Heute schrieb ich wieder an der Hausbesetzergeschichte weiter. Durch die Erinnerungen an meinen Job als Torwächter stiess ich auf einige Fotos jenes Hauses und ich stecke wieder in den Erinnerungen drin, es ist ein guter Moment den Text fertigzustellen. Diese Geschichte erschien irgendwann 2005 oder 2006 in diesem Blog als dahingerotzter Vierteiler. Es ist die Erzählung über ein altes Haus am Springweg in der Utrechter Altstadt, das wir in den Neunzigerjahren drei Mal besetzten. Im Zuge dieser Besetzungen geschahen einige bemerkenswerte Dinge und bereits während des damaligen Dahinrotzens merkte ich, dass diese Geschichte einen etwas grösseren Rahmen braucht und so gab ich dem Text ein paar Jahre später mehr Raum. Es gab so viel zu erzählen. Zwischen 2013 und 2018 abeitete ich in mehrere Abschnitten an dem Text. Im ersten Coronawinter beendete ich eine erste Rohfassung, die ich zwei Freundinnen zum Gegenlesen gab. Diese Fassung beträgt mittlerweile 97 Buchseiten, sie ist also längst kein Blogtext mehr, auch keine Kurzgeschichte, sie ist zu einer Novelle herangewachsen. Das Dumme an diesem Text ist nur, dass in ihm immer noch diese Dahingerotzheit durchscheint und ich weiss nicht so recht, wie ich das rausbekomme.
Ich beschloss heute, dem Text einen weiteren Schliff zu geben, dabei merke ich aber, dass die Geschichte immer noch nicht auserzählt ist, es sind immer neue Details, die mir zu damals einfallen. Eine Freundin staunte neulich über den Torwächtertext, dass ich mich noch an so viele Details erinnere, sie erinnere sich kaum noch an etwas aus ihren frühen Zwanzigern. Darüber staune ich wiederum. Ich kann mich an fast alles erinnern. Und je mehr Erinnerungen ich hervorrufe, beispielsweise beim Schreiben, desto mehr Erinnerungen werden mit hochgezogen, als wären die Verknüpfungen zu anderen abgespeicherten Dateien in meiner internen Storage Hölle immer noch aktiv. Es ist wie eine Erinnerungskiste zu öffnen, weil man ein ganz bestimmtes Foto sucht und dann findet man noch all diese anderen Fotos und Briefe.
Aber diesmal möchte ich den Text beenden. Ich werden ihn das letzte Mal schleifen, dann gebe ich ihn in ein professionelles Lektorat. Danach schlaue ich mich über Online Publishing auf und veröffentliche den Text als Ebook.
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Mein Schreibtischstuhl ist hart. Ich kann nicht so lange darauf sitzen, und trotzdem sitze ich fast den ganzen Tag darauf, zumindest wenn ich zuhause sitze, es ist ein alberner Masochismus, mich auf diesem Stuhl zu quälen. Aber ich finde keinen halbwegs stylischen Bürostuhl. Je bequemer ein Bürostühl ist, desto unästhetischer. Immer. Am geilsten sitzen sich Chefsessel, aber die sehen sehr albern aus.