[Mittwoch, 19.1.2022 – Gilf, Pulverturm, Pokalderby]

Wenn man auf die Frage „Wie hast du geschlafen?“ mit einem Screenshot der Smartwatch-App antwortet.

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Am Morgen traf ich meine kleine Schwester zum Kaffee.

Sie erzählt mir von einem schönen Spaziergang zum sogenannten Passerfritz. Passerfritz war ein bärtiger Mann, der in den Auen an der Passer oberhalb der Passerschlucht wohnte. Ich dachte immer, das sei ein Obdachloser Exzentriker, wie auch der Falschauergeist, der in den Auen der Falschauer unterhalb von Lana wohnte. An den Falschauergeist kann ich mich noch erinnern, weil der immer mit Federn bekleidet in Bozen Menschen anpöbelte. Über den Passerfritz wusste ich allerdings nichts. Heute erfuhr ich aber, dass der Passerfritz eher ein Öko Freigeist war, der dort in seinem Wohnumfeld ein öffentliches Biotop schuf, das als Naherholungsgebiet fungierte. Er starb 1997 und die Auen tragen im Volksmund immer noch seinen Namen.

Meine Schwester erklärte mir, wie man dort hinkommt. Zuerst müsse man über die Winterpromenade ganz hinauf bis zur Gilf, zum Beginn der Schlucht und da gäbe es eine seltsame Brückenkonstruktion, so etwas wie eine Brücke über der Brücke, über die man gehen müsse und dann noch ein Stück weiter durch die Schlucht an der Passer entlang.

Ich würde heute meine Frau treffen, das war genau der Spaziergang, den ich mit ihr machen wollte.

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Danach traf ich also meine Frau. Zum ersten Mal seit wir hier sind. Wie schon vor einigen Tagen geschrieben, beschlossen wir, uns nicht zu treffen, da sie engen Kontakt mit alten Menschen haben wird und bei dieser hohen Inzidenzzahl, ist es die bessere Idee, sich einfach mal nicht zu treffen. Einen Spaziergang wollten wir uns aber nicht entgehen lassen.
Dennoch ist es seltsam, sich zu treffen, sich aber nicht zu berühren.

Wir liefen über die Winterpromenade hinauf. Es gibt an der Passer die Winterpromenade und die Sommerpromenade. Die Winterpromenade liegt auf dem sonnigen Ufer und wird von einer schönen, in Jugendstil gestalteten Wandelhalle begleitet. Die Sommerpromenade hingegen ist eine schmale und steile Parkanlage mit einem Wegegeflecht auf der schattigen Seite der Passer. Dort ist es im Sommer immer kühl.

Am Ende der Promenade gelang man zur Gilf. Ja, die heisst wirklich so. Und nein, es treiben dort keine sexy Omas herum. Zumindest nicht deswegen. Ich weiss gar nicht genau, was die Gilf ist und warum die so heisst, das werde ich jetzt auch nicht googeln, aber die Gilf ist für mich immer dieser tropisch anmutende Teil der oberen Winterpromenade. Es wird dort auf einmal dunkel und feucht und es wachsen Palmen und andere grossblättrige Pflanzen.

Trotz der abgelegenen Lage kiffte es sich dort wegen der vielen deutschen Touristen immer schlecht. Deswegen zogen wir uns meist auf die andere Seite der Passer zurück.

Meine Frau und ich suchten den Aufstieg zum Passerfritz, wir sahen zwar die seltsam überbaute Fussgängebrücke, wir verstanden aber nicht, wo das zum Passerfritz führen sollte. Also entschieden wir uns für den anderen Weg zum Pulverturm hinauf. Von dort aus kann man über ganz Meran und das Etschtal hinausschauen. Man kann den Pulverturm besteigen. Er ist zwar nur ein hohles Mauerwerk, aber innen gibt es eine metallene Treppe die zu einer Aussichtsplattform führt. Das wissen nur wenige Menschen, deswegen ist es da oben meist leer.

In der Sonne ist es immer angenehm warm, sobald die Sonne verschwindet kühlt es allerdings aus. Als die Sonne hinter den Bergen verschwindet, begleite ich meine Frau nach Hause und ich gehe zu meiner Mutter. Danach gehe ich zu meiner Schwester und den Neffen. Wir wollten Sushi essen und danach das Pokalspiel gegen Köpenick schauen.

Ich habe ein schlechtes Gefühl. Die beiden Neffen sind Hertha zugeneigt, aber Hertha schreibt momentan einfach eine Kackstory. Wir haben einen seltsamen Investor, haben viele Millionen und spielen dabei schlecht und die ganze Welt findet uns lächerlich. Ich weiss genau, wie die Kommentatoren kommentieren werden, wenn wir ein schlechtes Spiel abliefern.
Und genau so geschieht es. Wir verlieren 3:2 und ich schalte mit dem Abpfiff den Fernseher aus.