Wir hatten gestern beschlossen, heute nach Niederfinow zu fahren und das Schiffshebewerk anzuschauen. Ich war vor einigen Jahren einmal da und fand das ein beeindruckendes Bauwerk. Es ist ein Bauwerk im Geiste von Gustave Eiffel. Schiffe fahren in dieses Metallgerüst hinein. Dort befindet sich eine riesige Wasserwanne. Diese Wasserwanne wird dann 36 Meter hochgehoben und oben angekommen, werden die Schiffe wieder in den da wartenden Kanal in Richtung Havel/Elbe entlassen. Man kann schräg unter diesem Bauwerk stehen und der Maschine beim Heben und Senken der Wanne zuschauen oder man kann auch eine Führung buchen, bei der man in das Bauwerk und oben an der Balustrade gehen kann. Wir beließen es dabei, die Maschine von unten zu bestaunen. Die Kraft die man da in Bewegung ziehen sieht.
Es regnet. Der ganze Tag soll mit Regen durchzogen sein. Es ist dieser schöne Spätsommerregen. Nicht zu sehr, aber immer ein bisschen präsent, an der Windschutzscheibe, an den Unterschenkeln. Manchmal geht der Himmel auf und diese sanfte Sonne scheint durch. Manchmal muss man kurz unterstehen.
Wald.
Ich erkläre meinem Schwiegervater Brandenburg. Dabei sage ich, dass es in Brandenburg kein Internet gibt. Demonstrativ zeige ich auf meine Telefon, auf dem tatsächlich kein Netz gefunden wird. Außerdem erzähle ich, dass hier Wölfe wohnen und betrunkene Männer nachts in die Allee gurken. Die Alleen sind schön, da sind wir uns einig. Überhaupt: ich habe ja positive Gefühle für Brandenburg. Ich mag diese märkischen Dörfer, diese langgezogenen Straßen, an denen sich die alten Häuser reihen wie an einer Perlenkette, dann in der Mitte der Anger mit einer steinernen Kirche und danach wieder die Perlenkette. Diese steinernen Kirchen in Brandenburg. Meist in romanischem Stil. Diese Dörfer müssen alle in der selben Epoche entstanden sein. Zwölfhundert, Dreizehnhundert, die Zeit in der Berlin auch entstand.
Ab und zu hat eines dieser Dörfer ein Geschäft. Das sticht dann regelrecht ins Auge.
Wir fahren nach Eberswalde. Das neue Boomtown. Weil schön und gut erreichbar aus Berlin. Familien ziehen hier her. Ich kann es verstehen, Eberswalde wirkt wirklich lebenswert. Wir kehren in der „Alten Brauerei“ ein, weil wir etwas essen wollen. Mit so Namen wie „Alte Brauerei“ kriegt man mich immer. Ich esse ein Rindergulsch in Schwarzbiersauce mit Eierspätzle. Schmeckt OK. Leider haben sie kein eigenes Bier, sondern eine kleine sächsische Marke. Schmeckt aber auch.
Auf dem Rückweg, in Berlin gibt es Stau. Die Danziger ist komplett von Coronaspinnern verstopft. Eine wilde Mischung von Menschen aus unterschiedlichen politischen Spektren, die den Begriff Freiheit nicht verstehen und behaupten, sie seien das Volk.