[Fr, 24.11.2023 – der traurige Clown, Barbaren]

An der Ampel gibt es diesen traurigen Clown. Meine Hündin mag den überhaupt nicht. Das ist an der Ampel, wenn man aus der Karl Marx Allee kurz vorm Alex links in die Otto-Braun-Strasse einbiegt. Dort steht man manchmal zwei Ampelphasen lang. Das hat sich dieser traurige Clown zunutze gemacht und läuft während den Rotphasen mit Melone, Gehstock und einem Charly-Chaplin-Walk zwischen den Autos. Er is weiss geschminkt, hat einen mit schwarzer Farbe traurig gemalten Mund und wenn er am Autofenster steht, nimmt er höflich seine Melone vom Kopf, in die man das übrige Kleingeld werfen soll. Ich habe notorisch niemals Bargeld dabei, ich zucke daher immer mit den Schultern.
Jedes Mal höre ich es auf dem Rücksitz knurren. Meine Hündin mag den überhaupt nicht.

Heute sitze ich wieder in einem längeren Call mit dem Geschäftsführer in Amsterdam und diesmal reden wir über die Wahl und Wilders. Der Geschäftsführer ist homosexuell und das ist natürlich das erste, das ihn persönlich tangiert und worauf er in den letzten Jahren ganz besonders geachtet hat. Wilders und seine Partei sind nie stark als homo- oder transphob aufgetreten, sie haben aber in den Abstimmungen immer gegen die Interessen der Community gewählt. Wilders‘ Rhetorik ist hauptsächlich auf Migration und den Islam gerichtet, damit punktet es sich besser. Erschreckend ist auch, dass seine Partei in den grossen Städten erfolgreich war. In Rotterdam, in Den Haag, im Süden sowieso, aber auch in Dordrecht und Tilburg. Davon ausgenommen sind nur Amsterdam und Utrecht, sowie die nordischen Städte, also Groningen und Leeuwaarden und ein paar kleinere Städte in der Randstad, zB Leiden und Haarlem.

Migration, Migration, Migration. Die Angst vor den keulenschwingenden und rodenden Barbaren. Man hat der Angst so wenig entgegenzusetzen.

Abends kommen spontan zwei Freunde vorbei und wir schauen das Spiel gegen Hannover. Es ist ein gutes Spiel, aber am Ende geben wir eine 2:0 Führung aus der Hand und es endet 2:2. Es wird nichts mit dem Aufstieg. Aber das habe ich schon ein paarmal gesagt.