Ich habe wenig zu den gegenwärtigen Konflikten der Welt beizutragen. Ich kann nur Entsetzen beitragen. Deswegen äussere ich mich online auch kaum dazu. Ich kann nur das beitragen, was ich direkt beeinflussen kann. Beispielsweise mit der Frau aus Israel im Hundepark zu reden. Oder der Nachbarin zuhören, deren Mutter unweit von Gaza lebt. Oder davon, dass wir ein Fanclubmitglied vom Fanclub ausgeschlossen haben, da es auf Twitter antisemitisch randalierte und auch nicht bereit war zu reden. Das sind meine wenigen konkreten Berührungspunkte. Trotzdem beeinflusst es sehr stark mein allgemeines Empfinden, und meine Zuversicht für die nächsten Jahre.
Von der Nachbarin hatte ich gar nicht erzählt, fällt mir jetzt auf. Sie lebt schon seit über zwanzig Jahren in Deutschland. Seit einem Jahr leben wir Tür an Tür. Ihre Mutter wohnt eben unweit des Gazastreifens. Sie ist alt und sieht nicht ein, warum sie jetzt wegziehen sollte. Ihre Familie lebt ständig in Angst um sie.
Eine liebe, ehemalige Kollegin kommt aus Odessa und ist Jüdin. Sie und ihre Familie planten vor einigen Jahren, nach Israel auszuwandern. Teile ihrer Schwiegerfamilie wohnen bereits dort. Sie ist den Krisen doppelt ausgesetzt.
Ich sollte sie mal anschreiben. Fragen, wie es ihr geht.
Sonst halte ich es mit Sawsan Chebli, die schrieb: „Können sich bitte jene, die vor dem 7. Oktober keine Nahostexperten waren, auch jetzt zurückhalten und jenen die Bühne überlassen, die sich seit Jahrzehnten mit dem Konflikt auseinandersetzen? Da haben wir in Deutschland einige.“
Ich hatte vergessen, dass Sawsan ja Nachfahrin von Palästinenserinnen ist. Schön ist auch, dass das Blog „Letters von Rungholt“ wieder ein Zeichen von sich gegeben hat.
Und sonst so.
Wir planen gerade unsere Geburtstage. Unsere Geburtstage liegen ja nur zwei Tage auseinander. Meine Frau wird fünfzig, sie möchte gerne auf die Azoren. Wir hatten vor vielen Jahren einmal eine sehr schöne Geburtstagsreise nach Madeira. Daran denken wir gerne zurück. Damals haben wir diese Inselgruppe auf der Karte gesehen, die noch weiter im Atlantik drin liegt. Azoren. Das hielten wir fest, da wollten wir einmal hin.
Andererseits haben wir nicht viele Tage zur Verfügung, wir haben das Hundesitting noch nicht geklärt, für einen Kurzurlaub eignet sich vielleicht etwas Näheres besser, Finnland zB, meine Frau könnte sich ihren 50. auch am Polarkreis in Rovaniemi vorstellen. Ende Januar gibt es bereits fünf Sonnenstunden. Wir schauten uns einige Hotels an, entweder direkt in der Stadt, oder auch diese Hotels im Wald am See, diese abgeschiedenen finnischen Waldhotels haben schon etwas magisches, vor allem, wenn ich an die langen Winternächte denke. Ich möchte nur nicht jeden Abend mit einem Mietauto zum Restaurant fahren, das hatten wir einmal auf Sardinien, da konnte ich den ganzen Urlaub abends keinen Alkohol trinken, sowas mache ich nie wieder. Wir müssen noch ein bisschen recherchieren.