Dann habe ich Knochenschallkopfhörer gekauft. Weil ich sie in den Regal bei Saturn nicht finden konnte, fragte ich einen Mitarbeiter danach. Der sagte: bittewas? Kopfhörer, die den Schall über den Knochen transportieren? Hat er noch nie davon gehört. Er rief den Spezialisten für die Audioabteilung herbei. Der kannte sich aus und zeigte mir das Fach mit den drei Kopfhörern. Ich fand das phantastisch. Nach kurzer Beratung kaufte ich das wasserdichte Modell für 99€
Es ist nun nicht so, dass der komplette Schall über die Knochen transportiert wird. Wenn ich mir die Finger in die Ohren stecke, verschwinden vor allem die Höhen, diese werden offenbar immer noch über das Trommelfell geschmuggelt, es sind also eher die Mitteltöne und der Bass, die, so gut es geht, auf den Schädelknochen übertragen werden. Aber eben nur zum Teil.
Das ist nicht schlimm, wichtig ist mir, dass ich jetzt keine Stöpsel mehr im Gehörgang tragen muss. Meine Ohren mögen das nicht, es ist ständig was los in meinen Ohren. Kleine Entzündungen, Trockenheit, Aufgerautheit. Ich gebe den In-ear Kopfhörern die Schuld. In ein paar Wochen were ich sehen, ob ich richtig lag.
Abgesehen davon gibt es noch zwei andere Vorteile: zum einen wird das Trommelfell entlastet. Ich höre seit Teenagertagen gerne laute Musik über Kopfhörer. Trotz ständiger Warnungen aus Fernsehen und dem Mund von Erwachsenen, ist mein Hörsinn immer noch ziemlich gut intakt, aber es schadet nicht, das Trommelfell in Ruhe zu lassen. Im besten Fall habe ich noch ein paar Jahrzehnte vor mir, es lebt sich besser mit gutem Gehör.
Und der zweite Vorteil ist, dass man den Verkehr besser wahrnimmt. Auf dem Fahrrad höre ich immer laute Musik. Das ist nicht besonder klug, aber leise Musik hört man eben nicht so gut. Durch die Knochenschalltechnik ist das Ohr praktisch offen und es gibt nichts, das weggefiltert wird. Falls ich noch ein paar Jahrzehnte vor mir haben will, kann es nicht schaden, beim Radfahren die Umgebung besser wahrzunehmen.
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Am Abend treffe ich mich mit Frau Modeste im Due Forni auf eine Pizza. Wir haben uns schon ewig nicht mehr alleine getroffen. Früher gingen wir ständig zu zweit aus, mittlerweile fast nur noch mit unseren Ehepartnern oder mit anderen Freunden. Wir rätseln darüber woran das liegt. Zum einen sicherlich an Corona, aber auch ein bisschen am Alter. Und bei mir liegt es auch an der Hündin. Abends um 9 werde ich neuerdings immer müde und spiele mit dem Gedanken mich ins Bett zu legen um ein Buch zu lesen. Vom Buch lese ich dann zwei Zeilen und schlafe ein. Morgens zwischen 5 und 6 bin ich dann wieder hellwach. Ich gehe überhaupt nur noch selten abends weg.
Auch im Due Forni war ich schon ewig nicht mehr. Früher war ich da auch fast jede Woche. Es muss ein anderes Leben gewesen sein.
Da fehlt mir tatsächlich etwas die Vorstellungskraft. Hört die Umwelt dann die laute Musik nicht mit?
Es wird in der Tat ein bisschen mehr Audio nach aussen abgegeben, als mit herkömmlichen Kopfhörern. Aber trotzdem hört man in der Ubahn oder im Freien davon nichts. In einem leisen Raum allerdings ein bisschen.