[Mi, 19.10.2025 – Im Text hängengeblieben, auch keine Bücher, auch keine Wasserflasche]

Weder am großen Text weitergeschrieben, noch das Hörbuch eingelesen, noch ein Buch gelesen. Dafür saß ich fast den ganzen Abend lang vor dem großen Text am Schreibtisch, hatte aber das Telefon in der Hand und scrollte durch lustige Reels auf Instagram. Pest. Eigentlich dachte ich ja, dass ich hier in Hamburg viel Zeit mit dem Text verbringen werde. Tagsüber arbeiten, abends schreiben. Bei einem angedachten Tagespensum von vier Normseiten. In den 13 Tagen, die ich mittlerweile hier lebe, habe ich genau zwei Seiten verfasst. Ich bin mir nicht sicher, ob es an meiner geistigen Verfassung liegt, weil mir tagsüber viel geistige Betätigung abverlangt wird, oder ob ich einfach in der Geschichte stecken geblieben bin. Wenn ich mir die Statistik ansehe, dann erkenne ich, dass ich bereits seit der Grönlandreise Ende September kaum noch daran geschrieben habe. Nach der Rückkehr verschob ich die Textarbeit auf meinen Aufenthalt in Hamburg und hier gab ich der Lohnarbeit die Schuld. Aber in Wirklichkeit ist es wohl die Geschichte, wie ich jetzt zwei Monate später feststellen muss.

Dafür war ich heute bei Lidl. Ich wollte nur eine Flasche Sprudelwasser kaufen. Zurück kam ich mit Hafermilch und einem Tütensalat. Nachdem ich den Salat gegessen hatte und etwas trinken wollte, fiel mir auf, dass ich das Wasser vergessen hatte. Das passiert mir aber öfter. Es ist also nicht schlimm.

Zudem habe ich nichts Gescheites zu lesen dabei. Auf dem Nachttisch liegen Ferdinand von Schirach und Murakamis „Kafka am Strand“. Murakami will ich aber gerade nicht lesen, weil ich freitags und sonntags das Hörbuch von seinem 1Q84-Roman höre. Mir kommt vor, dass sich das nicht verträgt. Beide Bücher sind sehr umfangreich und sie haben diesen Murakami-Vibe. Ich fürchte, dass sich die Figuren und Geschichten zu einem Brei vermischen. Bei Ferdinand von Schirach habe ich hingegen andere Hemmungen. Als ich das Buch „Verbrechen“ in Berlin begann, las ich die Geschichte von dem Einbruch bei diesem japanischen Diplomaten, bei dem schließlich eine mafiöse Organisation die Einbrecher ausfindig machte und brutalst folterte. Mit dicken Holzpflöcken in die Nase usw. Üblicherweise schockt mich in Film und Buch kaum etwas. Aber diese Geschichte hat mich nachhaltig verstört. Das lag möglicherweise daran, dass sie zum einen wahr ist und in Berlin spielt, aber auch daran, wie amateurhaft sich die Einbrecherbande anstellte und in welches Grauen die Beteiligten unwissentlich hineinliefen.

Daher traue ich mich nicht ganz, dieses Buch in die Hand zu nehmen. Man muss wissen, dass sich meine Firmenwohnung in einem düsteren Gewerbegebiet im Norden Hamburgs befindet. Der Zugang verläuft über einen unbeleuchteten Schotterweg hinter einem Parkplatz. Das Gebäude ist eine Fabrikhalle. In der Wohnung befand sich früher vermutlich die Verwaltung. Ich bin hier nachts weit und breit der einzige Mensch. Geschichten über Verbrecherbanden will ich da eher nicht lesen.

Mittwochs wird die Wohnung immer gereinigt. Als ich heute nach Hause kam, hatte mir die Reinigungskraft neue, verpackte Badezimmerlatschen hingestellt. Adrett neben meinen Hanteln, fast so, als wäre es eine Botschaft. Ich konnte aber nichts daraus herauslesen:

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