[Sa, 11.2.2023 – Emma Thompson, der Mann mit dem Verbaldurchfall]

Wir schauten „Stunden mit Leo“, den Film in dem Emma Thompson sich einen männlichen Sexworker mietet. Der Film stand schon seit langem auf meiner Liste. Er greift viele interessante Themen auf. Lust, Konventionen, Vorurteile, Selbstliebe und das Alter. Der Film macht das ganz okay. Die Dialoge drehten sich manchmal aber zu sehr und zu lange im Kreis. Dennoch ist ein wichtiger Mainstreamfilm, vor allem, weil eine geachtete Frau wie Emma Thompson das Thema aufgreift.

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Ich fühle mich immer noch nicht gut. Fieber ist zwar weg, aber gesund fühle ich mich deswegen noch nicht. Trotzdem muss ich ja mit der Hündin raus.

Seit drei Tagen treffe ich wieder den Mann, der ständig über seine Gefühle redet. Auch wenn ich nie mehr über ihn berichtete, nervte er mich zunehmend. Vermutlich berichtete ich deswegen nie mehr über ihn. Seine aggressive Hündin hat immer noch keine Fortschritte gemacht und was ich anfangs als Offenheit im Umgang mit seinen Gefühlen interpretierte, empfinde ich nur noch als Verbaldurchfall. Er redet und redet, immer mit einem emotionalen Unterton und seit er von meiner Hertha-Sozialisation erfahren hat, will er ständig mit mir über Fussball reden. Er ist Bayernfan und flirtet ein bisschen mit Köpenick. Anfangs sagte er noch ständig, dass er Hertha ja eigentlich hasse und Union ja einen viiel besseren Job mache, da er mein Desinteresse an einem Gespräch über Hertha vs Union nicht verstand, sagte ich ihm irgendwann mit einem sehr genervten Unterton, dass ich der falsche Gesprächspartner bin, wenn er Hertha nicht mag und über Hertha reden will.

Dann sah ich ihn einige Wochen nicht mehr. Seit drei Tagen taucht er aber in dem kleineren Park auf, den ich neuerdings bei meiner Morgenrunde besuche. Als er mich am ersteb Tag wiedersah, sagte er: aaaaah, ich habe ja wenig Hoffnung. Er sagte das mit einer Mischung aus freundlich eingekleideten Gehässigkeit und Dummheit.
Ich wusste natürlich, dass er die sportliche Situation bei Hertha meinte. Ich sagte „Hi“ und ignorierte ihn. Man kann immer so schön den Hunden zuschauen.

Also Hoffnung, wiederholte er, wegen Klassenerhalt undso. Dabei grinste er und machte gleichzeitig einen besorgten Blick.
Ich sagte ihm, ich habe keine Lust mit dir über Hertha zu reden.
Er sagte OK, gut, war nicht böse gemeint.
Dann redete er aber weiter, dass die Entlassung von Bobic keine gute Idee gewesen sei, der sei ja Profi gewesen undsoweiter.
Ich antwortete nicht, ich schaute meinem Hund beim Spielen zu. Er merkte, dass mich das Thema nervt, er korrigiert sich auf „vielleicht keine gute Idee“.
Schau, sagte ich, das kannst du gerne in deiner Bayernblase machen, aber wenn du mit mir hier noch reden willst, dann machst du das halt besser nicht.

Dann hörte er auf. Für das eine Mal.

Heute wollte er über den Investor reden, der seine Hertha Anteile verkaufen will. Und über dieses neue Investorenkonglomerat. Fügte aber gleich hinzu, das kann ja nix werden, die wollen ja nur mitreden.

Ich habe keine Handhabe gegen diesen Mann.

6 Kommentare

  1. Ja, da kann ich voll zustimmen, Bayern Fantum ist für Unsympathen, Leute die nicht verlieren können etc. Gute Charactere, habe ich beobachtet, sind idR für 1860 oder dann gleich für Augsburg oder den Club. In unserem Kindergarten hatten Eltern ihr Kind mit der vollen Minimontur der FCB in den Fasching geschickt, da fällt mir auch nichts mehr ein. Unsympathischstes Kostüm aller Zeiten, das Kind selbst kann vermutlich wenig dafür. Die Spieler in München auch eher unbeliebt bis natürlich auf die Klassiker wie Mehmet Scholl oder Roque Santa Cruz. Aber seit ca. 10 Jahren beschäftige ich mich sowieso noch weniger als vorher mit Fussball, nur die Lager diverser Kollegen sind mir in Erinnerung geblieben. Und erinnere mich noch an die Krisenzeit in den 90ern als der FCB dauernd verloren hat, das war immerhin interessant.

    • Da steckt schon ein bisschen Wahrheit drin, aber ich kenne auch gute Bayernfans. Das war jetzt nicht als FCB-Rant gemeint.

      • Ja, das sind sicher nur meine Gefühle und generellen Eindrücke zu dem Thema, die, da habe ich den Eingangssatz unglücklich formuliert, erst mal nichts mit den Gefühlen und generellen Eindrücken dieses Blogs zu tun haben. Es muss nicht auf jeden einzelnen Bayern Fan zutreffen. Fühlte mich nur stark an einzelne Gespräche erinnert, die ich so mitangehört habe. Ich hab selbst keine Lieblingsmannschaft.

  2. … Kopfhörer!
    Kopfhörer — offensiv getragen — sind das ultimative Mittel gegen aufdringliche Schwätzer.
    Offensichtlich geht dir der Kollege doch auf die Nerven.
    Sperr ihn also aus.
    Gruß
    Jens

    • Wenn ich mit dem Tier unterwegs bin, muss (oder will) ich gut hören können. Sonst guter Plan.

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