[trend. meiner.]

Diese von Cem Basman angeleierte Reflektion (früher nannten wir es Stöckchen) auch hier. Wie schön man daran auch ablesen kann, dass das Internet nie eine Bewegung gewesen ist, sondern immer einfach ein Werkzeugkasten, nur früher eben als Blogs gebündelt, die als eine Art gemeinsamer Nenner gesehen und daher missverstanden wurden. Die Werkzeuge im Netz haben sich vervielfältigt und wem ein gewisses Werkzeug gut in der Hand liegt verwendet es eben. Ich halte Facebook meistens offen, wenn ich am Rechner sitze, oder wenigstens öffne ich die Seite mehrmals täglich, um zu sehen, was meine Leute so machen, Fotos anzusehen, Links zu folgen, Facebook ist tatsächlich eine durchlaufende Linkliste, in der ich verfolgen kann, was mein sozialer Kreis liest, oder wie mein sozialer Kreis die Nachrichten aufnimmt und verteilt, es ist eine Meinungswolke, die sich durch das Tagesgeschehen schiebt. Dazwischen sind Befindlichkeiten gepostet und regelmäßig ein Comicbildchen, ich liebe Comicbildchen, ich klicke auf jedes der geposteten Comicbildchen. Googleplus ist im Funktionsumfang ähnlich, doch gefällt mir die Haptik besser, es wirkt ausgreifter auf mich, besinnlicher vielleicht auch, nicht so schreierisch, zudem werden auf Googleplus längere Einträge verfasst, und die besseren Diskussionen geführt, ich weiß nicht, warum das so ist, möglicherweise liegt es an der Ruhe, die die Oberfläche abgibt. Aber trotzdem schaue ich bei Googleplus seltener rein, manchmal habe ich das Gefühl, Googleplus würde ein bisschen schlafen. Aktiv beteilige ich mich weder das eine noch das andere übermäßig viel.

Twitter hat mich nie sonderlich gepackt. Die Beschränkung auf 140 Zeichen hat mich bei meinen etwa zwanzig Tweets zwar nie gestört, im Gegenteil, ich reduziere gerne Saucen und Texte, bei Twitter fand ich diese Reduzierung auf Microebene eigentlich sehr anregend, aber Twitter wirkte auf mich immer eher wie Gegacker (Cackler) denn als Gezwitscher. Ohne es werten zu wollen, es funktioniert ja gut, aber wenn ich etwas lustiges tweeten will, sehe ich die Twitter-Timeline vor mir und denke: du kannst dein olles Gegacker jetzt doch nicht in diesen Hühnerstall schmeißen. Ganz schlimm für mich.
Andererseits lese ich Tweets gerne, besonders wenn sie in Facebook erscheinen.
cackler.com ist übrigens frei.

Das Blog ist immer noch am ehesten meine Form. Für die persönlichen Inhalte. Und nur die persönlichen Inhalte. Neuerdings las ich mehrmals, das jemand Wert darauf lege, seine Blogtexte als Fiktion verstanden zu wissen. Ich nicht. Mein Blog ist nur autobiographisch. Es gibt nicht einmal eine Kunstfigur (ok, ein Farbfilter -rosa- liegt vielleicht drüber). Ich glaube, ich will auch nur Blogs lesen, die autobiographisch sind. Ich lese Blogs, weil ich den Charakter hinterm Blog mag (ähnlich lese ich auch Bücher, mich interessieren die Figuren), ich mag die Subjektive Sicht der Person auf die Dinge. Wenn jemand mir eine Kunstfigur vorgaukelt: auch okay, aber Gemeinschaftsblogs lasse ich üblicherweise liegen, oder fiktive Sachen finde ich auch schwierig. Ich habe vier fiktive Texte in meinem Blog, offensichtlich Fiktion, die fühlen sich alle fremd an. Sie bleiben aber da wo sie sind, vielleicht weil sie jetzt Teil der Chronik sind, meiner Chronik, was weiß ich.
Andererseits: es ist mir total wurscht ob jemand Fiktion in sein Blog schreibt oder nicht.

Xing: Xing finde ich schwierig. Xing verstehe ich nicht ganz, ich adde aber Profis.

8 Kommentare

  1. Das schöne bei der Fiktion ist ja, dass sie immer gleich hinter der nächsten Ecke wartet. Ein einziger Name, einziges Wort, eine Handlung, die so nicht waren und man steht schon mit einem Bein in der Fiktion.

