Es ist mitten in der Nacht, es regnet. Ich öffne das Fenster. Und schlafe ein.
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Es ist ein Feiertag. Vatertag. Deutscher Vatertag. Himmelfahrt als Vatertag gibt es ja nur in Deutschland. In Südtirol feiert man den Vatertag im März, aber ich vergesse das Datum immer, es ist der Josefstag, was ja durchaus sinnvoll ist, wegen des Schreiners aus Nazareth, der religiöse Begründer der Patchworkfamilien.
Am Vatertag sollte man dem Vater Vatertagsgrüße schicken. Aber Vatertag ist einer dieser Tage, an die ich mich nicht gut selbstständig erinnern kann. Das ist einer dieser Tage, bei denen ich mit dem Flow mitschwimme und wenn es dann überall im Internet steht, fasse ich mir an den Kopf: oh es ist Vatertag, nicht vergessen, Vater anzurufen.
Das Problem mit dem deutschen Vatertag ist aber schon seit vielen Jahren jenes, dass der italienische Vatertag dann bereits stattgefunden hat und wenn ich anrufe, ich mir natürlich anhören muss, dass ich den Vatertag vergessen habe. Mittlerweile rufe ich deswegen am deutschen Vatertag nicht mehr an. Ich lerne.
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Während ich Sport betreibe, befinde ich mich oft in einem mentalen Zustand, in dem ich Zeit habe, mich mit anderen Dingen zu beschäftigen. Wenn ich zuhause die immergleichen Fitnessvideos nachahme, scanne ich oft die Bücherwand ab, und da ich mich eher an jener Seite des Regales befinde, in der die Bücher meiner Frau eingeschoben sind, stoße ich immer wieder auf mir unbekannte Titel, die mich während des Sporttreibens wesentlich mehr interessieren als das Sporttreiben. Ich drifte dann gedanklich etwas ab und freue mich auf das Ende des Sports, damit ich gleich das entsprechende Buch aus dem Schrank ziehen kann.
Wenn die Sportübungen dann vorbei sind, bin ich aber mit den Gedanken wieder woanders. Das ist fast jedes mal so.
Diesmal hat mich aber ein Buchtitel, den ich schon öfter erspäht hatte, länger beschäftigt, bis über die Sportübung hinaus. Following the wrong god home. Von Catherine Lim. Dieser Titel. Das Following the god. Das Following home. Das Following the wrong god. Und das wrong.
Dieses innere Bild. Schwerer Regen. Die Demut über falsch getroffene Entscheidungen, die fehlende Kraft, davon loszulassen. Eine moralische Instanz. So stellte ich mir das vor, während ich crunches machte.
Meine Frau hatte das Buch vor etwa dreissig Jahren gelesen, sie wusste nicht mehr viel darüber zu berichten. Meist kein gutes Zeichen.
Als die Übungen vorbei waren, blieb ich liegen, robbte zum Schrank und zog das Buch hervor. Eine Liebesgeschichte im Singapur der Achtziger Jahre. Das Buch wird im Internet eher als langweilig bezeichnet.