Eigentlich wollte ich vom Spiel gegen den KSC berichten, aber dann sass ich den halben Sonntag an einem Problem in der Firma. Deswegen fehlt mir jetzt der Elan, mit dem Text in die Tiefe zu gehen, aber ich will dennoch kurz darüber berichten, was für eine ungewohnte Stimmung im Stadion herrschte, wenn es sowas wie eine Fanfreundschaft zwischen zwei Fussballclubs gibt.
Zuerst gab es diesen gemeinsamen Fanmarsch, an dem ich aber nicht teilnahm. Üblicherweise finde ich mich anderthalb Stunden vor Anpfiff ein und eine Stunde oder Dreiviertel Stunde vorher betrete ich den Block. Diesmal war aber alles voll. Einer aus dem Fanclub schrieb zwei Stunden vorher etwas panisch im Chat, dass er es vermutlich nicht schafft, Plätze freizuhalten. Ich sass noch in der Sbahn am Alex, als ich das las.
Es gab keine Fantrennung und der Bereich der Gästefans befand sich dieses mal nicht im südwestlichen Teil des Stadions, sondern im Oberrang auf der Westseite der Nordtribüne. Dies in Anlehnung daran, dass sich deren Fanblock zuhause auch an dieser Stelle befindet.
Es wurde schon viel im Vorfeld dieser seit 1976 bestehenden Freundschaft berichtet. Weil Hertha und der KSC seit 11 Jahren nicht mehr in der gleichen Liga spielten, kam es aber auch nie zu einem gemeinsamen Spiel. Romantischerweise haben wir die Ligazugehörigkeit durch unseren Abstieg geändert und so kam es zu diesem wunderbaren Abendspiel bei Flutlicht. Dummerweise braucht der Karlsruher SC einen Sieg weil sie auf den Abstiegsrängen stehen und wir brauchen auch einen Sieg, weil sonst der Aufstieg immer weiter in die Ferne rückt.
Ich glaube, diese seltsame, friedliche Stimmung schwappte auch auf unsere Mannschaft über. Es wirkte alles ein wenig lethargisch. Auf den Rängen stimmten wir Wechselgesänge an. die Berliner Seite sang “Karlsruhe” und die KSC Seite sang “Hertha”, der KSC stimmte in Wechselgesängen unserer Lieder ein, was durch die Grösse des Stadions natürlich sehr zeitverzögert geschah.
Lass mich rechnen:
- Ein Spielfeld ist 105m lang
- Der Abstand der Kurve zum Spielfeldrand sind sicherlich 30 oder 40m
- Der Abstand vom Spielfeldrand auf der Längsseite zum westlichen Oberring sind sicherlich auch noch einmal 30-40m.
- Wegen der Luftlinie kann man vielleicht 30m abziehen
Also sind das 105+40+40-30= 155 Meter.
Bei einer Schallgeschwindigkeit von 343m pro Sekunde dauerte es ungefähr eine halbe Sekunde, bis unser Ruf im Gästeblock angekommen war und eine ganze Sekunde, bis wir die Antwort hörten. Das ist bei Fangesängen natürlich lustig. Und nicht sehr rhythmisch.
Zwischendurch sang auch das ganze Stadion ein Lief über Freundschaft, ich glaube, das ist ein Schlager. Das war etwas kitschig, aber ich liess mich dazu hinreissen, es schön zu finden.
Am Ende stand es 2:2. Wäre das Ergebnis nicht enttäuschend, wäre es immerhin romantisch.