Ah, was ich gar nie erwähnte: ich suche schon seit längerer Zeit eine Organisation, die Besuchsdienste für alte Menschen vermittelt. Ich habe bald wieder mehr Zeit. Ich mag alte Menschen. Alte Menschen sind voller Geschichten. Ausserdem sind alte Menschen immer ein bisschen aussen vor.
Im Internet fand ich eine Initiative, die ich anschrieb. Unter der Woche erhielt ich eine Antwort. Die Antwort bestand aus einer langen Reihe an Fragen. Zu welchen Zeiten ich könne, ob ich auch Demenzkranke besuchen würde, ob ich Frauen oder Männer präferiere, welche Bezirke für mich infrage kämen usw. Ich antwortete, dass ich fast nur abends kann, also ab etwa 18 Uhr, dass ich keine Erfahrung mit Demenz hätte, aber wenn es aus deren Sicht unbedenklich sei, dann sei das für mich auch OK, und was das Geschlecht betrifft, so bevorzuge ich Frauen, aber wenn der Bedarf bei Männern grösser sein, dann gerne auch Männer.
Heute kam die Antwort. Wenn ich nur nach 18Uhr könne, gäbe es leider keinen Bedarf. Aber zwei demenzkranke Männer ab 16Uhr. Jetzt muss ich überlegen. Werde wahrscheinlich aber absagen. Diese Uhrzeit kann ab und zu funktionieren, ich kann es aber nicht garantieren.
Am Abend waren wir mit Freunden im Neni am Zoo verabredet. Ich war schon ewig nicht mehr da, ich glaube, das letzte Mal vor zehn Jahren, aber vielleicht habe ich auch das Zeitgefühl verloren, vielleicht ist es nur fünf Jahre her. Wir reden mit dem Taxifahrer über UBER. Er beginnt zu schimpfen. Er untermauert sein Schimpfen aber mit vielen Fakten. Er erzählt Anekdoten von Überfahrern, die am Steuer einschlafen, die nicht richtig fahren können und vor allem erwähnt er die vielen sexuellen Übergriffe, die mit Uberfahrern offenbar passieren. Das wusste ich nicht. Ich finde es vor allem bedenklich, dass eine einzige Firma den internationalen Fahrdienst zu kontrollieren beginnt. Für mich ist das keine gute Entwicklung. Auch wenn ich sonst immer jede Innovation sofort aufgreife, bei Fahrdiensten bin ich immer beim Taxi geblieben. Ich finde an Uber wenig innovativ, ausser, dass sie die Appbenutzung bei Fahrdiensten eingeführt haben.
Im Neni bestellen wir eine riesige Auswahl an Mezzes. Ich könnte mich ja in levantinischer Küche baden. Allerdings bin ich nicht unbedingt Fan von Hummus aus Roter Bete. Das Hummus aus Kichererbsen und Mangopuree finde ich allerdings gelungen.
Übrigens mag ich nachts die Sicht aus dem Neni, oder auch aus der Monkeybar nebenan. Weil man sich hier um 13. Stock am Rande des Tiergartens befindet schaut man gerade so über die Gipfel die Bäume hinaus auf das leuchtende Berlin auf der anderen Seite des Tiergartens, als wäre es eine weit entfernte Stadt. Alex, Brandenburger Tor, Reichstagskuppel, Charite, wie ein entferntes Versprechen hinter dem finsteren Wald, den es zuerst zu überwinden gilt, wie in den Märchen, wo die meisten Prinzen dann aber elend verenden.
Auf der hinteren Fensterseite hingegen, bäm, Kudamm. Ohne Wald dazwischen. Aber das ist natürlich auch super.