Heute brachte ich die Hündin das erste Mal ins Büro. Damit fuhr sie auch zum ersten Mal Ubahn. Es ist wichtig, sie an all diese alltäglichen Dinge zu gewöhnen. Die laut einfahrende Ubahn betrachtete sie von zwischen meinen Füssen aus. Ich kann mir schon vorstellen, dass so ein röhrendes, gelbes Metallteil Ehrfurcht auslöst. Sie wollte dann auch keineswegs durch die Tür in den Wagen. Ich musste sie hineintragen. Es ist sicherlich einfach nur ein Gewöhnungsprozess. Die Fahrt verbrachte sie dann relativ entspannt zwischen den Füssen auf dem Boden.
Am Brandenburger Tor stiegen wir aus. Auf dem Pariser Platz legte sie einen ordentlichen Hundehaufen hin. Nach diesem Erfolgserlebnis posierte sie für mich vor der Kamera mit dem Brandenburger Tor.
Der Weg vom Tor zum Büro ist etwa ein Kilometer lang. So eine lange Strecke ist sie bisher noch nie gelaufen.
Im Büro funktionierte es sehr gut mit ihr. Sie liebt diese langen Räume mit Teppichböden. Zuhause haben wir ja einen glatten Holzboden, da schlittert und rutscht sie ständig beim Toben. Sie genoss es sichtlich schnell zu rennen und abrupt zu bremsen oder scharfe Kurven zu nehmen ohne auszurutschen. Sie drehte total durch. Irgendwann war sie kaputt davon und legte sich zwischen meinen Füssen.
Mittags traf ich eine Freundin und wir machten einen Spaziergang durch den Tiergarten. Wahrscheinlich wieder einen Kilometer. Diesmal aber mit Pausen. Meine Hündin liebt Kaninchenkotkugeln. Auch so ein Ding. Sie nimmt alles in den Mund. Das werden wir ihr abgewöhnen müssen.
Als ich zurück ins Büro kam, war unser ehemaliger Büroboxer im Büro. Sie vergötterte den dreimal so großen Boxer. Und der Boxer sie.
Nach Feierabend traf ich meine Frau wieder am Frankfurter Tor in diesem neuen Brewdog Pub. Die Hündin war von den vielen Kilometern, dem Toben mit dem Boxer und schließlich dem aufregenden Ubahnfahren ziemlich kaputt. Während meine Frau und ich uns ein paar Bierchen zischten, lag sie platt und ausgestreckt wie ein Kuhfell auf dem Boden.
Ich liess mich von dieser Kaputtheit anstecken und war den Rest des Abend zu faul, den Tag aufzuschreiben und weil ich darüber hinaus faul blieb, schaffte ich es nicht, den Eintrag am Samstag nachzuholen. Sorry, liebes Tagebuch.
Samstag.
Welpenschule. Wir lernten diesmal wie man einem Hund das Essen wegnimmt. Eine Standarddisziplin. Hätte ich gerne eine Woche früher gelernt, dann wäre die Sache mit dem Biss vielleicht nicht passiert. Für das Training gab es Kadaverleckerlis. Das ist wirklich a thing für Hunde. Kadaverleckerlis, die wie geräucherter, süßer Zehenkäse riechen. Die Trainerin sprach von hochwertigen Leckerlis.
Aufgrund der Erfahrung von letztem Sonntag hatte ich ein bisschen Angst vor der Übung. Die kleine Wolfin Hündin hing wieder wie hypnotisiert an dem Stück Kadaver, aber diesmal liess sie es sich ohne weiteres wegnehmen. Vielleicht war der Vorfall der letzten Woche wirklich nur unter Stress entstanden und dass sie in Wirklichkeit nicht bissig ist. Das rede ich mir ständig ein, um ein besseres Gefühl zu haben, aber das heutige Training, bestätigt die Vermutung.
Nach der Schule ist sie wieder platt und schläft eine ganze Weile.