Schon seit Längerem will ich „Im Westen nichts Neues“ schauen. Ich war in all den Jahren immer zu faul das Buch zu lesen. Das lag sicherlich daran, dass ich die Kultur der Kriegskritik bereits in jungen Jahren schnell langweilig fand, vor allem, wenn es den zweiten Weltkrieg betraf, da es zum Einen zu klare Zeichnungen von gut und böse gab, aber auch immer die Sicht der Helden darstellte, oder die Sicht der Guten, die sich gegen das Böse, den Nationasozialisten wehrten. Gegen Nazis zu kämpfen ist natürlich immer gut, aber als Kriegskritik funktionierte das für mich nie, ich wollte immer wissen, wann die Täter zu Tätern werden und wann es den Tätern bewusst wird, wann sie plötzlich Täter sind und was dann passiert. Wenn wir immer die heroische Sicht einnehmen, werden wir es nicht merken, wenn wir zu Tätern werden sollten.
Am Ersten Weltkrieg interessierte mich vor allem die Sicht der Konservativen darauf, weil ich verstehen wollte, warum die Leute damals, oder überhaupt, gerne in den Krieg zogen, denn Kritik an den Krieg das konnte ich selber, damit bin ich ja praktisch gross geworden. Ich las also Ernst Jünger. Nach hundert Seiten „In Stahlgewittern“ glaubte ich Ernst Jünger verstanden zu haben, die Erkenntnis langweilte mich aber, deswegen legte ich das Buch weg. Erich Maria Remarque las ich aber trotzdem nie.
Deshalb freute es mich, dass das Buch offenbar gut verfilmt wurde und dafür sogar mehrere Oscars gewann.
Der Film kommt mit keinerlei Heroik daher. Auch der äussere Feind bleibt sehr abstrakt, es gibt auch wenig gut und böse, es zeichnet vor allem die Banalität, die Brutalität, die Sinnlosigkeit, vor allem in den Nahkampfszenen hat man immer das Gefühl die beiden Kämpfenden könnten genau so gut an einem Tisch sitzen und Karten spielen, aber weil sie unterschiedliche Uniformen tragen, töten sie einander.
Es gibt wenige Überraschungen. Dennoch ist es ein gut durchkomponierter, nie langweiliger Film über junge Männer, die wie Ameisen eine Aufgabe erfüllen, weil sie es müssen und weil sie denken, dass das jetzt ihre Aufgabe ist, dieser Mangel an Perspektive, immer die Verteidigung eines bestimmen Wertes vor Augen. Und es ist alles schlimm.
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Mein Neffe Arthur wurde heute 15. Wie jung wir damals waren.