Gestern brachten wir Altkleider zum Forckenbeckplatz. An der südwestlichen Ecke des Parks hat sich eine Kleidertausch-Ecke etabliert. Menschen aus der Nachbarschaft legen oder hängen dort alte Kleider sowie alte Wertgegenstände an den Zaun, damit andere, oder Bedürftige, sie weiternutzen können.
Das Konzept scheint zu funktionieren, es stehen dort immer Leute, die etwas spenden, oder etwas mitnehmen. Wir brachten Hosen, Pullover und Tshirts hin. Zwei Tshirts hing ich etwas demonstrativer auf, zum einen ein St.Pauli Tshirt, also das mit der Piratenflagge und ein Tshirt von meiner Arbeit. Das Tshirt meiner Firma trägt den Aufdruck zweier Chilis, die von Feuer umsäumt werden. Die Chilis sind das populärste Logo auf unserer Datingplatform, es symbolisiert „ich finde dich heiss“ und man kann das Symbol einem Profil, das man heiss findet, aber nicht den Mut oder die Muße hat, es anzuschreiben, verteilen. Schwule Männer in Berlin, oder zumindest solche die Benutzer unserer Platform sind, werden das Logo sofort erkennen. Für die anderen bedeutet es vermutlich scharfes Essen. Auch gut.
Das St.Pauli Tshirt hingegen ist bereits 20 Jahre alt und ich trug es genau ein einziges mal. Ich kaufte es damals, als ich in Hamburg wohnte. Dieses Symbol der Piratenflagge und dem St.Pauli Schriftzug ist schon sehr ikonisch, sehr stark, auch plakativ, es war mir aber immer too much zum Tragen, vor allem in Hamburg, aber auch anderswo. Daher blieb es immer im Schrank. Aber hier im Kiez laufen viele Punks herum, ich bin mir sicher, dass das Tshirt eine stolze Besitzerin gefunden hat.
Eine halbe Stunde später kamen wir zurück und schauten, ob von unserer Spende bereits etwas mitgenommen wurde. Wir stellten fest: es war nichts mehr von uns da.
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Am Abend telefonierte ich mit meiner niederländischen Exfreundin. Sie hat den Roman zu Ende geschrieben und der Text liegt jetzt beim Lektorat. Der interessierte Verlag will, dass sie sich eine schriftliche Genehmigung von mir einholt, weil sie meine Person und meinen Namen in den Text eingebaut hat. Ich sagte zu, ich vertraue ihr blind. Sie schlug trotzdem vor, mir die relevanten Passagen vorzulesen. Es geht viel um die Zeit, als sie ständig nach Afrika reiste, um die Abschiede, darum wie wir einander prägten, eigentlich alles nur schöne Dinge, manchmal privat, aber das ist nicht schlimm, es kam nicht einmal Sex darin vor, zu dem Punkt hätten wir eventuell über Details verhandeln müssen, aber das war ja nicht der Fall.