[Mittwoch, 30.6.2021 – Nasse Hose, Geigen-Feige]

Es regnet morgens leicht. Während der Fahrt ins Büro, nimmt der Regen etwas zu. Als ich im Büro ankomme, bin ich ziemlich durchnässt. Morgen soll es mehr regnen, morgen muss ich mir vielleicht eine Regenjacke überziehen. Erstaunlicherweise sind bei diesem Wetter mehr Frauen mit dem Fahrrad unterwegs als Männer. Es ist richtig auffällig. Dafür gibt es sicherlich eine soziologische Erklärung, wenn man lange genug darüber nachdenkt.

Im Büro hänge ich meine Stoffjacke zum trocknen auf, den Rest lasse ich einfach an. Die Hose wird im Laufe der nächsten halben Stunde trocknen. Mich stört eine nasse Hose nicht. Seit einiger Zeit versuche ich es näher zu betrachten was an mir nicht richtig ist. Eines der Punkte ist die nasse Hose. Viele Menschen mögen es nicht, nasse Hosen zu tragen. Das ist so. Ich kann es mir nicht erklären. Die einzige Erklärung die ich gefunden habe, ist etwas halbgar, sie beruht darauf, dass mein Körper immer warm ist, immer, eine nasse Hose hat bei mir also eher einen angenehm kühlenden Effekt und trocknet damit auch schneller mal aus oder die Feuchtigkeit nimmt schneller meine Körpertemperatur schneller annimmt, als umgekehrt. Aber die Erklärung ist halbgar.

Neulich saß ich neben unserer Problempflanze im Erkerzimmer. Unsere Problempflanze ist eine fünfzehnjährige Geigen-Feige. Sie ist unglücklich. Ich habe schon öfter glückliche Geigen-Feigen gesehen, die waren zwei Meter groß und trugen fünfzig oder mehr Blätter an ihren Stämmen. Unsere Geigen-Feige ist seit einem Jahrzehnt 1 Meter hoch und trägt genau ein einziges Blatt. Sobald ein neues Blatt nachsprießt, freuen wir uns, aber sobald das neue Blatt ausgewachsen ist, verabschiedet sich das ältere Blatt.

Neulich saß ich also neben unserer Problem-Feige im Erkerzimmer. Sie kommt aus der Tropen, sie mag es, wenn die Sonne auf sie reinbrennt und wenn die Temperaturen gluckern. Vermutlich mag sie es auch nicht, wenn sie nasse Hosen hat. Es ist meine Schuld, dass es ihr nicht gut geht.
Ich muss an die arktische Weide denken, das ist der nördlichste Baum der Welt. Die arktische Weide wird etwa 2 Zentimeter hoch. Was auch immer die für ein Problem hat, nasse Hosen stört sie wahrscheinlich weniger. Es kann durchaus sein, dass wir Lebewesen alle so unsere inneren Breitengrade haben. Wäre ich ein Baum, wäre ich dann wohl eine Kiefer.

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Ich war bei Zara um mir ein paar Tshirts zu kaufen. M ist mir zu groß geworden. Ich trage jetzt S. Morgen werde ich vermutlich das erste Mal seit etwa 20 oder mehr Jahren keine Adipositas mehr haben, ich bin dann nur noch übergewichtig. Dieser Satz fängt so großartig an, aber endet mit diesem seltsam downenden „nur noch übergewichtig“. Ich freue mich natürlich trotzdem, mag es nur, wenn Sätze schräg sind.

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Regen. Gleich werde ich mich ins Bett legen. Bei offenem Fenster. Draussen plätschert der Regen. Es gibt nicht beruhigenderes.