Und dann war ich neulich einige Tage lang furchtbar deprimiert. Weil das Leben mir üble Scherze spielte, Scherze worüber ich einfach nicht lachen wollte.
In solchen Momenten hilft dann auch nichts anderes, als sich an der glorreichen Vergangenheit festzuhalten, an die Zeiten in denen ich ein Held sein durfte, in denen ich Häuser eroberte und die Welt rettete, vielleicht wären dann alte Hausbesetzergeschichten in mir hochgekommen die ich euch hätte erzählen können. Ich wollte mich ans Fenster setzen, mit bedeutungsschwangerem Blick mich mit beiden Händen an meinem Brecheisen festhalten und eine Zigarette rauchen, die Momente an denen ein Mann ein Mann ist.
Das Brecheisen ja, mein Brecheisen, das gute alte Ding, das mich durch all die Jahre hindurch, über eine Dekade hinweg, begleitet hat. Es hat alle meine Frauen überlebt, es hat die spektakulärsten Türen in Utrecht und Amsterdam aufgebrochen, die Spijkerstraat, das Duitse Huis, die Häuser an der Ganzenstraat. Wenn ich einmal ein alter Mann sein werde, so malte ich es mir immer aus, werde ich meine Enkelkinder auf den Schoss nehmen und denen mein schweres, nach Öl riechendes Brecheisen zeigen, und Ihnen dann erzählen wie wir damals die Druckerei in der Wittevrouwenstraat eingenommen haben und die Piratenflagge gehisst.
Doch als ich zielstrebig meinen Kleiderschrank öffnete um die alte, rote und abgewetzte Eisenstange aus dem Schrank zu holen, lagen dort lediglich ein paar weisse Hemden und zwei Krawatten. Daraufhin warf ich den Schrank auf den Kopf. Nichts. Ich durchsuchte die dunklen Ecken meines Arbeitszimmers. Nichts. Unterm Sofa: nichts. Zur Sicherheit guckte ich noch, ob ich das Brecheisen vielleicht nicht doch all diese Jahre unter dem Kopfkissen bewahrt hatte: nichts.
Es fühlt sich ein wenig an alsob mein Penis um einige Zentimeter geschrumpft sei. Ich habe mein Brecheseisen verloren.
Respekt: ein Brecheisen verschlampen, das schafft nicht jeder.
Vielleicht „bricht“ somit ein neues Zeitalter für Sie an, Herr Mek. Das nach der Eisenzeit.
es ist nicht schlimm, wenn du es nicht wiederfindest, denn du bist innerlich stark wie ein brecheisen:)
interessant, diese verknüpfung von brecheisen und primären geschlechtsmerkmalen, wenige tage nachdem ich mich einem gast gegenüber genötigt gesehen habe, zu sagen: Großer Gott, mit DEM Schwanz kann man ja zur Not auch mal ´ne Tür aufbrechen.
Vielleicht das Werk von Einbrechern?
denken sie nochmal nach. vielleicht haben sie es nur verliehen, das brecheisen.
Hoffentlich passiert mir das mit meinem Kuhfuß nicht auch. Der fängt nämlich gerade leicht an zu rosten.
Lässt mich aber locker.
Erschreckend, irgendwie.
wie kann ein ding, das dem herren derart grösse verliehen hat, nur so einfach davon schleichen? müsste es nicht auf samtkissen gebettet unter dem schweren glas einer vitrine ruhen. müde zwar und ein wenig verbraucht, aber im bewusstsein einer heldenhaften vergangenheit.
hm… ich kann die dramatik nachvollziehen, wenn das
schwertbrecheisen, als insignie und sichtbarer beweis männlichen mutes, verloren geht. das ist eine ernste sache. diesesschwertbrecheisen hätte eine dynastie gründen können bzw. als familienerbstück noch in tausend jahren in ehren gehalten werden können. :))aber nein, es soll nicht sein. vielleicht ist dies aber wirklich ein zeichen dafür, sich neue waffen zu suchen und auf anderen schlachtfeldern den (selben) krieg wieder aufzunehmen. die zeiten stehen wieder einmal auf sturm (stichworte: informationelle selbstbestimmung, vorratsdatenspeicherung, faktische anerkennung von folter, armee-einsätze gegen zivilbevölkerung…).
es gibt wieder genug möglichkeiten, seinen mut unter beweis zu stellen – auf geht’s!
gruß,
asleif
p.s.: das wort „armee-einsätze“ habe ich nur deshalb mit bindestrich getrennt, weil mir von den drei aneinanderhängenden „e“ schlecht geworden ist…