[So, 11.2.2024 – auf Skiern, Taylor Swift, Mine]

In meinen Notizen steht noch eine Zeile, die geht so:

Was ich in Rovaniemi gerne gemacht hätte:

Das schrieb ich am Flughafen Rovaniemi in meine Textdatei, während wir vor diesem grossen Fenster mit Blick auf die Rollbahn auf den Rückflug warteten. Es gab sehr viele Dinge, die ich mir vorgenommen hatte, das nächste Mal zu tun. Aber ich muss durch irgendetwas abgelenkt worden sein. Die Liste blieb leer und jetzt weiss ich nicht mehr, was ich da aufschreiben wollte.
Ich fühle mich jedenfalls mehrmals schlecht vorbereitet bzw. hatte ich oft das Gefühl, schlecht vorausgeplant zu haben. Es betraf vor allem Aktivitäten im Freien. Dabei meine ich gar nicht aufwendige Unternehmungen wie Snowmobil oder Skifahren.
Jetzt, wo ich “Skifahren” schreibe, merke ich, dass ich regelmässig ans Langlaufen dachte. Weil wir immer wieder Langlaufloipen überquerten. Manchmal kreuzten sie mitten im Wald unseren Weg. Ich komme ja aus einem kleinen Dorf, das an einem Skiliftsystem angeschlossen ist. Es gab auch einige Langlaufloipen. Da ich als Kind ein ausgesprochen aktiver Skifahrer war, verstand ich nie, warum Menschen es sich antun, sich auf Skiern schiebend fortzubewegen, wenn man auch von einem Berg herunterbrettern kann. Das schlimmste am Skifahren war immer, wenn man auf einer geraden Strecke ein Stück schieben musste. Wie spassbefreit musste man bitte sein, um so was zu einem Sport zu erheben. Die Langläuferinnen waren auch immer alte Menschen, vielleicht war das so etwas wie Reha.

Aber jetzt bin ich selber alt. Ich glaube, einen gewissen Spass darin zu erkennen. Ich wandere ja auch. Wandern fand ich als Kind furchtbar.

Aber gut. Wenn ich nächstes Mal nach Lappland fahre, dann werde ich das wahrscheinlich im Sommer tun. Keine Ahnung, was ich auf diese Liste schreiben wollte.

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Und sonst spielte heute Hertha gegen Fürth. Unser erster Sieg im neuen Jahr. Davor und danach putzten wir die Wohnung ziemlich gründlich. Dabei hörten wir Taylor Swift. Ich habe viel über sie gelesen und finde das Phänomen Taylor Swift wirklich sehr interessant. Die Musik erschliesst sich mir leider nicht richtig. Aber die Texte kommen mit einer gewissen Wucht daher. Klare, starke Zeilen. Meist über die Liebe. Unmissverständlich, nicht geheimnisvoll, sehr direkt, sehr klar. Aber ich nicht das Zielpublikum, weshalb die Wucht nicht auf mich einwirkt, ich erahne sie nur. Ich weiss aber nicht, ob das ihr Geheimnis ist.

Dann schalteten wir auf Mine um. Ihr neues Album wurde auf Spiegel Online so gut besprochen, dass ich neugierig auf sie geworden war. Ihre Lieder sind sehr unterschiedlich, sie greifen ein breites Spektrum auf, das mag ich. Sie scheint nicht festgelegt zu sein. Teilweise sind es harte Raps, manchmal klingt es wie rezitativ vorgesungene Lyrik, die von moderner Klassik untermalt wird. Ein bisschen intellektuell, auch schlecht gelaunt.

Was ich weniger mag, ist dieses verschämt klingende Deutsch. Das hört man in der zeitgenössischen deutschsprachigen Musik sehr oft. Dass die Texte so breiig vorgetragen werden. Als würde man der deutschen Sprache die Pünktlichkeit, die Ordnung und die Autoindustrie wegnehmen wollen. Dabei liegt die Stärke der deutschen Sprache gerade in ihrer klaren Betonung. Wie auch französisch. Man kann auf deutsch nicht so singen wie auf englisch oder spanisch.
Ich empfinde das als verschämt. Vielleicht ist das aber auch ein Stilmittel.

2 Kommentare

  1. Oh, wenn Du deutsch gesungen ganz klar und “unverschämt” hören möchtest: Dota Kehr, Sarah Lesch und Käpt’ Peng. Von Dota mag ich ja sehr, was sie aus Mascha Kaléko gemacht hat. Und auch die jüngere Generation hat mit Von wegen Liesbeth und AnnenMayKantereit ‘was zu bieten.

  2. “Als würde man der deutschen Sprache die Pünktlichkeit, die Ordnung und die Autoindustrie wegnehmen wollen.” 🙂 Sehr schön beschrieben. Ich vermute es ist in gewissen Bereichen der Musikproduktion ganz banal eine aktuelle Mode, ein Versuch, im Duktus lässiger zu wirken. Mir wird speziell bei den Damen auch zuviel lolitahaft gehaucht. Sprich: kein Vertrauen, dass die Sprechweise der Alltagssprache überzeugender sein könnte. Wenn die Persönlichkeit diese angestrebte Lässigkeit in sich trägt, ist das bei dezidierter Artikulation unüberhörbar. Lässt sich aber nicht produktionstechnisch herbeizaubern. Eine Charakterfrage. In diesem Sinne ist da z. B. Plewka ganz weit vorne (hier bei “Neuanfang” https://www.youtube.com/watch?v=4LKZLRBvUv0 ). Aber er bringt eben auch alles schon mit. Ich bin immer etwas verstimmt, wenn die Singstimme bei Singer/Songwritern anders artikuliert und betont als die Sprechstimme. Empfinde ich als “phony”.

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