[Di, 30.1.2024 – die Sache mit dem Polarkreis, Rückflug, Hündin]

Montag war Rückflugtag und mir fehlte der Elan, die niedergeschriebenen Notizen in Form zu bringen.

Ich hätte ja gerne den Polarkreis überquert. Neben Wanderungen im Schnee war die Überquerung des Polarkreises das einzige wirkliche Vorhaben, das ich mir vorgenommen hatte. Es gibt kaum esoterisch-religiösen Gefühle in meinem Leben, aber diese magische Grenze der Sonnenwende fasziniert mich seit langer Zeit.

Ich habe sie oft mit dem Flugzeug überquert, aber sie füssläufig zu betreten ist eine ganz andere Dimension. Auch wenn ich jedes Jahr in Schweden bin, bedeutet das noch lange nicht, dass man die Linie einfach findet. Meist verläuft der Polarkreis irgendwo durch den skandinavischen Wald. Es gibt mehrere Waldstrassen, die vom Polarkreis durchkreuzt werden, aber dafür müsste ich entweder zwei Tage von Göteborg aus mit dem Auto fahren oder mit dem Flieger nach Kiruna oder Lulea fliegen und dort ein Auto mieten und noch einmal zwei bis drei Stunden fahren. Oder mit der Bahn, das sind auch 20 Stunden. Rovaniemi liegt hingegen 2km vom Polarkreis entfernt. Da bot es sich natürlich an.

Das Problem ist nur: Niemand scheint sich dort für den Polarkreis zu interessieren. Weder Taxifahrer noch Tourismusangestellte wissen, wo man den Polarkreis überqueren kann. Alle verweisen nur auf die Markierung im Santa Claus Village, aber dieses Weihnachtsmanndorf-Disneyland wollten wir tunlichst vermeiden. Dort gibt es eine Markierung im Boden und man kann sich gegen Entgelt sogar ein Diplom ausstellen lassen, dass man an jener Stelle den Polarkreis überquert hat.
Es ist gut zu wissen, dass ich nicht der einzige bin, der diesen Wunsch hat, diese Linie zu überqueren. Es ist aber deprimierend zu wissen, wie billig bedienbar so ein Wunsch ist.
Um es vorwegzunehmen: Nein, wir fuhren nicht ins Weihnachtsmanndorf.

Eine Alternative wäre es gewesen, ein Auto zu mieten und mit dem GPS Signal in den Wald zu fahren. Der Taxifahrer riet uns aber davon ab, ein Auto zu mieten, die seien bei diesen Wetterbedingungen immer schlecht bereift. Tatsächlich waren die Strassen, auch die Hauptstrassen, durchgehend mit Schnee bedeckt. Natürlich sagt ein Taxifahrer, dass Mietautos eine schlechte Sache sind, schliesslich sind die schlecht für sein Geschäft, aber es reizte mich auch wenig, irgendwo im Wald, bei minus zwanzig Grad und ohne Handyempfang mit dem Auto stecken zu bleiben. Ich habe viele Filme über Flugzeugabstürze in Alaska gesehen, ich weiss, was dann passiert.

Während unseres Aufenthaltes verfolgte ich den Plan nicht mehr stringent, aber ich schielte immer wieder auf den Verlauf der Linie und wo man sie vielleicht zufällig überqueren könnte. Der Flughafen war ein solcher Ort. Die Landebahn des Flughafens führt genau einmal durch 66,56°N. Da ist das Flugzeug noch am Boden. Es zählt also halb.

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Wir schrieben noch Postkarten. Wenn man Postkarten nach Deutschland schickt, kann man als Empfängerland „Germany“ schreiben oder das finnische Wort verwenden: Saksa. Genau. Saksa.

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Zurück in Berlin holte meine Frau die Hündin ab. Diese freute sich 5 Minuten lang wie eine Irre. Aber 5 Minuten später kippte irgendwas und sie schien zu schmollen. Dieses Schmollen dauerte noch den ganzen Dienstag lang. Sie frisst nicht mehr und sie verfolgt jeden unserer Schritte. Dabei hat sie in den Tagen unserer Abwesenheit gut und viel gegessen und hatte auch eine gute Zeit. Jetzt sind wir zurück und sie scheint uns zu bestrafen.