[So, 12.2.2023 – Notfall im Park, endlich ein Sieg, Berlinwahl]

Am Abend waren meine Frau und ich mit Freunden für die Operette eingeladen. „Die Rache der Fledermaus“. Eine Verballhornung des Richard Strauss. Soll sehr lustig und gut sein.
Meine Frau sagte aus Gesundheitsgründen bereits gestern Abend ab. Ich wollte noch beobachten, wie ich mich im Laufe des Sonntages fühle, da ich mich am frühen Nachmittag immer noch nicht fit fühlte und einen anstrengenden Husten habe, beschloss ich auch, abzusagen. Ich hatte einmal Husten im Theater, damals lief ich vor Verkrampfung grau an. Ausserdem muss ich am Montag in die Firma, es schadet nicht, mich zu schonen.

Wegen der Operette hatte ich den Gang ins Stadion gestrichen, ich würde das Spiel zuhause schauen. Vor dem Spiel hatte ich eine kurze Runde mit der Hündin eingeplant. Die Runde uferte allerdings etwas aus. Ich unterhielt mich mit einer älteren Frau, mit der ich mich bereits neulich einmal gut unterhalten hatte. Sie selbst hat keine Hündin, aber sie ist mit einer Frau befreundet, die ihren jungen Dobermann regelmässig in meiner Nachbarschaft ausführt. Mit der Hundebesitzerin habe ich kaum Kontakt, aber mit dieser Freundin geriet ich wieder in ein anregendes Gespräch. Während wir so den Hunden nachschauten und uns über die heutige Berlinwahl unterhielten, geriet der Dobermann ihrer Freundin und ein kleiner Terrier in einen wilden Streit. Ihre Freundin versuchte dazwischenzugehen und plötzlich gab es einen Schrei. Sie hielt sich ihre Hand mit einer blutenden Wunde. Der Terrier hatte sie verletzt. Nicht aus Bösartigkeit, sondern im Eifer des Gefechts. Die Frau war geschockt, der Besitzer des Terriers war geschockt. Die Frau, mit der ich redete übernahm das Management der Situation. Ich hielt mich ein bisschen Abseits, für mich war die Situation klar, die beiden sollten Nummern tauschen und die Frau sollte in die Notaufnahme. Easy. Aber man entschied sich dazu, den Krankenwagen zu rufen. Die managende Frau bezog mich mit ein, ihre Freundin sei wackelig auf den Beinen, ich solle sie zur Parkbank begleiten. Dienstbeflissen, wie ich bin, tat ich das natürlich. Der Terrierhalter kam natürlich mit, er war spanischsprachig, er sagte alle 5 Sekunden, wie sorry es ihm sei, abwechselnd auf englisch und deutsch. Dann kam schon der Krankenwagen mit Sirene und Blaulicht, die Sanitäter nahmen die Frau ins Krankenhaus mit, es musste also eine Regelung für den Dobermann getroffen werden. Die managende Frau hatte keine Erfahrung mit Hunden, sie wollte nicht mit dem Hund alleine sein, deswegen wurde die Tochter angerufen. Die Frau bat mich, die Zeit bis zur Ankunft der Tochter mit ihr zu überbrücken. Dienstbeflissen wie ich bin, tat ich das natürlich.

Ich kam aber rechtzeitig zum Spiel nach Hause. Wir gewannen mit einem unglaublichen 4:1 gegen Gladbach. Die Mannschaft spielt wieder leidenschaftlich wie im Herbst. Diesmal sogar mit spektakulären Toren, drei davon vom eigenen Berliner Nachwuchs geschossen, alles Jungs um die Zwanzig. Eine schöne Sache ist das. Davon war sicherlich Marton Dardais Tor das Schönste. Heute war sein 21. Geburtstag und dann knallte er die Kugel aus 35 Metern unter die Latte ins Netz.

Den Abend verbringe ich auf dem Sofa, aber eigentlich beobachte ich nur die Hochrechnungen der Senatswahl. Das lokale berliner Politikspektrum finde ich sehr deprimierend. Dürfte ich wählen, dann würde ich niemandem wirklich gerne meine Stimme geben. Die berliner Lokalpolitik empfinde ich seit Jahren als unfassbar provinziell. Es wird vermutlich wieder auf rot-grün-rot hinauslaufen. Ich kann einigermassen damit leben. Das Personal finde ich aber furchtbar.