Meine alte Wohnung an der Prenzlauer Allee lag genau am S-Bahn Ring. Hinten raus beim Schlafzimmer fuhren die Bahnen vorbei. S-Bahnen, Regionalbahnen, internationale Züge und vermutlich wird auch der gesamte Güterverkehr zwischen Nordsee und Osteuropa über den nördlichen Berliner Ring gelenkt. Mir hat das Freude bereitet. Dieses Geräusch metallener Räder auf Schienen, diese wilde Weite, die dieser Klang vermittelt. Dabei muss ich erwähnen, dass ich Lärm gegenüber eher unempfindlich bin. Das Durchfahren der Züge, das ist so etwas wie eine sich bewegende Brandung. Im Halbschlaf bin ich bei diesem Geräusch und den immaginären Bildern von vorbeiziehenden Landschaften an Zugstrecken, Bahnhöfen, Wäldern – immer sofort eingenickt. Guterzüge. Güterzüge waren die Besten. Güterzüge kamen, klangen noch metallener, noch romantischer als alle anderen und das beste war: sie hörten niemals auf.
Heute lese ich, dass die Bahn ihre Güterzüge auf eine Länge von 1500m verdoppeln will. Ich meine: das sind anderthalbe Kilometer (Ausrufezeichen). Warum bin ich da bloß weggezogen.
Wie schön, da bin ich mit meiner Zugliebe nicht allein. Ich habe als Studentin in der Kopenhagener im Seitenflügel gewohnt. Da gab es ein tiefliegendes Gleis direkt am Fuß des Hauses, da fuhr glaube ich, immer nur ein Zug. Ein endlos langer, schwerer Kohlenzug und immer morgens um 5 Uhr. Das ganze Haus bebte.
Der fuhr Richtung Westberlin, wahrscheinlich zu einem Kraftwerk.
Yeah, Ghettofaust 🙂
Dann habe ich einen Urlaubstipp: Im Rheingau und im Mittelrheintal fahren endlos lange Güterzüge durch die Orte am rechten Rheinufer. Mehr als 400 täglich, und sie sind auch richtig schnell: bis zu 120 km/h. Da wackeln auch die Wände.
Züge. Sehr romantisch, das.