontrolliere sie per Gehör, ich weiß immer, wo sie sich befindet, ich bekomme es immer mit, wenn sie stehenbleibt (kacken, pinkeln, Döner, Pommes oder einfach nur schnüffeln), oder ob sie trabt oder rennt.
Als meine Frau in Schweden ankam, fragte ich als Erstes: „Hat sich das Tier gefreut?“
Jetzt, wo sie weg ist, höre ich sie ständig. Ein leises Klirren oder ein leises Stöhnen (sie stöhnt oft), manchmal auch ein Tapsen. Es ist wie Phantomschmerz, aber ohne den Schmerz, eine Art Phantomliebe.
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Am Abend war ich bei Frau Casino auf ihrer Geburtstagsparty. Sie ist 60 geworden. Ein super Alter. Sie hatte in ihre schöne Altbauwohnung in P’Berg geladen. Wir saßen unter mehreren alten Bloggerfreundinnen zusammen und stellten fest, dass wir uns alle vor etwa 20 Jahren kennengelernt hatten, die meisten über die „Blogmich05“, an der ich damals allerdings nicht teilgenommen hatte, da ich noch in Hamburg wohnte und nicht kommen konnte. Frau Casino lernte ich ein Jahr später kennen, auf der „Blogmich06“, was aber eine wesentlich kleinere Veranstaltung war. Da kannten wir einander aber schon lange über unsere Blogs. Frau Modeste hatte ich hingegen schon ein Jahr früher kennengelernt, auch weil wir einanders Blogs lasen. Sie war einmal in Hamburg auf Besuch und so trafen wir uns. Sie trug damals eine auffällige Kette mit großen, eckigen Steinen. Frau Modeste trägt aber meist auffällige Ketten. In den letzten Jahren meistens perlenbesetzt. Heute hatte sie sich eine lange Perlenkette um den Hals und unter die Schulter gelegt. Ich fand diese Wickelung einer Perlenkette ganz vortrefflich. Klassisch unkonventionell, ohne unkonventionell zu wirken. Gaga Nielsen war auch da, die sich ganz entzückt von meinen Augenbrauen zeigte. Sie wollte nicht glauben, dass ich sie mir nicht färbte. Ich hatte Schwierigkeiten, sie vom Gegenteil zu überzeugen. Gleich zu Beginn sah ich auch Frau Gedankenträger, die neuerdings in vier Sätzen auf Mastodon so schön schrieb, warum ihr die Hitze gefällt. Weil sie innerlich ruhig wird. Dieses Gefühl, das bei mir zwanzig Grad tiefer liegt. Seitdem kann ich nicht mehr ungeniert die Hitze hassen.
Wir müssen jedenfalls wieder öfter Geburtstage feiern.
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Fantastische Gästeliste. Das war bestimmt ein schöner Abend.
Was für eine hochkarätige Runde!
Ja, die Wicklung von Modestes Perlenkette war ganz vortrefflich.
Dass Du aber Schwierigkeiten hattest mich von der Natur Deiner Augenbrauenfarbe zu überzeugen, entspricht nicht der Wahrheit, ich habe es tief beeindruckt zur Kenntnis genommen!
Erst im zweiten Anlauf. Danach warst du aber in der Tat beeindruckt.
P.S. Wortschnittchen war auch dabei!
Die erwähne ich schon ständig im Blog 🙂
🙂