    Ich für meinen Teil glaube, dass es kein Widerspruch ist, persönlich, aufrichtig, autobiographisch und halt auch fiktional zu bloggen, wenn man fiktional halt etwas weiter als „Ich blogge Geschichten“ fasst.

    Ich mache das ja auch manchmal, zu versuchen, etwas fiktionales in meine Texte zu weben. Das ist ein wenig wie ein Alternate Reality Game und es soll – und das ist eigenlich gleichzeit das Schönste aber auch das Schwerste – mehr Lyrik in die meine Texte, in die Art wie ich selber mein Leben sehe, und was ich meinen Leser darüber erzähle bringen. Die Dinge lassen sich mit Prosa halt mitunter weit schlechter auf den Punkt, den sie mir wirklich bedeuten bringen, als mit weniger wahrheitsliebenden Worten. :]

    Und ich bin mir ziemlich sicher, dass meine Leser auch die Grenze zwischen dem einen und dem anderen erkennen.

  2. Sicherlich lässt sich der Begriff Fiktion genauer definieren, zumal man sich vieles schön redet, darin bin ich sowieso super, so gesehen schreibe ich mir die Erinnerung ins Blog sogar schön. Klar, Beinchen in die Fiktion ist bei mir immer da. An meinem Blog interessiert mich nur die subjektive Darstellung. Der Rest gehört anderswo hin.

  3. bei mir steht das auch drin, im impressum, aus gründen. trotzdem ist das natürlich alles „nach einer wahren begebenheit“… irgendwie. letztenendes bleibt es sowieso dem publikum überlassen, die wirklichkeitsbehauptung (oder die fiktionsbehauptung) des textes zu glauben oder halt eben nicht. aber wir haben das alle gelernt, das gut einzuordnen 😉

  4. Ach, mit der Fiktion ist es so eine Sache. Man will ja auch kein Tagebuch schreiben, manchmal lasse ich etwas weg, das da war, manchmal füge ich etwas hinzu, das nicht da war. Was soll’s? In seinem Blog kann jeder machen, was er will – und rosa Brillen haben mit der Realität ja oft auch eher weniger zu tun. Siehe auch:

    http://boschblog.de/2011/01/12/kein-tagebuch/

  5. Bei mir verflechten sich die Ebenen sicher immer wieder. Ein Bekenntnis-Blog war Absurdistan nie, zumal nicht offen. Allzu Privates gehört zu dem Bereich, bei dem ich eher zurückhaltend bin und es mit mir selbst und den persönlichen Freunden ausmache. Anderes wird literarisch anverwandelt und taucht, neu kostümiert, in Texten auf, zuweilen mit Einfällen und Ideen aus anderen Kontexten angereichert und um Fantasie-Stücke ergänzt. Realität und Fiktion gehen entspannt Hand in Hand miteinander, wechseln sich mitunter munter ab, und doch dürfte zu jedem Zeitpunkt zumindest klar sein, wo die rein dokumentarischen Texte sind, in die sich nichts Fiktives verirrt, und wo Kurzgeschichten sind, die eher der literarischen Fiktion verbunden sind. Ich sehe darin auch kein Problem, zumal Absurdistan ja nicht von einer Kunstfigur getragen wird, die anderes vorgibt als sie ist. Subjektive Darstellung ist es immer, durchweg autobiographisch nicht, und doch schimmert ja zumindest das Wesen des Biographen oder Schreibers zwischen den Zeilen jedes Textes auf.

  6. Ich lese Blogs und Bücher aus dem selben Grund wie du. (Das war jetzt ein Kompliment, imfall.)

  7. bosch: schon ok, wie gesagt, wer was in seinen Blogs tut ist völlig wurscht 🙂
    Tagebücher finde ich übrigens super.

    Und Fabe: eh. Wir haben mit der Zeit gelernt, die Blogs richtig zu lesen.

  8. Mir geht es ähnlich. Leider ist mein Blog mit den Jahren immer kostümierter und verschlossener geworden. Vielleicht sollte ich ein zweites irgendwo eröffnen, nur so für mich, das keiner liest, selbstverständlich, denn Blogs liest ja eigentlich keiner mehr, was auch seine komfortablen Seiten hat, nicht zuletzt.

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