Das Bett war eisig kalt. Sobald man aber ein paar Sekunden drin lag, ging es. Man durfte bloss nich Gliedmassen unter der Bettdecke hervorlugen lassen.
Danach schlief ich wie ein Lämmchen.
Am Morgen gingen das Tier und ich hinaus. In der frühen Morgensonne hinunter zu den Auen des Flusses. Der Nebel hing in den Bäumen überm Wasser. Die Hündin schnüffelte nach den vielen unbekannten Gerüchen. Am Ufer fand sie Elchkot und schnappte nach einem eigroßen, braunen Knödel. Ich wusste nicht, dass sowas schmeckt. Das Verhalten soll nicht unüblich sein, wie ich später erfahre.
Wir wollten heute ins Dorf fahren, vielleicht ist es aber keine gute Idee, wenn ich daran denke, wie gerne sie sich im Auto übergibt.
Ich mag diese Jahreszeit hier sehr. Ich kannte bisher nur den Hochsommer in Schweden. Da steht das Gras hoch und muss ständig gemäht werden, die Bäume tragen dichtes Laub, überall schwirren Insekten und alles ist satt. Das ist mir alles zu viel. Im Mai kann man vom Haus aus das ganze Flussufer sehen, im Sommer hingegen ist alles verwachsen und überhaupt: man kann viel besser sehen, wenn nicht immer alles so grün ist.
Ich möchte am Fluss eine neue Badestelle ausfindig machen. Die jetzige Badestelle ist mir zu steil und über dem Winter ist der Fluss wieder über die Ufer getreten und hat dabei die Holztreppe und die Bohlen weggerissen. Einmal fanden wir die Treppe etwa 100m landeinwärts auf einer Wiese.
Die Schwiegermutter erzählte mir, als Kinder hätten sie immer etwa 200m flussaufwärts gebadet. Ich konnte mir nie vorstellen, dass man flussaufwärts einen besseren Zugang zum Wasser haben würde, weil dort alles zugewachsen und verwuchert ist. Aber jetzt im Frühling sieht man, dass da das Ufer wesentlich flacher und geschützter ist, als da wo sich die Badestelle heute befindet. Ich glaube aber, dass man die alte Badestelle aufwendiger pflegen muss, was heisst, man braucht bessere Gerätschaft um das Gras und den schilfartigen Bewuchs kleinzuhalten. Im Sommer, wenn man hier ist, ist das meistens zu spät, weil die Vegetation an ihrem Höhepunkt steht. Vermutlich wurde jene Stelle deswegen im Laufe der Zeit aufgegeben. Die neue Badestelle liegt direkt an der Wiese, die vom Pächter gemäht wird. Dort ist das Ufer aber zu steil. Zu steil für mich jedenfalls. Ich bin kein guter Schwimmer.
Ich habe noch keine Lösung dafür, es sind nur Gedanken.
Am Vormittag kommt der Elektriker um den Brunnen in Betrieb zu nehmen. Wir sollen das in Zukunft selber machen können. Es gibt etwa tausend Dinge zu beachten. Wir dokumentieren jeden dieser tausend Schritte. Fotografisch und auf Papier.
Als er geht, haben wir Wasser. Auch warmes Wasser.
Nach dem Essen fahren wir dann doch ins Dorf ein paar Einkäufe zu erledigen. Auch um Bier zu kaufen. Alkohol kann man in Schweden ja nur unter der Woche im Systembolaget kaufen. Das Systembolaget hat immer eine exzellente Auswahl an alkoholischen Getränken. Vor allem beim Bier. Während es in deutschen Supermärkten zwar viele Biere in der Masse gibt, beschränkt sich die Auswahl auf hunderten gleichschmeckenden Hellen und Pilsen, einige Weizens und das eine oder andere Dunkle oder Zwickels. Die Auwahl an BIerstylen ist in jedem Dorf-Systembolaget undgefähr fünfmal so hoch.
Das Dorf ist etwa 20 Kilometer entfernt. Die Einkäufe muss man also mit dem Auto erledigen. Wir nehmen unser Tier mit, da wir sie in der fremden Umgebung noch nicht so lange alleine lassen wollen. Zuhause lassen wir sie schon mal 20 Minuten alleine. Hier würde das länger dauern.
Der Elchkot bleibt glücklicherweise im Magen des Tieres.
Und plötzlich ist es Bier o’clock. Wir öffnen uns ein Bier und setzen uns in die frische Frühlingssonne. Es ist heute windig, der Wind ist kalt, aber mit Jacke und Mütze ist es angenehm. Jetzt wo die Bäume noch keine Blätter tragen sieht man von unseren Sesseln aus den Fluss. Das ist sehr schön.
Heute schaffen wir es mit dem Heizen. Es geht jedoch nicht so einfach, der Herd stammt aus dem neunzehnten Jahrhundert und das angeschlossene Heizsystem aus, was weiss ich, aus lange vergangener Zeit. Aber nach mehreren erstickten Anfeuerungsversuchen, bleibt das Feuer am Leben und das Haus kommt auf Temperatur. Das Abendessen verspeisen wir ohne Jacken. Es wird wohnlich.