Beim HNO im Wartezimmer. Neun Männer sitzen da und lesen aus Büchern und Blättern. Zwei Frauen sitzen da und lesen aus Büchern und Blättern. Eine junge Frau kommt ins Zimmer, sie trägt einen sehr kurzen Faltenrock, ihre Beine wirken außergewöhnlich nackt. Sie will ihr Handy aufladen, findet dann neben der Eingangstür auf zehn Zentimeter Höhe eine Steckdose. Sie bückt sich vor der wartenden Menge nach vorne und versucht umständlich den Stecker in die Dose zu drücken.
Neun Männer schauen von ihren Blättern und Büchern auf und fixieren ihren Blick auf die selben paar Quadratzentimeter. Zwei Frauen lesen in Blättern und Büchern und bekommen von alledem nichts mit.
[ Männer 🙂 ]
Ich lese gerade Stanisław Lems futurologischen Kongress, bin daher angenehm benommen von der Schilderung der Halluzination. Als ich die Blicke der Männer sehe, –meine mit eingeschlossen– meine ich, alle unsere Blicke als gelbe Lichtkegel zu sehen, wie sie, vorne zuspitzend, als Brennpunkt auf den gleichen genannten Quadratzentimetern enden. Wie wenn man gemeinsam versucht mit Lupen, trockene Blätter für ein Lagerfeuer zum qualmen zu bringen. Aber hier im Wartezimmer haut der Hormonpogo unsere Lichtkegel totalmente in die Marmelade. Das Geschlecht der Frau beginnt zu rauchen. So viel Demütigung tut mir ziemlich leid, die Geste ist ja sehr verachtend, das war nicht so gemeint. Aber das mit dem Rauch war ja nicht unsere Absicht.