[Fr, 6.10.2023 – Nachgereichtes aus der Arktis, und allgemeiner Berlinblues]

So richtig happy war ich heute nicht. Zum einen liegt es an Berlin, aber vielleicht mehr noch allgemein an Deutschland, oder Mitteleuropa, oder Europa überhaupt, ach was weiss ich, ich habe einfach überhaupt keine Lust hier zu sein. Es wird vermutlich ein paar Tage dauern, es geht sicherlich wieder vorbei. Ich habe den Berlinblues ja schon länger. Aber das ist eine andere Geschichte.

Ein Highlight gab es allerdings. Wir trafen unsere Hündin wieder. Gegen elf Uhr gingen meine Frau und ich die Hündin abholen. Wir waren die ganze Fahrt hin freudig erregt. Und sie freute sich unbändig.

Während der Arktisreise habe ich meine Socialmedia Kanäle sehr intensiv bespielt. Das war mir neu, aber eine lustige Erfahrung. Seitdem sind die Zugriffszahlen hier im Blog auch deutlich gestiegen. Ich fahre das aber alles wieder herunter, wenn man das Tagebuch also weiterlesen will, ist es ratsam, sich entweder das Weblog zu bookmarken (oldschool), oder einen Feedreader wie zB Feedly zu nutzen (praktisch, aber nur wenn man ihn auch für andere Seiten nutzt), oder als Email abonnieren, siehe rechts oder weiter unten.

Eigentlich wäre eine Integration in Socialmedia hilfreich, aber da gefiel mir bisher keine der Lösungen, ich muss mich nochmal aufschlauen.

Und sonst so:

Es gibt noch ein paar Dinge aus der Arktis, die ich mir notiert hatte. So muss ich korrigieren, dass Menschen aus Thailand die zweitgrösste ethnische Gruppe ausmacht. Das stimmt nämlich nicht. Es sind Menschen aus den Philippinen. Thailänder sind die drittgrösste Gruppe.

Dann hatte ich noch den irischen Kellner im Barentzpub notiert. Ich weiss aber nicht mehr, was ich darüber schreiben wollte. Er bereitete den zwei Frauen vor mir an der Bar zwei Cocktails zu und er erzählte dabei seine halbe Lebensgeschichte. Weil er aber so unfassbar langsam dabei vorging, dachte ich immer nur „du bist so unfassbar langsam, du bist so unfassbar langsam“, dass ich mich nur bruchstückhaft an seine Geschichte erinnern kann. Er wohnte jedenfalls seit zwei Jahren in Longyearbyen. Er kam zufällig hierher wegen eines Jobangebotes eines Freundes und jetzt ist er geblieben. Er überlegt, eine Cocktailbar zu öffnen.

Eine der beiden Frauen an der Bar war eine junge Frau aus Bayern mit auffällig roten Haaren. Ich traf sie zwei Tage später im Stationen, als ich am Tresen stand und auf die Rechnung wartete. Weil auch sie wartete und wir etwas unbeholfen voreinander standen, sprach ich sie an, dass ich sie im Barentzpub gesehen hatte, und neben ihr stand als der Kellner so unfassbar langsam Cocktails mixte. Sie sagte auch: „Unfassbar langsam!“. Das war lustig.
Sie war gerade seit drei Tagen hier, sie würde morgen zusammen mit einer Frau und weiteren fünf Männern von der Uni auf eine Expeditionsfahrt an die Nordküste Spitzbergens fahren. Sie erklärte aber keine näheren Details. Sie sagte nur, dass sie das schon das dritte Mal mache. Dann kam auch schon der Kellner.

Was ich sehr auffällig fand, waren die vielen einzeln reisenden Frauen. Neben der kürzlich erwähnten Frau in Rosa, sah man sehr oft einzelne Frauen, entweder am Frühstückstisch im Hotel oder in Bars oder abends im Restaurant. Ich weiss nicht ob das ein Ding ist. Oder auch reine Frauengruppen. Drei oder vier Frauen, die gemeinsam auf Reise zu sein schienen.
Männer nie. Männer waren nur im Paar- oder Familienverbund da.

Und dann die Hilfsbereitschaft der Leute. Sowohl bei Visit Svalbard oder die Expeditionshotline bei Hurtigruten, wie auch im Hotel oder überhaupt: die Leute machen schienen nie Dienst nach Vorschrift zu machen.
Die Frau namens Rimante von Visit Svalbard kümmerte sich darum, dass meine Buchung der Bootstour umgebucht werden konnte obwohl die Leute in Oslo sie bereits storniert hatten und musste dafür einigen Aufwand betreiben, dann ging es darum, dass wir aufgrund der Verschiebung zwei Dinge an einem Tag hatten, also die Bootstour und den Abend in Camp Barentz. Das Boot würde um 19Uhr im Hafen anlegen, der Shuttle für Camp Barentz würde uns aber um 19Uhr schon im Hotel abholen. Sie kümmerte sich darum, dass der Shuttle einfach eine Extrarunde zum Hafen fahren würde um uns abzuholen.
Mit Rimante schrieb ich noch eine Weile hinundher, dann rief sie mich auch noch einmal an, dass dies und das klappen würde.

Schon klar, die Shuttles in Longyearbyen sind nicht die BVG oder die Deutsche Bahn, aber Hurtigruten ist ein grosser, norwegischer Postschiff- und Touristikkonzern, so einen Service kriegt in Berlin nicht einmal eine Reederei hin, die sich nur um einen einzelnen Spreedampfer kümmern muss.

Ja, Berlinblues.