Den Samstag über in der Wohnung rumgehangen. Ich hatte schlecht geschlafen und fühlte mich kraftlos. Nebenher lief der Livestream vom Bachmannpreis. Die Texte gefielen mir beide nicht so, obwohl einer davon (Laura Leupi), einen der Preise gewann. Ich fand den Text im ersten Anlauf zu proklamatorisch, wenig poetisch. Das Thema sexueller Missbrauch und das Patriarchat sind natürlich ein sehr wichtiges Thema, aber der Tonfall und die Sprache erinnerten mich zu stark an Streitschriften, die mein Umfeld und ich in den Neunzigern fabrizierten. Nun war Laura Leupis Text sicherlich besser und feiner, aber ich kam nie über diesen Vergleich hinaus. Ich habe mich aber auch nicht wirklich mit dem text beschäftigt.
Am Abend traf ich Freunde. Ich hatte das leichte Session IPA aus Schweden mitgebracht. Vom Alkohol wurde ich aber nur noch müder. Ich vertrage zur Zeit sehr wenig.
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Am Sonntag fuhr ich endlich Kayak. Wir waren in Eiswerder verabredet, das ist eine dieser vielen Inseln auf der Havel bei Spandau. Es wundert mich, dass das kulturelle Berlin, oder das Szene-Berlin oder das Berlin-Berlin oder wie auch immer man das nennen mag, sich nie auf diese Gegend ausgeweitet hat. Diese Landschaft aus teils verlassener Industrie und Wasser und Brücken und Brachen hat irgendwie alle Zutaten für das, was Berlin für mich früher immer ausmachte. Mittlerweile werden aber die ersten Wohnviertel hochgezogen und überall zeichnet sich Bautätigkeit ab, vermutlich landet die Gentrifizierung hier bevor sich die Szene überhaupt niederlassen konnte.
Kayaken fand ich übrigens super. Wir hatten stellenweise etwas viel Wind und jetzt habe ich leider einen Sonnenbrand. Sonnenbrand, das muss man sich einmal vorstellen. Die Sonne war nur zweimal kurz hinter den Wolken hervorgekommen, aber meine Schultern sind jetzt rot. Glücklicherweise trug ich ein Tanktop, da habe ich wenigstens nicht die ollen Tshirt-Demarkationslinien.
Zum Kayaken selbst fällt mir jetzt nichts gescheites ein. Es wären nur ein paar pathetische Gefühle darüber, wie ich über das Wasser gleite.
In Spandau kann man überall nur mit EC bezahlen. Nur zur Info. Nach dem dritten Restaurant, das unsere VISA-Karten nicht akzeptierte, beschlossen wir „in die Stadt“ zu fahren. Für mich gilt meist: bloss nicht nachgeben. Wenn sie merken, dass sie Einnahmen verlieren, überlegen sie es sich vielleicht. Das hat aber noch nie geholfen.
Auf dem Weg nach Hause geriet ich dann in die Fahrraddemo und blieb mit dem Auto anderthalb Stunden hängen. Gerade ich, der sich immer über den Autoverkehr aufregt. Ich kam allerdings noch bis zum Mühlendamm am Ostbahnhof. Dort liess ich es allerdings sein. Ich sah, dass die Demo noch mindestens 45 Minuten dauern würde. Also schaltete ich den Motor aus und hörte einen sehr interessanten Podcast aus der WRINT-Reihe. Ein Interview von einem Wessi mit einem Ossi mit der sehr pauschalen Frage zu, nunja: was ist da gerade in Ostdeutschland los?