Es ist richtig kühl geworden. Heute betrug die Höchsttemperatur 16 Grad. Dazu wehte ein stürmischer Wind. Ich trug über dem Tshirt ein dünnes Jäckchen. Das trug ich im Juli schon lange nicht mehr. In meiner Kindheit war das im Sommer oft so, ich bin ja auf 1500m Meereshöhe aufgewachsen, im Sommer stieg das Quecksilber selten über 25 Grad und abends kühlte es immer schön aus. Hier ist es ähnlich. Wenngleich die letzten Sommer hier immer sehr heiss gewesen sind. Vor zwei oder drei Jahren betrug es im Juli durchgehend über 30 Grad.
Beim Morgenspaziergang mit der Hündin traf ich eine Rehkuh mit drei Kitzen. Wir spazierten über die Flussaue hinaus zu unserer Badestelle. Die Hündin und ich machen das jeden Morgen. Wir spazieren hinter die Scheune hinunter über den von mir freigemähten Weg, dann laufen wir über die Wiese zu dem neuen Ufer, auf dem ich die Brennnesseln entfernt habe, dort geht sie mit den Pfoten in den Fluss uns trinkt daraus, danach gehen wir weiter über die Flussaue zur Badestelle und dort schauen wir beide ein bisschen über den Fluss. Fast sowas wie ein Kontrollgang. Die Hündin trägt ein Ordungsamt-Gen in sich. Sie liebt diese Kontrollgänge.
Wenn wir fertig sind, schnüffelt sie die Gegend ab und springt im hohen Grass herum.
Als ich in den Flussauen stand und der Hündin beim Schnüffeln zuschaute, sah ich rechts von mir eine Rehkuh. Auch sie sah mich und blieb erstmal stehen. Ihre Aufmerksamkeit widmete sie aber eher meiner Hündin, die etwas weiter weg den Boden abschnüffelte, sie wusste wohl, dass von dem kleinen Raubtier die wesentlich grössere Gefahr ausging. Als ich die Kamera zückte um es zu filmen, sprangen auch drei kleine Rehkitze aus dem hohen Gras hervor.
Bevor die Hündin das mitbekommen würde, beschloss ich sie zu mir zu rufen und wir gingen zurück hinauf in den Wald zum Haus. Sie hatte von all dem nichts mitbekommen.
Am Nachmittag sassen wir zusammen und gingen alle Unterlagen zum Haus durch. Alles muss umgeschrieben werden. Strom, Müll, Versicherungen, Internet. Die Bankdaten und Postadressen müssen geändert werden. Möglicherweise werden wir die Sickergrube irgendwann stilllegen müssen. Das Plumsklo können wir zwar weiterverwenden, aber das normale Abwasser, also das Grauwasser, darf nicht mehr in eine gewöhnliche Sickergrube einfliessen. Die neue Gesetzeslage sieht vor, dass alle Häuser, die nicht an die Kanalisation angeschlossen sind, ein 3-Kammer-System bauen lassen müssen, das dann alle paar Jahre durch einen LKW geleert wird. Das betrifft sicherlich hunderttausende solcher Häuser im ganzen Land bis hinauf nach Lappland. Das macht uns ein bisschen Angst. Ein 3-Kammer-System, das von LKWs geleert werden muss, das klingt als würde man eine Kanalisation für ein kleines Rom bauen müssen. Aber eine schnelle Recherche im Netz beruhigt, es sind überschaubare Kosten. In der Regel bezahlt man 3000 EUR, manchmal etwas mehr, vielleicht 5000.
Ein 3-Kammer-System hätte auch den Vorteil, dass wir ein normales Wasserklosett einbauen könnten. Auch eine charmante Idee. Ich komme mit dem Plumsklo zwar ausreichend zurecht, aber ehrlicherweise hatte ich bisher noch keine wirklichen Notsituationen zu meistern. Ich will mir nicht vorstellen, eine Magen-Darm-Seuche auf einem Plumsklo austragen zu müssen. Oder wenn man dringend, nachts, bei Regen und Kälte mit Bauchkrämpfen die hundert Meter hinunter zum Klo laufen muss. Letzteres ist mir vor ein paar Jahren mal passiert. Fand ich nicht gut. Aber es ist eben nur einmal passiert.
Für die Nacht habe ich sonst einen Nachttopf. Ich muss ständig nachts die Blase leeren.