[Urlaubstagebuch 6]

Badminton gespielt. Der Hund versteht den Federball nicht als Hundespielzeug. Er lässt uns in Ruhe.

Dieses Jahr sind wir nie wirklich in den Wald gegangen. Also ganz tief in den Wald, zum Beeren- und Pilzepflücken. Wälder sind ja gruselig. Unübersichtlich, dunkel. Wenn man sich aus den Augen verliert, kann man sich auch richtig verlieren. Der Wald schluckt die Rufe nach dem Anderen. Es fehlt oft an Orten der Orientierung. Wenn man innerlich düster wird, sieht man plötzlich überall hinter den Bäumen Bewegungen.

Der Hund sitzt beim Essen immer bei mir unterm Tisch. Ich habe das bisher als Zeichen seiner Liebe interpretiert. Heute wurde ich eines besseren belehrt. Er sucht sich die Person aus, bei der statistisch die meisten Reste vom Tisch fallen.

Wir fahren zum Mio Möbelhaus nach Borås. Letztes Jahr hatte ich mich dort in einen Loungesessel verliebt. K meinte damals, so einen Sessel würden wir auch in Berlin finden und zwar wesentlich günstiger. Auch ich war nicht bereit 600€ für einen Sessel hinzublättern. Das ganze Jahr über suchte ich also nach einem ähnlichen Sessel in Berlin und fand nicht annähernd einen der mir so gut gefiel. Den Sessel gab es nicht auf der Mio Webseite, also blieb mir nichts anderes übrig als weiterzusuchen und auf meine nächste Schwedenreise zu hoffen.

Mein Sesselproblem ist ein Firstworldproblem. Ich schaue ja viel Fußball, allerdings mag ich es nicht, im Wohnzimmer auf dem Sofa zu gucken, für mich gehört Fußball in die Küche, also dort wo etwas los ist, wo ich auch stehen kann, wo ich auch nebenher kochen kann. So haben wir das aufgeteilt. Wohnzimmer ist K’s Bereich, die Küche ist eher mein Bereich. So auch unser Fernsehverhalten. Ich schaue in der Küche Fußball. In der Küche möchten wir aber kein Sofa stehen haben, denn es ist ja eine Küche, wenn ich Fußball gucke nehme ich also immer einen der Sessel aus dem Wohnzimmer und parke ihn in der Küche.Der Wohnzimmersessel ist zwar gemütlich, er ist aber klobig und ziemlich schwer, weil ich oft zu faul bin, den Sessel wieder zurück ins Wohnzimmer zu bringen, lasse ich ihn manchmal die ganze Woche mitten in der Küche stehen (in 5 Tagen kommt ja eh wieder Fuba), was aber auch bedeutet, dass man eine ganze Woche lange Bogen um den Sessel machen muss.

Der Sessel muss folgende Kriterien haben: eine große Sitzfläche (ich muss mich viel darin bewegen können, Position wechseln, Füßen hochziehen, Beine in allen Richtungen legen können), an den Seiten nicht offen (damit das Handy nicht runterfällt), er muss leicht sein (damit ich ihn easypeasy vom Wohnzimmer in die Küche tragen kann), er muss drehbar sein (die Aufregung! Die Aufregung!) und vor allem: er muss gut aussehen.

Was er nicht sein muss: er muss nicht hundertprozentig gemütlich sein.

Bei Mio in Borås stehen jetzt an genau der selben Stelle wo letztes Jahr meine Sessel standen, vier Drehsessel die supergut aussehen und leicht sind, aber nur eine kleine Sitzfläche haben und an den Seiten offen sind, also nur 60% der Kriterien erfüllen. Dafür zum gleichen Preis wie letztes Jahr.

Nein, keine Pointe.

Vielleicht lasse ich das mit dem Fussball aber auch sein. Spare ich mir Geld für einen Sessel und dem Skyticket. Ich denke alle paar Tage darüber nach, das mit dem Fussball ganz sein zu lassen. Die Inflationäre Entwicklung mit dem Geld, die Kultivierung der Dumpfheit, die kurze Zündschnur der Leute, Fußball ist eigentlich durchgehend verwerflich. Wäre da nicht dieser dramatische Faktor. Diese Dramaturgie die der Fußball Woche für Woche schreibt.

Weiß nicht. Einen schönen Sessel kann man notfalls ja immer noch brauchen.

Ein Kommentar

  1. Für den Wald empfiehlt sich ein Familienpfiff. Kleines Motiv,fünf Töne oder so. Dringt besser durch als Rufen 🙂

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