[Donnerstag, 29.12.2022 – eccetera eccetera, Preisselbeermarmelade, Eierlikör]

Am Nachmittag fuhren wir ins Centroitalia an der Greifswalder, um Zutaten für Silvester einzukaufen.

Ich bestelle selten auf italienisch. Erst recht nicht im Restaurant. Ich finde das affig. Vor allem gegenüber den Mitmenschen an meinem Tisch, wenn ich auf italienisch loslege, sehet her, parlo so flüssig wie olio d’oliva, ausserdem finde ich es überheblich, die anderen verstehen es nicht und das Personal spricht auch deutsch, es gibt keinen Grund, auf italienisch zu bestellen, ausser um fuckable zu sein. Ich bin zwar gerne fuckable, aber dafür gibt es subtilere Wege.

Heute im Centro Italia an der Fleischtheke bestellte ich auf italienisch. Ich stand da in einer Herthajacke, vermutlich fühlte ich mich nicht sehr fuckable, ich bestellte quattrocento grammi di prosciutto, quattrocento grammi di Salame con finocchio, quello con quei cosi bianchi piu grossi, si si, quello li. USW. ECC. ECC.

Ich gab so viel Geld aus, dass ich eine vakuumierte Packung mit eine Variation von geräucherten Fleischwaren dazugeschenkt bekam. Am Ende fragte mich der Mann hinter der Theke, wo ich denn so gut italienisch gelernt hätte. Ich spräche ja fast akzentfrei.
Fast akzentfrei. Das kränkte mich dann doch. Aber es geschieht mir recht. So offensiv unitalienisch wie ich mich immer gebe, habe ich auch kein Recht darauf, mich mit akzentfreiem Italienisch zu sonnen wenn mir danach ist. Ich hätte es nicht tun sollen. Ich sagte, ich käme aus Bozen, das sei ein bisschen Italien, aber nur ein bisschen. Er fragte, was man in Bozen denn sonst spräche, ich sagte, da spräche man zum einen Ladinisch und eine Art österreichisches deutsch. Das wusste er nicht. Und das ärgerte mich. Es ist genau diese seltsame Nationalberauschtheit, die mich an in Italien immer so nervt. Dabei kam er aus Perugia, das ist nicht der entfernte und abgehängte Süden, von wo aus alles nördlich von Napoli wie ein anderer Kulturkreis aussieht.

Danach fuhren wir zu Ikea, weil ich noch Preisselbeermarmelade für die Köttbullar am Samstag brauchte. Lingonsylt heisst das. Es ist nicht das Gleiche wie Marmelade, Sylt ist etwas flüssiger als Marmelad (das es in Schweden auch gibt) und kommt nicht aufs Brot. Den Unterschied lernte ich erst heute kennen. Wieder was gelernt.

Sylt hin oder her. In Wirklichkeit hatte ich vor allem Lust auf Hotdogs.

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Bald kommt Silvester. Wir hatten uns vorgenommen, die Insta Storiy von unserer Hundetrainerin zu dem Thema zu schauen. Die Story hat sie in ihren Highlights, man kann sie also immer abrufen. Wir setzten uns also dienstbeflissen ans Telefon und schauen gespannt auf die Tipps. Dann empfiehlt sie doch tatsächlich, dem Tier Eierlikör zu geben. Anfangs verarbeite ich diese Info einigermassen amüsiert, wie man beispielsweise eine Satire schaut, aber es wird mir schnell bewusst, dass das ernst gemeint ist. Ich bin nicht empört, auch wenn ich gerade so klinge, ich bin nur belustigt und etwas ungläubig. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das tun werde. Meine Frau findet das lustig. Später bei Edeka schmeisst sie eine kleine Flasche Eierlikör auf das Band. Wir wissen aber noch nicht, ob wir ihr das geben. Zur Not trinken wir es einfach selbst.

4 Kommentare

  1. Ich habe grad mal gegoogelt „Eierlikör+Hund“ und habe trillermillionen Einträge dazu, inkl. Martin Rütter empfiehlt…. Mir fällt dazu ein: Hundefutter ist Eierlikör definitiv nicht, also eigentlich nicht geben. Eierlikör könnte Medizin sein, also wohldosiert geben. Würde ich Alkohol trinken, um mich zu beruhigen? Eigentlich nicht, also warum dann dem Hund? Oder ganz pragmatisch: was schadet dem Hund mehr: wohldosierter Eierlikör oder ordentliche Panik? Mein eher schreckhafter Hund bekommt keinen Alkohol aber ich plane seine Pfote zu halten, aber wir wohnen auch am Rand von Berlin. In der Stadt stelle ich mir das schwieriger vor.

  2. Es wäre natürlich nur eine mögliche Notfallmassnahme. Bisher wirkt sie ganz entspannt.

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