Es ist jetzt schon Ende März. Ich merke, dass ich dieses Tagebuchbloggen nun länger durchgezogen habe, als ich gedacht hatte. Der erste Tagebuchblogeintrag ist vom 8. Februar, es sind also fast zwei Monate vergangen, ich muss sehen, wie ich das weiterführe, irgendwann werde ich die Entscheidung fällen müssen: so jetzt höre ich auf, das muss aber mit einem Patzbumm passieren, sonst traue ich mich nicht, einfach mal einen Tag auszulassen. Dieses konsequente, tägliche Aufschreiben ist nämlich dieser eigenartige Sog des Tagebuchbloggens, sich tagsüber die Notizen machen, manchmal schon ganze Fragmente aufschreiben, und am Abend dann alle Notizen, Fragmente, Erinnerungen und Höhepunkte des Tages auf ein kleines Podest stellen und sie anmalen.
Es muss auch an Tagen geschehen, an denen nichts passiert ist, es muss jeden Tag passieren, sonst funktioniert es nicht. Mittlerweile bin ich schon in eine Routine gekommen, die Routine und ich als eingespieltes Team. Am frühen Abend bringe ich die ersten Fragmente in Form, im Laufe des Abends kommen weitere dazu, bis zum Schlafengehen ist alles feingeschliffen. Dann gehe ich schlafen. Über Nacht lasse ich den Text gären. Am Morgen beim Kaffee lese ich alles nochmal durch, korrigiere es, ändere manchmal größere Passagen und spreche es dann in das Mikro. Genau. So klinge ich immer am Morgen. Meist scheint die Sonne noch nicht, ich habe ja Schlafprobleme.
Nur die Rechtschreibfehler. Und überhaupt Fehler. Die bekomme ich nicht raus. Ich bin blind für meine eigenen Fehler, ich strenge mich wirklich an, aber ich sehe sie meist schlichtweg nicht. Weil der Text immer ein Text ist, der aus meinem Bewusstsein herunterkopiert wurde, ich hatte ihn daher innerlich schon vor Augen, natürlich formuliere ich in meinem Bewusstsein fehlerfrei vor und denke immer alle Kommas mit. Wenn der Text dann vor mir liegt, bin ich blind für Schreibfehler.
Das mit den Kommafehlern ist immerhin etwas besser geworden, es ist nicht behoben, aber immerhin besser geworden.
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Ich bin nach einer Woche wieder ins Büro gefahren. Nach anfänglicher Paranoia um Aerosole entspannte ich mich bald wieder. Weil das Büro so leer ist sitze ich so gut wie immer in einem eigenen Raum. Natürlich weiss ich, dass nur einmal die falsche Person hereinkommen braucht und ein Aerosol zu viel ausstoßen. Aber dennoch. Ich habe wieder meinen bequemen Stuhl und meinen Arbeitsweg. Wie sehr ich diesen Arbeitsweg vermisst habe. Diese 25 Minuten Fahrradfahren, bisschen abschwitzen, auf Temperatur kommen, raus aus meinem Privatleben, das tut mir ungemein gut.
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Zwei Menschen, die ich kenne, hätten heute geimpft werden sollen. Beide sind weiblich und unter sechzig und beiden wurde wegen der Thrombosengefahr der Impftermin gestrichen.
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Zu spät merke ich, dass draussen die Sonne scheint und es 22 Grad hat. Ich hätte früher aufhören sollen zu arbeiten. Zuhause lehnen meine Frau und ich uns aus dem Erkerfenster und plaudern. Bestimmt eine Stunde lang, so rausgelehnt aus dem Fenster, schauen hinunter auf die Strasse, und im Westen der untergehenden Sonne nach. Sie füllt sich das Weinglas nach.