Ich vergass zu erwähnen, dass meine Frau am Donnerstag auf Dienstreise fuhr und ich mit der läufigen Hündin alleine war. Das ist normalerweise kein so grosses Problem, ich würde einfach zuhause bleiben. Ich kann sie nämlich nicht gut ins Büro mitnehmen, da sie ja ständig blutet, was auf einem Teppichboden nicht sonderlich gut kommt. Am Donnerstag musste ich wegen der grossen Präsentation allerdings unbedingt ins Büro. Aufgrund des Bahnstreiks fürchtete ich mich allerdings vor der Fahrt in der Ubahn. Meine Hündin ist in der Ubahn zwar sehr entspannt, aber ich erwartete überfüllte Waggons in denen man mit einem Hund keinen Platz findet, weil alle einander auf den Füssen stehen.
Also nahm ich das Auto. Für die Strecke brauche ich üblicherweise 20 Minuten. Weil wegen des Streiks die halbe Welt auf das Auto umgestiegen zu sein schien, dauerte die kurze Fahrt etwas mehr als anderthalbe Stunden. Zwischen Straussberger Platz und Leipziger Strasse hing ich in einem fast drei Kilometer langen Organismus aus Blech fest. Ich weiss bis heute nicht, wie ich es schaffte, von der vierspurigen Karl-Marx-Allee links in die dreispurige Otto-Braun-Strasse abzubiegen. Ich war Teil eines trägen fliessenden Stroms aus Lava, Gehupe, genervten Menschen und Blech.
Am Abend beim Japaner durften wir aufgrund der Hündin nicht zu nahe an der offenen Küche sitzen. Die Hygienevorschrift. Aber sie wurde lieb behandelt, sie bekam Wasser und Liebe.
Am Freitag hatte ich einen anstrengenden Tag, aber immerhin im Homeoffice. Abends fand die Mitgliederversammlung meines Fanclubs im Fanhaus an der Cantianstrasse im Prenzlauer Berg statt. Weil die Mitgliederversammlungen immer so lange dauern, nahm ich das Tier natürlich mit. Das fand sie gut. Es gab im Fanhaus viel zu erkunden und sie spazierte durch die Reihen der Anwesenden, wo sie sich Streicheleinheiten abholte. Einem folgte sie aufs Klo. Das fand der aber nicht so lustig, weil sie sich offenbar am Pissoir zwischen seine Beine stellte. Pissoirs fand sie immer schon spannend. Diskretion ist aber nicht ihr Ding. Deshalb pfiff ich sie immer zu mir wenn jemand aufs Klo ging.
Heute kam meine Frau wieder. Wir machten einen langen Spaziergang im Kiez und setzten uns ins Backaro an der Proskauer Strasse, wo wir uns draussen auf den Stühlen bei spätherbstlichen Hochnebelwetter mit wärmenden Decken einen sommerlichen Aperol Spritz gönnten.
Um acht Uhr waren wir mit den Nachbarn von gegenüber und Freunden verabredet. Wir assen Schnitzel im Alt-Wien in der Hufelandstrasse. Auch Frau Wortschnittchen war dabei, die jetzt wieder aus Chile zurück nach Deutschland gezogen ist. Gefühlt war sie vor 10 Jahren verreist, aber offenbar waren sie nur sechs Jahre lang weg. Es war schön, sie wiederzusehen. Ausserdem hat sie einen vier Jahre alten Hund. Unsere Hunde hatten sich bereits kennengelernt als meine Frau und ich in der Arktis urlaubten, da Frau Casino und Frau Wortschnittchen gemeinsam spazieren gegangen waren. Aber heute hatten wir beide unsere Tiere zuhause gelassen. Auch das andere befreundete Paar hat sich einen Hund zugelegt, der im Dezember bei ihnen einziehen wird.
Deswegen redeten wir ständig über Hunde.